Bus- Bus and away
Reisende sollen als Alternative zu Bahn und Auto bundesweit künftig fast jedes Ziel auch mit dem Reisebus erreichen können.
Besonders die Deutsche Bahn erhält damit im Fernverkehr von den meist günstigeren Bussen verstärkte Konkurrenz.
"Der Fernbuslinienverkehr wird weitgehend liberalisiert", heißt es im Gesetzentwurf des Verkehrsministeriums, der Reuters am Dienstag vorlag. Auf Antrag bei Länderbehörden sollen Busunternehmen die Fahrten auf praktisch allen Strecken anbieten können. Weder sollen die Zahl der Haltestellen beschränkt noch Strecken in bestimmten Regionen ausgeschrieben werden. So können auch Verbindungen von zwei Konkurrenten parallel befahren werden, so dass sich Kunden über einen Preiskampf freuen könnten. Geschützt werden praktisch nur Regionalstrecken, die Bahnen mit öffentlichen Zuschüssen betreiben. Mittelständische Bus-Unternehmer, Kommunen und auch die Deutsche Bahn hatten gegen eine Komplett-Freigabe gekämpft.
FERNBUSLINIEN WURDEN ZUM SCHUTZ DER BAHN VERBOTEN
Der Linienverkehr mit Fernbussen wurde zum Schutz der Bahn schon vor dem Zweiten Weltkrieg praktisch untersagt. Freigegeben wurden wegen der besonderen Lage von West-Berlin später nur Linien aus der und in die eingemauerte Stadt. Darüber hinaus sind nur einige Zubringerlinien zu Flughäfen und Bahnhöfen genehmigt. Allerdings hatte es zuletzt Gerichtsurteile gegeben, die die bisherigen Regelungen infrage stellten. Weitgehend geschützt und unverändert bleiben dem Entwurf zufolge Unternehmen im kommunalen Nahverkehr, wo es keine weitergehende Liberalisierung geben soll.
Schwarz-Gelb hatte im Koalitionsvertrag die Freigabe des Fernbus-Verkehrs in Aussicht gestellt, die Details und das Ausmaß waren jedoch offen. Große Firmen erhoffen sich neuen Schwung im Verkehrsmarkt, da die Linien im Allgemeinen deutlich billiger als etwa der Zug angeboten werden können. Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) hatte mit Blick auf den Absatz von Reisebussen dafür geworben.
BAHN: RECHNEN MIT 10 BIS 20 PROZENT WENIGER KUNDEN
Dagegen hatten kommunale Verbände und kleinere Busunternehmen für eine eingeschränkte Freigabe plädiert: So könnten etwa Strecken in bestimmten Regionen ausgeschrieben werden, so dass nur ein Anbieter fahren dürfe. Zudem wurde gefordert, dass Unternehmen die Strecken über eine längere Zeit befahren müssen. Laut Gesetzentwurf könne sie aber innerhalb von drei Monaten den Verkehr auch wieder einstellen, wenn er sich nicht rechnet. Nach Einschätzung der Deutschen Bahn wird der Schienenverkehr im Wettbewerb je nach Strecke zwischen zehn und zwanzig Prozent seiner Kunden verlieren. Allerdings profitiert das Staatsunternehmen auch selbst, da es durch Zukäufe mittlerweile der größte Busunternehmer Deutschlands ist. Tickets für Reisebusse sind in der Regel nicht nur deutlich billiger als für Fernzüge, Busse sind auch etwa so umweltfreundlich wie der Zug.
Andere Branchengrößen wie die Deutsche Touring lobten die Pläne: "Das geht in die richtige Richtung", sagte Michael Svedek, Chief Operation Officer, der Nachrichtenagentur Reuters. Richtig sei es auch, wenn Parallelverkehr mit verschiedenen Unternehmen auf einer Strecke möglich sei. "Ich gehe von einem richtigen Schwall von Anträgen bei den Behörden aus", sagte er.
Bürgerreporter:in:Wolf STAG aus Essen |
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