Das Miteinander steht im Vordergrund: Wie Vollwertbäcker Georg Schneider das Neusässer Traditionsunternehmen führt
In unserer Serie "myheimat vor Ort" stellen wir Neusässer Betriebe vor und werfen einen Blick hinter die Kulissen von Büros, Verkaufstresen und Produktionsstätten.
Der Ur-Großvater Bäcker, der Opa Bäcker, der Vater Bäcker: Als Außenstehender könnte man meinen, dass Georg Schneiders Weg bereits in der Wiege vorgezeichnet war. Tatsächlich lernte der heutige 42-jährige Chef das Bäcker- und Konditorhandwerk von der Pike auf. Schon als Jugendlicher half er in der heimischen Backstube mit. Der ausgebildete Bäcker und Konditor ist auch Meister in beiden Berufen und hat schon in den verschiedensten Betrieben Erfahrungen gesammelt. „Jede Backstube ist anders“, sagt Schneider. Auch die Schneidersche weist einige Besonderheiten auf.
„Wertvoll backen“ lautet der Slogan, mit dem sich der Vollwertbäcker ziert. Und in dem Wort wertvoll steckt alles drin, was Georgs Schneider Philosophie beschreibt. Das fängt bei den Backwaren an und hört im zwischenmenschlichen Umgang auf. Als sein Vater 1970 auf Bio umstellte, galt das noch als „total exotisch“. Dennoch setzte er auf Biogetreide, was für die damalige Zeit eher untypisch war. Bio fristete ein Nischendasein. Doch Georg Schneiders Vater vertraute auf die Art und Weise, wie Brot viele hunderte Jahre zuvor gebacken wurde. Dass er sich damit durchsetzte, beweist die Bäckerei heute. Zusammen mit dem Hauptsitz in Neusäß gibt es insgesamt zehn Filialen, davon einige mit Café. Rund 130 Mitarbeiter in Backstube, Verkauf und Verwaltung zählen zum Betrieb, davon sind viele langjährig dabei. Er wolle ein „ordentliches Miteinander“, betont er. Das umfasst sowohl die Mitarbeiter als auch die Gäste und Lieferanten. Ihm sei es wichtig, dass man sich ins Gesicht schauen könne. „Es soll rund laufen für alle Beteiligten“, sagt Schneider. Oder kurz: wertvoll.
Und das spiegelt sich auch in den Gebäcken wider. Für die Vollwertbrote wird das Getreide täglich frisch vermahlen, um daraus die verschiedensten Sauerteige zu bereiten. Erst wenn diese am nächsten Tag ihre volle Reife entwickelt haben, kann es mit dem eigentlichen Teig losgehen. Nach einer erneuten Ruhepause wird dieser von Hand gewogen, geformt und im speziellen Steinofen zu knusprigen Broten gebacken.
Natürlich gibt’s beim Vollwertbäcker Schneider nicht nur Brot. Egal ob knusprige Brezen, kernige Semmeln, feine Quarktaschen, süße Torten und deftige Snacks, die Schneider-Bäcker kriegen es gebacken. Mit viel Sorgfalt, Zeit, Liebe zum Beruf, Teamarbeit und einem Lächeln.
Im Jahr 2012 übernahm er die Leitung des Betriebes, der im Jahr 2019 das hundertjährige Firmenjubiläum feierte. Georg Schneider ist jemand, der gerne den Blick über die eigene Backstube hinauswirft. Als Mitglied in der Nationalmannschaft der deutschen Bäcker zeigte er von 2008 bis 2018 auf internationalen Wettbewerben, wie gut Brote und Semmeln aus Deutschland schmecken. Zweimal bekam er bereits den Staatsehrenpreis für das bayerische Bäckerhandwerk. Zudem ist stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung, prüft die Meisteranwärter auf ihr können und ist immer im regen Austausch mit Bäcker-Kollegen.
Es läuft rund beim Vollwertbäcker Schneider. „Ein Riesenthema“ sind aber derzeit die Rohstoffpreise. Da die Bäckerei langfristige Beziehungen zu ihren Lieferanten pflegt halten sich die Kostensteigerungen für Getreide im Augenblick noch im Rahmen, aber insgesamt steigen alle Rohstoff- und Energiepreise derzeit massiv an. Demnächst werde er seine Produktpreise anpassen müssen. Und dann ist das noch das leidige Thema Corona. Auch wenn er seine Bäckereifilialen niemals komplett schließen musste, ist es für ihn und seine Mitarbeiter eine sehr aufreibende Zeit. „Existenzängste hatten wir nie, aber unruhige Nächte schon“, bekennt Schneider und fügt hinzu: „Wir haben es immer hingebracht.“ Sicherlich auch aufgrund des guten Miteinanders.
Schneider ist ein Familienunternehmen. Georg Schneiders Mutter hilft noch mit und die Struktur ist familiär. Er selbst hat drei Söhne. Wächst hier die nächste Generation heran? „Sie sind noch zu klein“, sagt Schneider, als dass jetzt schon in die Zukunft geblickt werden könne.