Glocken erzählen Geschichten
Glocke aus Hessen und Wittgenstein

Glocke aus Dodenau von 1801
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Glocke aus dem Jahr 1801 in Dodenau

WER GOTT SUCHET,DER KOMME WANN ICH RUFE
ANNO 1801
F.G.SCHNEIDER.PASTOR.L: PRAECEPTOR
I.SCHAEFERY:DO:J.W.V:RE:SCHULTHEISEN
H-MUELLER.P-MUELLER.V.DO:TI:IAIDE.V:BE:VORSTEHERE WAREN
DA GOSS UNS F:KUTSCHBACH

303 JAHR SANG UND LEBTE ICH
VIELE SCHLAEGE TRAFEN MICH
UND EINER TRAF MICH SO
DAS ICH NUN HEISER SANG
BIS MAN MICH DURCH DIE GLUT
AUFS NEU ZUM SINGEN ZWANG

Der Glockenspruch beschreibt auf poetische Weise die Lebensgeschichte einer Glocke.
Hier ist eine Erklärung des Inhalts:
 "303 Jahr sang und lebte ich":
Diese Zeile deutet darauf hin, dass die Glocke seit 303 Jahren existiert und in dieser Zeit regelmäßig geläutet wurde. Das „Singen“ steht symbolisch für das Läuten der Glocke, das in vielen Kulturen mit Feierlichkeiten, Gottesdiensten und wichtigen Anlässen verbunden ist.
 "Viele Schläge trafen mich":
Diese Formulierung bezieht sich auf die Schläge, die die Glocke im Laufe der Jahre erlitten hat. Dies kann sowohl physische Schläge durch das Glockenläuten selbst als auch metaphorische „Schläge“ in Form von Abnutzung und den Herausforderungen, die sie im Laufe der Zeit durchgemacht hat, umfassen.
 "Und einer traf mich so, dass ich nun heiser sang":
Hier wird angedeutet, dass ein bestimmter Schlag oder eine bestimmte Erfahrung die Glocke so stark beeinträchtigt hat, dass sie nicht mehr klar und schön klingt, sondern „heiser“ geworden ist. Dies könnte auf einen Riss oder eine Beschädigung der Glocke hinweisen, die ihren Klang verändert hat.
"Bis man mich durch die Glut aufs neu zum Singen zwang":
Diese Zeile beschreibt den Prozess der Reparatur oder Neuguss der Glocke. „Durch die Glut“ deutet darauf hin, dass die Glocke erhitzt werden muss, um sie zu reparieren oder neu zu gießen. Der Ausdruck „zum Singen zwingen“ bedeutet, dass die Glocke nach der Reparatur wieder in den Dienst genommen wird und erneut läuten kann.

Insgesamt spiegelt der Spruch die Lebenszyklen einer Glocke wider – von ihrer langen Existenz und den vielen Schlägen, die sie erlitten hat, bis hin zu den Herausforderungen, die sie überwinden musste, um wieder ihren ursprünglichen Klang zu finden. Es ist eine Metapher für Beständigkeit, Erneuerung und die Bedeutung von Traditionen in der Gemeinschaft.

Glocke aus dem Jahr 1441 in Elsoff

Osanna bin ich ghenat unde was selb virde verbrat des sudagis vor sat margreten dag tu men
nach godis ghebort tzu schreiben plag mcccc ein unde virtzig jar in dem Neisten jar wart ich
Gemacht widder tzu hauffe gecact von eyme der hitz peter agact umme sat vyt so sich wadelt
daz ist war o konyg der eren la dyt velt kein weder besweren alco wyt man hort myn
Schal behude dye tzyt o andrea apostel myn bedde vor peter den dyner dyn und gerdrut myn
Wyp vor sich got dy frucht al uns dort Zele hy den lyp

Übersetzt:
Hosianna bin ich genannt und dasselbe wurde verbrannt des Sonntags vor Sankt Margareten Tag, so man
nach Gottes Geburt zu schreiben pflegt Vierzehnhundert einundvierzig Jahre. In dem neuesten Jahr wurde ich
gemacht. Wieder zum Hauffe gesetzt von einem der hieß Peter Agast um Sankt Vitus, so sich wandelt,
das ist wahr. O König der Ehren, laß dies Feld kein Wetter bescheren. So weit man hört mein
Schall, behüte die Zeit. O Andreas Apostel mein, bitte für Peter den Diener dein, und für Gertrud mein
Weib (sonderlich). Gott die Frucht allein, uns dort die Seele hier den Leib.

Der Glockenspruch, ist ein traditioneller Text, der oft mit der Weihe oder dem Guss einer Glocke verbunden ist. Er enthält mehrere wichtige Elemente:
 Hosianna:
Der Begriff „Hosianna“ ist ein Ausdruck des Lobes und der Anbetung, der oft in religiösen Kontexten verwendet wird. Hier wird die Glocke mit diesem Namen in Verbindung gebracht, was ihre Bedeutung und ihren Zweck unterstreicht.
Die Glocke sagt uns, dass ihre Vorgängerin verbrannte, oder durch Brand zu Schaden kam.
Zeitliche Einordnung:
Der Spruch erwähnt das Jahr 1441, was darauf hinweist, dass die Glocke in diesem Jahr wohl aus den Überresten neu gegossen  oder geweiht wurde. Dies gibt uns einen historischen Kontext und zeigt, dass die Glocke eine lange Tradition hat.
Personen und Bitten:
Er hat die Glocke wieder in den Turm bringen lassen und er bittet den Apostel Andreas um Fürsprache für seinen Diener und dessen Weib.
Dies zeigt die Verbindung zwischen dem irdischen und dem himmlischen Reich und die Bitte um Schutz und Segen.
 Schutz und Segen:
Der Spruch enthält Bitten um Schutz vor Unwettern und um das Wohlergehen der Menschen, die den Klang der Glocke hören. Dies spiegelt den Glauben wider, dass die Glocke eine schützende und segensreiche Funktion hat.
Dualität von Körper und Seele:
Der letzte Teil des Spruchs spricht von der Trennung von Leib und Seele und betont, dass Gott die Frucht (also die guten Taten) allein gibt, während die Seele und der Leib in einem ständigen Wechselspiel stehen.

Insgesamt ist der Glockenspruch eine Mischung aus Lobpreis, historischen Referenzen und Bitten um Schutz und Segen, die die spirituelle Bedeutung der Glocke in der Gemeinschaft hervorhebt.

Bürgerreporter:in:

Rainer Mengel aus Hatzfeld (Eder)

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