Der Hirsch im Visier der Jäger

Rotwildkühe | Foto: © Deutsche Wildtier Stiftung/T. Martin
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Die Deutsche Wildtier Stiftung kritisiert die Praxis der Rotwildjagd

Der Hirsch und der Mensch: Es ist keine einfache Beziehung! Anlässlich des 6. Rotwildsymposiums, das die Deutsche Wildtier Stiftung vom 18. bis 20. Oktober bei Dresden veranstaltet, beleuchtet sie das schwierige Verhältnis zwischen Menschen und Hirschen. Die neunte Folge dieser Serie beschreibt den Rothirsch im Spannungsfeld mit dem Jäger.

Hamburg, 17. Oktober 2012. Die Jagd auf den Rothirsch ist für die meisten Jäger der emotionale Höhepunkt des „Waidwerks“. Doch nicht das Erbeuten einer Trophäe sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die sinnvolle Bejagung der gesamten Rotwildpopulation. Jagd ist notwendig, damit der Tierbestand nicht zu groß wird und die Interessen der Land- und Forstwirtschaft berücksichtigt werden. Außerdem dient die Jagd dazu, Wildfleisch als ein besonders hochwertiges Lebensmittel zu gewinnen.

Doch nicht nur die erlegten Tiere sind „Opfer“ der Jagd. Die Jagd hat Nebeneffekte, die ein Laie kaum erahnt. Sie ist beispielsweise immer mit bedeutenden Störungen verbunden. „Die Witterung des Jägers, also sein menschlicher Geruch, bleibt für die Tiere noch viele Stunden nach der Jagd wahrnehmbar und signalisiert dem Tier Gefahr“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. Durch hohen Jagddruck wird Rotwild sehr scheu und zieht sich zurück. Die Tiere verlassen dann nur noch nachts das Dickicht und fressen tagsüber die jungen Bäume in ihrer direkten Umgebung. „Je scheuer die Tiere werden, umso größer werden die Fraßeinwirkungen im Wald“, so Baron Münchhausen weiter. Obendrein wird die Jagd auf die Tiere schwieriger, wenn sie sich immer weiter in den Wald zurückziehen.

Dieser Teufelskreis hat dazu geführt, dass Deutschland im europäischen Vergleich besonders lange Jagdzeiten hat. Vor allem in den Wintermonaten provoziert die Jagd Schäden im Wald. Bei Eis und Schnee reduzieren Rothirsche ihren Stoffwechsel, um so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Werden sie dann durch die Jäger gestört, steigt ihr Nahrungsbedarf, den sie in der vegetationslosen Jahreszeit gezwungenermaßen mit Baumrinde und jungen Bäumen decken. Wenn dann auch noch nachts gejagt wird, trauen sich die Tiere überhaupt nicht mehr aus dem schützenden Dickicht und führen ein Leben im Verborgenen. „Der Einfluss des Wildes auf die Verjüngung der Waldbaumarten wird so immer größer“, sagt Baron Münchhausen.

Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher von den Jägern, die Jagd auf Rotwild so effizient wie möglich zu gestalten. „Die Jagdzeiten in Deutschland müssen verkürzt werden. Im Januar und Februar sollte kein Rotwild gejagt werden. Der Schwerpunkt der Rotwildjagd muss in den Monaten September, Oktober und November liegen und darf nicht nachts erfolgen“, fordert Hilmar Freiherr von Münchhausen.

Auch lokale Konzentrationen von Rotwild, die zum Teil durch Jäger provoziert werden, können zum Problem werden. „Örtlich vorkommende Missstände, wie zum Beispiel die Jagd an ausgelegten Futtermitteln, müssen auf die Tagesordnung von Hegegemeinschaften“, so Baron Münchhausen. Gut funktionierende Hegegemeinschaften sind für die Deutsche Wildtier Stiftung der Schlüssel für eine verbesserte Jagdpraxis und das Einhalten gesetzlicher Vorgaben. Durch Weiterbildung, Erfahrungsaustausch und gegenseitige Kontrolle können Hegegemeinschaften wesentlich dazu beitragen, dass der hohe Anspruch an ein ethisch korrektes Jagen auch gelebt wird.

Das 6. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung findet vom 18. bis 20. Oktober 2012 bei Dresden statt. Im Mittelpunkt stehen Hegegemeinschaften. Sie sind für die Deutsche Wildtier Stiftung eine geeignete Organisationsform, um die Bedürfnisse des Rotwildes mit den Interessen von Landnutzern in Einklang zu bringen.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Huber aus Langenfeld

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