Gemeinsam für Neusäß
Interview mit der Aktionsgemeinschaft Neusäß
myheimat: Es war ein turbulentes Jahr, geprägt von vielen Krisen. Wie ist die Stimmung unter den Neusässer Gewerbetreibenden?
Aktionsgemeinschaft Neusäß (AN): Die Stimmung ist aktuell überwiegend gut, wenn das sicherlich auch nicht für alle Unternehmen gleichermaßen gilt. Aber das Weihnachtsgeschäft ist besser als erwartet. Wir freuen uns, dass viel von der Neusässer Kaufkraft auch in Neusäß bleibt - das ist ja auch eines der zentralen Ziele der Aktionsgemeinschaft (AN). Ansonsten haben wir als AN, aber auch alle lokalen Unternehmen und die Neusässer und Neusässerinnen als Gemeinschaft bewiesen, dass wir sehr gut gemeinsam und krisenfest durch diese turbulenten Zeiten kommen.
myheimat: Corona trat in diesem Jahr gefühlt etwas in den Hintergrund. Dafür machen die hohen Energiepreise, Lieferschwierigkeiten und die Inflation dem Handel und der Kundschaft zu schaffen. Inwiefern spürt das die Neusässer Wirtschaft?
AN: Die derzeit hohen Energiekosten sind natürlich für manche Branchen eine sehr große Herausforderung und existenziell bedrohlicher als die bekannten anderen Krisen in den letzten Jahren. Hier hoffen wir, dass die politischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass keine Firmen vordergründig deshalb aufgeben müssen. Und natürlich sind auch die hohe Inflation und die Lieferengpässe an manchen Stellen bedrohlich. Hier können wir lokal nur bedingt entgegenwirken. Aber aus diesen Krisen ziehen wir auch Lehren: Produktionen, die in nach Asien abgewandert sind, sollten wieder bei uns aufgebaut werden. Verfügbarkeit, Unabhängigkeit und Eigenständigkeit sind vielfach wichtiger als der günstigste Preis. Vor Ort einkaufen, produzieren und verteilen ist am Ende doch für alle das Beste.
myheimat: Das Maibaumfest konnte wieder wie gewohnt stattfinden. Wie war die Reaktion der Besucherinnen und Besucher?
AN: Ja, endlich. Das Maibaumfest heuer war nach zwei Jahren Fast-Stillstand die erste große Veranstaltung, die wieder mit Besuchern stattfinden konnte. Und das hat uns, aber auch allen anderen Beteiligten, große Freude gemacht. Gerade bei diesem Fest sind ja sehr viele Neusässer Vereine und Organisationen involviert: angefangen von der Freiwilligen Feuerwehr, dem ACO, dem TSV Neusäß über den Gartenbauverein, der Schreinerei Studnicka und vielen anderen Helfern. Hier kommen viele zusammen und organisieren das in bewährter Art. Das unterstützen wir als AN sehr, sehr gerne; zumal es neben dem großen Maibaum auch wieder einen schönen Kindermaibaum gibt. Auch wenn das Wetter heuer nicht durchweg perfekt mitgespielt hat, haben wir uns doch über die vielen Besucher gefreut und das gesellige Beisammensein sehr genossen.
myheimat: Im Sommer setzte die Aktionsgemeinschaft wieder die Schnitzeljagd und die Sandinseln um. Wie wurden die Aktionen aufgenommen?
AN: Wir waren nach dem letzten Jahr davon überzeugt, dass sich die beiden Aktionen wieder gut für den Sommer anbieten, coronabedingt unkritisch sind und wir damit Freude verbreiten können. Die Sandinseln mit den Liegestühlen und den Sonnenschirmen wurden wieder sehr gut von der Bevölkerung angenommen, viele Neusässer:innen haben diese Ruhepole während der Sommermonate genutzt und wir haben damit eine tolle Sichtbarkeit im Stadtbild. Das werden wir in den nächsten Jahren auch weiterhin umsetzen.
Die Schnitzeljagd hatte deutlich mehr Teilnehmer als bei der ersten Auflage – aber leider immer noch zu wenig für den Aufwand und die damit verbundenen Kosten. Es ist sehr schade, weil wir viel dafür getan haben, die Aktion publiker zu machen und heuer ja auch drei Schulen statt den Vereinen als Spendenempfänger vorgeschlagen werden konnten. So gewann die Realschule 500 € und die Grundschulen Täfertingen und Steppach je 250 €. Das Geld wurde uns wieder freundlicherweise von der VR-Bank Augsburg-Ostallgäu in Person von Thomas Fendt zur Verfügung gestellt. Und die Freude bei den Schulleitungen darüber war sehr groß. Aber auch die punktbesten Mitspieler konnten tolle Sachpreise gewinnen. Wir freuen uns, dass wir über 30 Teilnehmer mit Gewinnen überraschen konnten. Und durch das Feedback wissen wir, dass alle, die mitgemacht haben, von der Aktion auch begeistert waren. Wir haben gehört, dass einige die Schnitzeljagd mit einem Familienausflug in Form einer Radtour verbunden und dabei unbekannte Ecken in Neusäß gesehen haben. Da gibt es wirklich tolle Teilnehmerstimmen, deswegen fällt es uns schwer, diese Aktion künftig nicht weiter zu verfolgen.
myheimat: Die Schulen und Kindergärten sind bei der AN besonders im Fokus. Die Warnwestenverteilung am Anfang des Schuljahres hat ja schon Tradition. Was hat es mit den neuen Caps auf sich?
AN: Wir unterstützen besonders gern die Neusässer Schulen und Kindergärten, weil hier unsere Gegenwart und Zukunft liegt. Wir wollen allen Neusässern und Neusässerinnen, aber insbesondere den Familien, eine lebens- und liebenswerte Stadt bieten und stehen durch unsere diversen Aktionen auch im regelmäßigen Austausch mit den Einrichtungen. Die Erstklässler jedes Jahr nach den Sommerferien mit Warnwesten zu versorgen, hat sich inzwischen richtig etabliert. Das machen wir weiterhin sehr gerne, weil wir da mit wenig Aufwand einen kleinen, aber wertvollen Beitrag leisten können, um die Sicherheit auf den Straßen zu verbessern. Und gerade die Sichtbarkeit der Kleinen in den dunklen Wintermonaten ist uns da sehr wichtig. Und wir bekommen sehr positives Feedback dafür – und teilweise dann auch neue Anregungen.
So ist die Idee eines AN-Fahrradständers entstanden, den wir dank unserem Mitglied und Sponsors, dem e-bike-center, anschaffen und dem Kindergarten Täfertingen zur Verfügung stellen konnten. Weitere werden in Zukunft sicher folgen. Oder unseren neuen AN-Caps, die letztlich auch aus einer Anfrage heraus resultierten und wir gleich als gute neue Idee empfanden. So haben wir heuer mehrere hundert Kinder-Caps angeschafft und herausgegeben und natürlich gibt’s auch eine Erwachsenen-Version, die wir an unsere Mitglieder und über Aktionen verteilen.
myheimat: Neben vielen Aktionen steht die AN ja auch fürs Netzwerken und den Austausch. Ist das nun nach all den Absagen von Zusammenkünften jeglicher Art in den letzten Jahren wieder möglich?
AN: Ja, zum Glück. Denn das ist vielen AN-Mitgliedern zu Recht sehr wichtig. Neue Ideen, Kooperationen und Geschäftsentwicklungen entstehen häufig durch den guten Austausch. Für uns als Vorstand, aber auch für alle Mitgliedsfirmen sind deshalb die regelmäßigen Treffen und der gesellige Austausch ein sehr wichtiges Element der Gemeinschaft. Und das war in den zwei Jahren davor ja fast komplett und durchweg nicht möglich. So konnten wir uns nun heuer im Frühsommer wieder bei unserem Mitglied Villa d’Este auf der Sonnenterasse treffen und dabei auch persönlich unsere neuen Mitglieder begrüßen. Die Firma Stanke, die Glaserei Rohrig, die Rechtsanwältin Heike Kappes-Röder und Werner Thron, der das Femisport übernommen hat, haben uns dieses Jahr verstärkt. Im Spätsommer klappte endlich wieder der gemeinsame Besuch des Neusässer Volksfests, ein sehr unbeschwerter und schöner Abend. Und im Herbst konnte auch wieder unsere Mitgliederversammlung stattfinden; ebenfalls sehr wichtig, um intensiv miteinander im Austausch zu sein und die gemeinsame Arbeit abzustimmen. Diese Treffen und das Netzwerken dabei sind ein elementarer Bestandteil der Aktionsgemeinschaft.
myheimat: In der Neusässer Geschäftswelt war in diesem Jahr Bewegung. Einige Läden schlossen ihre Türen, andere zogen um, manchen entdeckten Neusäß als neuen Standort. Wie bewertet die Aktionsgemeinschaft diesen Wandel?
AN: Wandel gehört dazu und ist für das lokale Wirtschaftsleben gut und wichtig. Wir bekommen ja oft hautnah mit, wie schwierig es ist, seinen Standort zu wechseln, wenn die Räume zu klein werden oder die Rahmenbedingungen nicht mehr passen. Da sind wir froh um jeden, der dann trotzdem an anderer Stelle in Neusäß bleibt. Auch der Zuzug von neuen Firmen ist wichtig für unser lokales Angebot, denn jedes Geschäft stärkt das Einkaufsverhalten vor Ort. Und dazu gehört auch die vitale Entwicklung der Gewerbegebiete, insbesondere im Norden und der Neusässer Mitte. Wir begrüßen die meisten Veränderungen, freuen uns auf neue Chancen und Möglichkeiten und würden es begrüßen, wenn manche Veränderungen noch aktiver und schneller politisch begleitet werden würde.
myheimat: Endlich wieder Weihnachtsmarkt! Welche Aktionen hat sich die Aktionsgemeinschaft hierfür überlegt? Wie wichtig ist der Weihnachtsmarkt für den Wirtschaftsstandort Neusäß?
AN: Der Weihnachtsmarkt ist die längste Kulturveranstaltung der Stadt und immens wichtig, um der Bevölkerung Freude und Unterhaltung zu bieten, aber für viele Fieranten natürlich auch sehr wichtig, um gute Umsätze zu erwirtschaften. Wir freuen uns sehr darüber, dass heuer wieder ein „normaler“ Weihnachtsmarkt mit vielen Buden stattfinden kann und wir gemeinsam mit dem Kulturbüro Neusäß Neuerungen, die wir in den letzten Jahren begonnen haben, weiter fortsetzen können. Die Märchenstationen sind bei den Kindern sehr beliebt und mit den bodentiefen Scheiben in den Märchenbuden wurde das auch sehr sinnvoll weiterentwickelt. Wir als AN sorgen wieder für den Nikolaus, der an jedem Adventswochenende hunderte von Geschenksäckchen an die Kinder vor Ort verteilt und außerdem auch wieder sein Postamt betreibt, bei dem jedes Kind eine Postkarte einwerfen kann – und garantiert eine Antwort bekommt.
Außerdem haben wir heuer bereits zum 5. Mal die Christbaumaktion mit den Neusässer Kindergärten durchgeführt. 11 wunderschöne, individuell geschmückte Christbäume stehen entlang der Remboldstraße und laden zum Bestaunen ein .Wir haben die Kindergärten dafür wieder mit Bastelmaterial, Lichterketten, Kugeln, Gutscheinen für den Weihnachtsmarkt und Geschenken unserer Mitgliedsfirmen beschenkt. Und am Ende gab es für alle auch wieder eine Geldspende und einen tollen Preis. Auch diese Aktion hat mittlerweile Tradition, kommt bei den Einrichtungen und den Besuchern gleichermaßen gut an und besonders die Prämierung vor Ort hat uns wieder viel Freude gemacht.
myheimat: Trotz aller Krisen: Die Aktionsgemeinschaft will sicherlich auch im nächsten Jahr die Attraktivität von der Stadt hervorheben. Können Sie hierauf schon einen kleinen Vorgeschmack geben?
AN: Wir denken ständig darüber nach, was wir noch tun können, um die Attraktivität von Neusäß zu steigern. Schließlich haben wir dabei auch beschränkte finanzielle Mittel und machen neben unserer Arbeit alles ehrenamtlich. Deswegen freuen wir uns auch über jedes neue Mitglied und jeden, der sich bei uns engagieren möchte. Unsere traditionellen Feste vom Maibaum bis zum Weihnachtsmarkt werden wir wieder mit viel Leidenschaft umsetzen und unsere etablierten Aktionen wie die Sandinseln, die Warnwesten oder die Christbaumaktion fortsetzen. Daneben werden wir sicherlich auch noch weitere Fahrradständer und Caps anschaffen und rausgeben. Zudem gibt es jetzt schon weitere Ideen und sicherlich so manche Überraschung in der Zukunft, denn unser Ziel bleibt weiterhin, alles für eine lebenswerte und liebenswerte Stadt Neusäß zu tun mit einer lokalen Gemeinschaft, in der wir zusammenhalten, uns unterstützen und aktiv austauschen!