Wildtiere im Herbst – so bereiten sie sich auf den Winter vor

Igel | Foto: © Siegel / djv
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Schon wenn Nebelschwaden, kühlere Tage und herbstlicher Laubfall vom nahen Winter künden, bekommen viele heimische Tiere Nahrungs- und Temperaturprobleme. Ihr Stoffwechsel funktioniert nur in einem engen Bereich zwischen zehn und 40 Grad Celsius. Säugetiere besitzen zwar im Gegensatz zu Lurchen, Kriechtieren und Insekten die Fähigkeit, die Körperwärme auch bei sinkender Umgebungstemperatur zu halten, sie müssen ihrem Organismus aber genügend „Brennstoff“ in Form von Nahrung zuführen. Um das Defizit an Temperatur und Nahrung auszugleichen und die winterliche Notzeit zu überstehen, haben Tierarten die verschiedensten Überlebensstrategien entwickelt.

Den Winter verschlafen
Eine beliebte und effiziente Strategie die kalte Jahreszeit zu überstehen, ist der Winterschlaf.

Wer schläft, der braucht wenig Energie, muss wenig Nahrung aufnehmen und daher nicht raus in die Kälte. Echte Winterschläfer wie die kleinen Säugetiere Igel, Feldhamster, Siebenschläfer oder Murmeltier senken ihre Körpertemperatur extrem ab und atmen nur noch wenige Male pro Minute. Während des Winterschlafs beträgt zum Beispiel die Körpertemperatur des Feldhamsters statt 35 °C nur noch vier bis sechs Grad, er atmet nur noch viermal pro Minute, sonst, je nach Laune, 80 bis 250 mal. So schrumpft der Energieverbrauch auf bis zu zehn Prozent des Normalwertes. Trotz aller Energieeinsparungen überstehen die Tiere den Winter jedoch nur mit entsprechenden Reserven.

Während Igel, Murmeltier und Siebenschläfer den Sommer durchfuttern und sich eine dicke wärmende und nährende Fettschicht zulegen, kellert der Hamster Nahrungsmittel in seinem Bau ein. Alle paar Tage wacht er kurz auf, um ein einige Happen zu sich zu nehmen. Danach wird weitergeschlafen.

Bei extremer Kälte haben Winterschläfer ein „Notthermostat“, das bei zu starkem Absinken der Körpertemperatur eine Steigerung von Atemfrequenz und Herzschlag bewirkt, so dass der Körper genug Wärme produziert.

Winterruhe ohne Absenkung der Körpertemperatur halten zum Beispiel Dachs, Eichhörnchen, Wasch- und Braunbär.

Das Lebenstempo drosseln
Größere Säugetiere wie Rotwild oder Rehe setzen ebenfalls auf „Energiesparen“. Um die Fastenzeit erfolgreich zu überbrücken, setzen diese beiden Arten ihre Körperfunktionen ebenfalls drastisch herab – ohne dabei aber gleich den Winter durchzuschlafen. Beispiel Rotwild: Das Herz ruhender Tiere schlägt im Winter nur 30 statt der normalen 70 Mal pro Minute. Zudem werden die Beine und äußere Teile des Rumpfes weniger stark durchblutet und die Körpertemperatur sinkt ab. Beides spart wertvolle Ressourcen.

Sehr viel Energie sparen die Tiere durch die Verringerung ihrer Bewegungsaktivität. Insbesondere bei hohen Schneelagen bewegen sich sowohl Rot- als auch Rehwild möglichst wenig, sofern geeignete Einstände zur Verfügung stehen. Dabei bevorzugen sie jene Standorte, die ein hohes Sicherheitsgefühl, guten Klimaschutz sowie ständig erreichbare Äsung bieten. Große Wanderungen zur Nahrungssuche vermeiden die Tiere.

Eine unabdingbare Voraussetzung für das Überleben im „Energiesparmodus“ ist allerdings maximale Ruhe: Werden die Tiere etwa durch streunende Hunde aufgescheucht, steigt der Energiebedarf durch die unnatürlich hohe Bewegungsaktivität sprunghaft an. Allein die ständige Aufrechterhaltung der erhöhten Fluchtbereitschaft bei wiederholter Beunruhigung kostet den Organismus viel Kraft. Hunde sollten deshalb bei Spaziergängen in der Natur an der Leine bleiben. Sonst ist die Gefahr zu groß, dass sie ihrem angeborenem Jagdinstinkt folgend Rehe oder Hirsche aufscheuchen. Verantwortungsbewusste Naturliebhaber bleiben zudem auf befestigten Wegen, denn auch menschliche Aktivität am Abend oder in der Nacht fernab der Wege lassen das Wild in Wald und Flur nicht zur Ruhe kommen.

Perfekt isoliert
Eine weitere Maßnahme von Wildtieren, heil durch die oft bitterkalten Frosttage zu kommen, ist ein spezielles Winterfell. Das gut isolierende Winterhaar verhindert einerseits den Verlust von Wärme an die Umgebung, andererseits schützt es hervorragend vor eindringender Kälte. Das Winterfell des Rot- und Rehwildes besteht aus einer Schicht langer Deckhaare, zwischen denen sich ein dichter Aufwuchs von kürzeren Wollhaaren befindet. Die Deckhaare sind im Winter wesentlich länger und um ein vielfaches dicker als im Sommer. Für den optimalen Kälteschutz sind aber nicht nur die große Dichte, Länge und Stärke der Winterhaare, sondern auch ihre spezielle Bauweise verantwortlich: Zahlreiche, mit Luft gefüllte Zellen, bieten durch die geringe Wärmeleitfähigkeit der eingeschlossenen Luft eine perfekte Isolierdecke. Zudem sind die Winterhaare gewellt, sie können sich nicht dicht übereinander legen. So entstehen zahlreiche isolierte Luftkammern.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Huber aus Langenfeld

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