Hörspiel-Crossover: Dorian Hunter und John Sinclair ermitteln gemeinsam gegeneinander
Ein Crossover ist eine Handlungsüberschneidung. TV-Produzenten nutzen Crossover, um das Interesse an einer Serie und damit die Einschaltquoten zu erhöhen und neue Zuschauer für zwei Serien zu bekommen. Diese Verquickung zweier Serien wird auf dem Bildschirm überlegt und eher selten umgesetzt. Beispielsweise ermittelten die Teams von Hawaii Five-O und Navy CSI gemeinsam an einem Fall, der seinen Anfang auf Hawaii nahm und in der Festland-Serie erfolgreich abgeschlossen wurde. Seth MacFarlane lässt in zwei Folgen seine Charaktere aus Family Guy und American Dad aufeinandertreffen. Ebenso wie die Serienuniversen von Matt Groening, Die Simpsons und Futurama, gelegentlich miteinander verschmelzen. Wesentlich häufiger finden Crossover in amerikanischen Heldencomics statt. Eine Rarität sind sie in Hörspielen. In Folge 72 der Kinderhörspielreihe Benjamin Blümchen bringt Fernsehmaus Bino (einst Zuschauermagnet und quasi Sender-Maskottchen als Kabel 1 noch Kabelkanal hieß und üppiges Kinderprogramm sendete) den Elefanten auf Trab. Allerdings taucht Benjamin Blümchen in den zwölf Bino-Kassetten nicht auf – ein richtiges Crossover ist das also nicht. Jetzt wagen zwei Gruselserien für die Ohren das erste Crossover im deutschen Hörspielraum: Geisterjäger John Sinclair und Dämonenkiller Dorian Hunter.
Hunter versus Sinclair
Fest steht: Die beiden Experten für Übernatürliches wissen nichts voneinander, als sie sich auf dem Weg zu einem Altenheim begegnen. Zunächst arbeiten sie sogar mehr oder weniger gegeneinander – Hunter, um seine Tarnung als Angestellter des Bestatters Little nicht zu gefährden und Sinclair, weil er den Kollegen situationsbedingt als Feind wahrnimmt. Zum Showdown spielen sie sich jedoch die Bälle zu, wobei klar wird: John Sinclair von Scotland Yard hat weitaus mehr Erfahrung und Expertise in Sachen Geisterjagd – immerhin ist das Crossover mit dem Titel „Ein Leben unter Toten“ für ihn schon Folge 83 (basierend auf Taschenbuch Nummer 32). Ohne die Hilfe von Secret-Service-Mann Hunter in dessen 21. Hörspiel-Abenteuer „Herbstwind“ hätte die bekannteste Schöpfung von Autor Jason Dark allerdings wohl nicht überlebt. Da können sich die Spezialermittler nach überstandener Gefahr schon mal über den korrekten Plural von Ghoul kabbeln.
Jürgen Prochnow als Auslöser
Die Idee zum Crossover hatten Marco Sieper von Lübbe Audio und Dennis Ehrhardt. Sie wollten Jürgen Prochnow für eine Sprecherrolle gewinnen. Der Schauspieler spricht den mysteriösen Doc Rawson. Lübbe Audio und Folgenreich mit Hunter-Regisseur Marco Göllner nutzen weitere Potenziale einer gemeinsamen Produktion, denn Ehrhardt als Regisseur von Sinclair und Produzent von Hunter kennt beide Serien. Jedes Hörspiel erzählt die Geschichte aus der Perspektive seines Protagonisten bzw. bei Sinclair auch durch die Eindrücke seiner weiblichen Begleitung Lady Sarah Goldwyn. Trotzdem kommen auf beiden CDs etliche Passagen 1:1 vor. Die beiden Produktionen ergänzen sich also recht gut. Für glühende Fans von John Sinclair lohnt es sich demnach nur, das Abenteuer von Dorian Hunter zu kaufen, wenn ihnen der Dämonenkiller-Gastauftritt in Folge 83 gefallen hat und sie ein bisschen mehr über dessen Einstand zum Fall wissen möchten. Umgekehrt greifen Hunter-Fans nur dann zum Geisterjäger, wenn sie etwas mehr Futter möchten (die Sinclair-Folge dauert ca. sechs Minuten länger) und sich fragen, welche Überlegungen ihn zu einigen Aktionen während des Falles bewogen haben.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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