Der hungrige Hirsch ist für viele Landwirte ein übler Ernteschädling!
Der Hirsch und der Mensch: Es ist keine einfache Beziehung! Anlässlich des 6. Rotwildsymposiums, das die Deutsche Wildtier Stiftung im Oktober veranstaltet, beleuchtet sie das schwierige Verhältnis zwischen Menschen und Hirschen. Die vierte Folge dieser Serie beschreibt den Rothirsch im Spannungsfeld mit der Landwirtschaft.
Hamburg, 17. September 2012. Ein Rudel Rothirsche auf einem Rüben-, Weizen- oder Rapsfeld ist für die meisten Landwirte ein Schreckensbild. Doch Hirsche haben immer Hunger. Ihr Pansen – ein Magen, der 25 Liter Nahrung fassen kann – will stets gut gefüllt sein. Bis ein stolzer Platzhirsch beachtliche 130 Kilogramm auf die Waage bringt, muss er jede Menge fressen. Neben Gräsern, Klee und Kräutern frisst Rotwild besonders gern, was der Landwirt auf den Feldern anbaut. Dazu gehören Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps, Mais und alle Arten von Getreide. Am liebsten dann, wenn die Ähren noch unreif und weich sind. Am Tag verputzt ein Hirsch oder eine Hirschkuh bis zu 20 Kilogramm Nahrung. Und: ein Stück Rotwild kommt selten allein. „Es entspricht der Lebensweise des Rotwildes Rudel zu bilden“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung.
Mais wird oft bis auf die Wurzeln heruntergefressen oder ganz aus dem Acker gezupft. Bei Rapspflanzen bevorzugen die Tiere das Herzblatt. Steht das Getreide im Sommer in der sogenannten Milchreife, schätzt Rotwild die Ähren besonders. Weizen steht auf dem Speiseplan ganz oben. Gerste und Roggen hingegen verschmähen sie oft wegen der spitzen, scharfen Grannen. Ernteschäden werden nicht nur durch Fraß und Verbiss an den Pflanzen hervorgerufen. „Rotwild verursacht auch Tritt- und Liegeschäden auf den Feldern“, erläutert Baron Münchhausen.
Der Rothirsch als Tier der halboffenen Landschaft hat sein Nahrungsbedürfnis früher vor allem mit Gräsern befriedigt. Doch der Mensch hat ihm durch intensive Landnutzung das Leben schwer gemacht. „Für viele Landwirte ist der Hirsch heute nichts weiter als ein Ernteschädling“, sagt der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. „In vielen Regionen ist die Landwirtschaft sehr froh, dass der Mensch aus dem Rothirsch ein reines Waldtier gemacht hat. Damit liegt der Schwarze Peter allein bei Waldbesitzern und Forstwirtschaft.“
Doch Wälder allein sind wenig geeignete Lebensräume für den Rothirsch. Und die Fraßeinwirkungen in der Waldvegetation oft schwerwiegender und langfristiger in ihrer Wirkung als auf Äckern und Wiesen. „Deshalb plädieren wir für die Kooperation von Landwirten, Forstwirten und Jägern“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen. Flächen an Waldrändern können beispielsweise als Grünland oder zum Anbau von Ackerfutterpflanzen wie Luzern oder Kleegras genutzt werden. „Auf diesen Flächen muss Jagdruhe gelten, damit das Wild lernt, dort in Sicherheit Nahrung aufzunehmen“, fordert der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Art der Landwirtschaft und die Auswahl der Kulturen speziell in Waldrandzonen können den Konflikt zwischen Hirsch und Mensch erheblich entschärfen. „Der Rothirsch ist in unserer Kulturlandschaft nicht zum Nulltarif zu haben. Doch die Kosten müssen fair verteilt werden“, sagt Baron Münchhausen.
Das 6. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung findet vom 18. bis 20. Oktober 2012 in Moritzburg bei Dresden statt. Im Mittelpunkt stehen Hegegemeinschaften. Sie sind für die Deutsche Wildtier Stiftung eine geeignete Organisationsform, um die Bedürfnisse des Rotwildes mit den Interessen von Landnutzer in Einklang zu bringen. Weitere Informationen unter: www.DeutscheWildtierStiftung.de
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Huber aus Langenfeld |
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