Fototipps: Weshalb man nicht immer der Belichtungsautomatik vertrauen sollte

Weißer Sand, helles in der Sonne glitzerndes Meer, heller Himmel: Damit das Hauptmotiv - hier die Strandschönheit im blauen Strandkleid - nicht zu dunkel kommt, sollte an der "+"-Korrektur gedreht  und die Belichtung leicht verstärkt werden. Man muss nur aufpassen, dass der helle Hintergrund nicht zu stark an Zeichnung verliert. Dem lässt sich auch hier mit einem Aufheller entgegensteuern.
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  • Weißer Sand, helles in der Sonne glitzerndes Meer, heller Himmel: Damit das Hauptmotiv - hier die Strandschönheit im blauen Strandkleid - nicht zu dunkel kommt, sollte an der "+"-Korrektur gedreht und die Belichtung leicht verstärkt werden. Man muss nur aufpassen, dass der helle Hintergrund nicht zu stark an Zeichnung verliert. Dem lässt sich auch hier mit einem Aufheller entgegensteuern.
  • hochgeladen von Jens Schade

Unter den ambitionierten Fotoamateuren ist der Vollautomatikmodus der Kamera verpönt. Den Wählschalter auf P“ stellen ist in gewissen Kreisen ein absolutes No-go. Denn „P“ steht nicht für „Profi-Modus“, sondern für Programmautomatik. Und damit überlässt man der Kamera (`(bzw. ihren Programmierern) die grundlegenden Einstellungen der Bildgestaltung. Doch ich gebe es zu: wenn ich Reportagefotos bei Veranstaltungen und Ereignissen mache, da, wo es heißt, schnell zu reagieren und einen Tick später schon die Chance auf ein gutes Bild vertan sein kann, da stelle ich meine Kamera auch auf „P“. Denn da ist mir ein technisch gelungenes Bild wichtiger als irgendeine Feinheit bei der Bildkomposition. Nur den ISO-Wert, den stelle ich fest ein, denn mir soll die Automatik nicht plötzlich ein verrauschtes, durch zu hohe Empfindlichkeitseinstellungen bedingtes Ergebnis liefern.

Die Zeit- oder die Blendenautomatik werden in dieser Fotoamateur-Szene schon eher akzeptiert. Mal ehrlich, wer fotografiert tatsächlich noch ausschließlich im manuellen Modus? Mögen jetzt auch einige die Nasen rümpfen, jedenfalls ich wähle „M“ nur in ganz besonderen Situationen an. Aber auch die Zeitautomatik (die Kamera wählt selbstständig die Belichtungszeit bei vorgegebener Blende) bzw. die Blendenautomatik (hier geht es andersrum, der Fotograf gibt eine feste Belichtungszeit vor und die Kamera sucht die passende Blende) haben ihre Tücken. Und davon soll in diesem Beitrag die Rede sein.

Weil die Fotoszene nach meinem Geschmack bei myheimat etwas zu kurz kommt, will ich ab und zu mit Beiträgen zu Fotothemen den Fokus auch mal auf dieses schöne Hobby richten. Heute ist Thema die Belichtungskorrektur.

Die heutige Kameratechnik ist sehr ausgereift. In vielen Situationen kann sich der Fotograf tatsächlich auf seine Kamera verlassen. Leider ist sie aber in einigen Aufnahmesituationen noch immer nicht besonders treffsicher. Da werden Gesichter zu dunkel oder zu hell wiedergegeben, stimmungsvolle Abend- und Nachtszenen wirken irgendwie blass und Schnee und weißer Sand am Strand erscheinen grau. Warum ist das so?

Der Belichtungsmesser unserer Kamera ist auf ein 18prozentiges Grau programmiert; das ist internationaler Standard. Eine Kodak-Graukarte formatfüllend fotografiert, würde immer tadellos belichtet werden. Doch so ein Motiv ist auf Dauer stinklangweilig. Aber in dieser 18-Prozent-Vorgabe liegt der tiefere Grund, weshalb die Automatik in manchen Situationen nicht richtig reagiert.

Stellen wir uns eine große, weiße Schneefläche vor und darin (natürlich geschickt von uns im goldenen Schnitt angeordnet) die beste aller Ehefrauen bei ihrem ersten Versuch auf einem Paar Ski. Oder umgekehrt, den dunkelgebräunten Oberkörper des besten aller Ehemänner auf einem Handtuch und ringsherum ist toller, weißer Sandstrand. Hier registriert die Belichtungsautomatik sehr viele helle Flächen im Bild und „denkt“: „Ey, hier ist ja sehr viel Licht!“ Also wird – je nach den einprogrammierten Vorgaben – die Belichtungszeit verringert und/oder die Blende geschlossen (bei einer Vollautomatik könnte möglicherweise auch der ISO-Wert runtergefahren werden), bis die hellen Flächen der Vorgabe 18 Prozent grau entsprechen. Das Ergebnis: Sand oder Schnee erscheinen schmutzig grau, die Gesichter der abgebildeten Menschen sind sogar zu dunkel. Zu einem ähnlichen Ergebnis führen Gegenlichtaufnahmen. Auch hier geht die Kamera von viel Licht aus und sorgt dafür, dass das Bild dunkler wird. Umgekehrt liegt die Sache etwa bei Abend- und Nachtaufnahmen, wo große Teile des Bildes ziemlich duster sind. Mag auch unserem eigentlichen Motiv noch genügend Licht erreichen, die Kamera registriert die vielen dunklen Bildanteile, „denkt“,: Ey, das ist ja viel zu dunkel!“ - und macht unsere Aufnahme heller. Wenn wir Glück haben, wird das Bild nur etwas flauer, mit etwas Pech sind die Bildteile, auf die es uns eigentlich ankam, dann schon überbelichtet.

Foto-Puristen werden jetzt als Abhilfe vorschlagen, die Kamera manuell einzustellen und die bildwichtigen Teile unserer Aufnahme mit einem Handbelichtungsmesser auszumessen. Kann man so machen, war vor 40 Jahren auch noch der absolut beste Typ. Nur ist diese Methode etwas umständlich und Handbelichtungsmesser hat kaum noch jemand. Aber wir können im Automatik-Modus ebenfalls gegensteuern.

Hat unsere Kamera eine „Spot-Messung“ im Angebot, haben wir schon viel gewonnen. In diesem Fall messen wir gezielt etwa das Gesicht unseres Fotomodels oder eines anderen bildwichtigen Motivteils an, speichern den Messwert indem wir den Auslöser halb niederdrücken, suchen unseren eigentlichen Bildausschnitt und lösen dann aus. Wer keine Aufnahmeapparatur mit dieser Messmethode hat, kann alternativ auch näher herangehen. Dann berücksichtigt der Belichtungsmesser einen größeren Teil des Hauptmotivs. Wirkt übrigens meistens auch gestalterisch besser.

Zumindest das angemessene Motivteil (in unserem Beispiel also das Gesicht der aufgenommenen Person) wird nun korrekt belichtet. Je nach Belichtungsspielraum des verwendeten Films oder Dynamikumfang unserer Digitalkamera werden dann aber die hellen Bildteile wie etwa der Schnee zu hell oder die dunklen Bildteile bei einer Nachtaufnahme bzw. bei einem Foto vor einem dunklen Hintergrund eben zu dunkel wiedergegeben.

Möglicherweise bessere Ergebnisse liefert die sogenannte „Belichtungskorrektur“. An vielen Kameras kann man mit „+“ oder „-" die Menge des Lichts, die auf den Sensor fällt, erhöhen oder verkürzen und damit den auf 18-prozentiges Grau geeichten Belichtungsmesser austricksen. In vielen Fällen erhält man dadurch eine bezogen auf das Gesamtbild ausgeglichene Belichtung. Dort, wo allerdings der Belichtungsspielraum großräumig überschritten wird (also Histogramm des Fotos kontrollieren), hilft auch das allein nicht mehr weiter. Dann müssen wir Kompromisse eingehen und entscheiden, welche Bildteile uns wichtiger sind als andere und entsprechend die Belichtung steuern.

Bei heller Umgebung (Gegenlicht, Schnee, Sandstrand oder so) gibt es aber noch die Möglichkeit, dass „dunklere“ Hauptmotiv – etwa das Gesicht einer Person – aufzuhellen. Bei großflächigen Dingen – beispielsweise der dunkle Vordergrund einer Sonnenuntergangslandschaft – stößt zwar selbst Profiequipment schnell an seine Grenzen; ist es hingegen nur ein Gesicht, das aufgehellt werden soll, bietet sich für den eingebauten kamerainternen Blitz endlich mal eine sinnvolle Anwendungsmöglichkeit. Für Porträtaufnahme ist er nämlich als Aufhelllicht ganz passabel und sorgt zudem zusätzlich für etwas Glanz in den Augen unseres Models.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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