Therese Rieger feiert ihren 100. Geburtstag

Viele Gäste freuen sich mit einem liebenswerten Menschen über 100 Jahre Leben

Sie mag es so gar nicht, dass sie der absolute Mittelpunkt ist: Therese Rieger aus Ellgau feiert ihren tatsächlich 100. Geburtstag und viele Gäste gratulierten. Herzliche Glückwünsche kamen auch von Sohn Erich und Schwiegertochter Luise. Dann kamen die Nachbarn und sogar die komplette Ellgauer Musikkapelle zum Gratulieren und Standkonzert. Bürgermeister Manfred Schafnitzel überbrachte die Grüße der politischen Gemeinde und überreichte einen bunten Blumenstrauß, in dem sich auch ein 100-Euro-Schein ("Für jedes Lebensjahr ein Euro"!) versteckt hatte. Ellgaus Gemeindeoberhaupt verlas auch ein Glückwunschschreiben des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein und überreichte sichtlich gerne auch eine Patrona-Bavariae-Medaille an die Jubilarin. Landrat Martin Sailer sprach ebenfalls durch den Rathauschef herzliche Glückwünsche an Therese Rieger aus. Als Geschenk des Landkreises überreichte Manfred Schafnitzel ein gefülltes Glücksschwein mit einer Grußkarte.
Am 28. Juli 1908 erblickte das Geburtstagskind Therese Liepert im schwäbischen Ehingen das Licht der Welt. "Ich war immer ein schwächliches Kind, a Heale wie sie selbst gerne erzählt. Aus der ersten Ehe des Vaters lebten noch fünf Stiefbrüder im Haushalt. Drei weitere Brüder und eine Schwester entstammen aus der zweiten Ehe des Vaters Johann Liepert mit seiner Ehefrau Kreszentia. Im Jahre 1929 verstarb die Mutter und auf der schwächlichen Therese lag von nun an eine große Last. Sie hatte mit ihren 21 Jahren für eine sehr große Familie zu sorgen. 1934 heiratete die Jubilarin Bartholomäus Rieger aus Ellgau. Aus der Ehe gingen die Söhne Richard und Erich hervor. Im Hause Rieger wurde sehr viel musiziert. So fanden von 1936 bis zum Jahre 1960 in der Küche die wöchentlichen Musikproben der Blaskapelle Ellgau statt. Meist - so wird berichtet - beobachtete Therese auf der Holzkiste hockend das lautstarke Treiben. Deshalb war es für die heutige Musikkapelle eine große Ehre, dem Geburtstagskind am Abend im Garten ein kleines "Standkonzert" zu spielen. Gerne wurden dabei auch "alte" Geschichten wieder erzählt und Fotografien bestaunt. Von 1940 bis zum Jahre 1945 wurde ihr Ehemann Bartholomäus in den Krieg eingezogen. Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges ging es auch bei den Riegers in Ellgau wieder geregelter zu. Bartholomäus arbeitete als Maurer und liebte die Musik. Die Therese versorgte die Familie, kümmerte sich um die kleine Landwirtschaft und um den großen Obstgarten. Ein Schicksalsschlag war für Therese Rieger der plötzliche Tod ihres Ehemannes im Jahre 1960. Der ältere Sohn Richard übernahm von da an die Dirigentschaft bei der Ellgauer Musikkapelle. Sohn Erich heiratete 1968, aus der Ehe gingen die drei Enkelkinder Richard, Karin und Martin hervor. Inzwischen gibt es auch den ersten Urenkel. Sohn und Schwiegertochter kümmern sich schon mehrerer Jahre um die Mutter und versorgen sie täglich. Ein schweres Los war sicher auch der plötzliche Tod ihres ältesten Sohnes Richard kurz nach ihrem 90. Geburtstag. Tapfer ertrug Therese Rieger auch diesen Schicksalsschlag. "Das Beten und der Gottesdienstbesuch haben mir über diese schwere Zeit geholfen" erzählt sie. Noch heute besucht sie regelmäßig den Sonntagsgottesdienst und ist am Gemeindeleben interessiert. "Leider lässt mein Augenlicht sehr nach und ich kann die Zeitung nicht mehr lesen" - erzählt sie schon etwas betrübt. Ihre Nichte Centa Kratzer, die sehr aktiv mit den Familienangehörigen zur Vorbereitung dieses schönen Geburtstagsfestes beigetragen hat, sagt: " Wie wir alle vermuten, wird sie die Aufregungen um ihren 100. Geburtstag locker wegstecken und sich über die vielen Geschenke freuen". Eine Jahrhundert Familien-Zeitgeschichte (bei ihrer Geburt regierte noch Kaiser Wilhelm) zu erleben ist nicht vielen Menschen gegönnt. Therese Rieger, der ältesten Einwohnerin Ellgaus und der gesamten Pfarreiengemeinschaft Nordendorf, ist dieses Geschenk gegönnt.