myheimat Neusäß
Mein graubunter (Foto-)Alltag
Zweimal die Woche auf dem "Trainingsplatz"
Als Rentner kennt man den sog. "grauen Alltag" nicht mehr. Seit der tägliche Termindruck im Büro weggefallen ist, erscheint auch ein ganz normaler Dienstag oder Mittwoch alles andere als in graues Einerlei getaucht. Aufstehen ohne Wecker, mit dem Kumpel einen frühen Cappuccino nippen und danach eine Runde an der frischen Luft. Immer mit dabei: die Kamera! Mit dem Fahrrad oder wegen der größeren Reichweite mit dem Auto geht es zu lohnenden Motiven in der näheren Region: ans Flußufer, über Felder und Wiesen, zum Kloster oder auch über den einen und anderen Friedhof.
Wenn das Fahrzeug nicht zur Verfügung steht oder das Wetter nicht zu längeren Touren animiert, bleibt als nahegelegenstes Ziel der Entenweiher am Schmutterpark. Der ist nur 2 " Gehminuten entfernt und hinterläßt den besten CO2-Fußabdruck. Seit 4 Jahren bin ich mehrmals die Woche an dem nur wenige Quadratmeter großen Gewässer. Zunächst sind mir die auf den ersten Blick unscheinbaren Stockenten ans Herz gewachsen, seit ich auf den zweiten Blick die Schönheit dieser Wasservögel für mich entdeckt habe. Während vorrangig die bunt gefiederten Erpel attraktiver erscheinen, fotografiere ich inzwischen lieber die Weibchen, mit ihrem fein strukturierten Federkleid. Höhepunkt des Jahres sind aber ganz klar die Wochen, wenn sich flauschiger Nachwuchs einstellt.
Vor mehr als einem Jahr kam als optisches Highlight die zugewanderte vielfarbige Mandarinente dazu, die ich seitdem hundertfach abgelichtet habe und ganz aktuell zeigt sich jetzt fast täglich ein emsiger Eisvogel, der mit seinem schillernden Federkleid als Topmotiv prädestiniert ist.
So gesehen ist der Gang zum Weiher inzwischen auch zum fotografischen "Alltag" geworden, aber Routine oder Langeweile kommt nicht auf. Zu vielfältig sind die Eindrücke, die man beim längeren Beobachten der Tiere gewinnt. Dazu muß man viel Geduld wie beim Angeln mitbringen und akzeptieren, wenn mal eine halbe Stunde oder länger "nichts passiert" und man im schlechtesten Fall ohne Bilder nach Hause geht.
Das Einfangen guter Bilder ist meistens eine echte Herausforderung, aber gerade hier am Weiher lerne ich "Learning by Doing" als reiner Hobbyfotograf tagtäglich dazu. Auf programmgesteuertes Fotografieren kann man sich hier nicht verlassen. Die Lichtverhältnisse sind durch Reflexionen auf dem Wasser, durch starke Kontraste und Lichtwechsel, sowie durch die vielen schattenwerfenden Bäume stets problematisch. Andererseits benötigt man für "Actionfotos" aber sehr kurze Belichtungszeiten und nicht selten stoße ich deshalb an die Grenzen der Möglichkeiten, die meine Kamera bietet. Aber durch das intensive "Training" am heimischen Weiher beherrsche ich mein Fotogerät immer besser, das händische Eingreifen in die automatischen Funktionen, das Anpassen von Belichtungswerten und Verschlußzeiten an die jeweilige Szene oder das Umstellen auf manuelles Fokussieren klappt ohne die Kamera vom Auge zu nehmen. Auf diese "im Alltag" gewonnen Erfahrungen läßt sich später z.B. während der Urlaubstouren an den oberitalienischen Seen zurückgreifen und sie sorgen das ganze Jahr über für bessere Ergebnisse.
Aus diesem Grund werde ich weiterhin an "meinen" Weiher gehen und meine Beobachtungen im Bild festhalten. Meistens mit der langen Brennweite, denn erst aus dieser Perspektive erkennt man die detailreichen Strukturen im Federkleid der großen und kleinen Vögel, wenn man sich nur darauf einläßt. Anbei wieder eine kleine Auswahl an Bildern, die an nur zwei Tagen entstanden sind und die Vielfalt auf diesem feuchten Mikrokosmos zeigen.
Bürgerreporter:in:Helmut Weinl aus Neusäß | |
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