Science Fiction auf MyHeimat: Die sieben Kugeln im Park

Science Fiction auf MyHeimat: Heute stelle ich eine weitere Erzählung aus meiner Feder vor. Allen SF-Fans (und solchen, die es werden wollen) wünsche ich viel Spaß!
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  • hochgeladen von Jens Schade

Faul auf dem Sofa sitzen, heißt in heutiger Zeit "Leben retten". Möglichst zu Hause bleiben, Sozialkontakte meiden, das ist aktuelle Bürgerpflicht. Doch was soll man den lieben langen Tag machen? Irgendwann ist alles schon einmal ausprobiert. Vor vielen, vielen Jahren war ich einmal ein Fan der Literaturgattung "Science Fiction", kurz SF genannt (ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie sich die Stirn sogenannter Literaturpäpste in unwillige Falten legt - Science Fiction und Literatur schließen sich für sie konsequent gegenseitig aus). Doch ich las nicht nur solche Geschichten, auf einer alten mechanischen Schreibmaschine dachte ich mir sogar selbst Stories aus - die dann von niemand anderen gelesen in der Schublade verschwanden. Ein paar diese alten Erzählungen hatte ich  schon hervorgeholt, meine PC-Tastatur misshandelt und bei MyHeimat eingestellt.

Jetzt habe ich es wieder getan. Schließlich passiert im lokalen Umfeld ja nicht mehr viel, über das man stattdessen schreiben könnte. Die folgende Geschichte ist rund 30 Jahre alt. Ich weiß, dass es in Zeitungsredaktionen - auch in kleineren - heute ganz anders zugeht. Ob es die in der Story beiläufig erwähnte Schnellrestaurantkette noch in den USA gibt, weiß ich jedoch nicht.  Eines kann jedoch mit Bestimmtheit gesagt werden. Der Ort New Gruenberg liegt in der Nähe von Berlin und Weimar nahe dem Highway nach San Antonio in Texas und ist wirklich rein fiktiv. Genug der Vorworte. Vielleicht findet ja der eine oder andere MyHeimat-Leser gefallen daran. Die heutige Geschichte heißt:

Die sieben Kugeln im Park

Anne-Lynn brachte die druckfrische Ausgabe der "New Gruenberg Morning Post" herein und warf sie mit einem sanften Schwung auf meinen Ablagekorb. "Guten Morgen" sagte sie dabei und verschwand dann wieder aus dem Büro. Ich schob das Blatt beiseite, auf dem ich gerade erste Ideen für den Satzspiegel der nächsten Ausgabe notieren wollte und griff nach der neuen Zeitung.

Zuerst schlug ich die drei Lokalseiten auf und betrachtete befriedigt das nun gedruckte Ergebnis meiner gestrigen Arbeit. Denn ich war ja Chefredakteur des Lokalteils, allerdings auch einziger Journalist für diese Seiten. Mr. Barry Schwarzkopf, mein hochverehrte Chef und Verleger der Morning Post gestand mir nur zwei freie Mitarbeiter zu, die ich dann zumeist zu unangenehmen Terminen schickte. Wir waren eine kleine Zeitung. Außer Anne-Lynn, der Redaktionssekretärin, war da noch unser Sportexperte Gerald. Den politischen Teil mischte der Verleger höchstpersönlich aus den Agenturmeldungen zusammen. Gedruckt wurde als Lohndruck bei Old Fred Barnemayer auf der anderen Seite unserer Stadt. Trotz der wenigen Helfer war die Arbeit in der Lokalredaktion recht angenehm. Immer wieder konnte ich etwas freie Zeit abzwicken und persönliche Dinge nebenbei erledigen - oder auch einmal ein heimliches Treffen mit der Tochter von Mr. Schwarzkopf arrangieren. Immerhin waren wir verlobt. Allerdings nur heimlich. Mr. Schwarzkopf schien nämlich etwas gegen Lokalredakteure in seiner Familie zu haben.

Gestern war wieder so ein Tag gewesen, an dem nicht viel in New Gruenberg passierte. So konnte ich den Vormittag mit Patsy Schwarzkopf verbringen und am Abend brauchte ich nur die eingegangenen Pressemitteilungen und die Berichte der freien Mitarbeiter kurz redigieren, fertig waren die Lokalseiten.

"Guten Morgen, Timmerty!" Ich schreckte aus der Lektüre hoch. Mr. Schwarzkopf stand angelehnt an meinen Schreibtisch und lächelte sonderbar gönnerhaft. Ich hatte ihn gar nicht in mein Büro hereinkommen hören. Ich sprang auf. "Guten Morgen, Sir." Die Anrede Mr. Schwarzkopf ersparte ich mir. Der Name war ja kaum auszusprechen. Aber viele Leute hier in New Gruenberg trugen so seltsame Familiennamen. Mr. Schwarzkopf lächelte immer noch. "Sagen Sie einmal, Timmerthy, wie lange sind Sie eigentlich schon bei uns?"

"Oh, Sir, nächste Woche ist es genau ein Jahr her, seit Sie mich einstellten."

Mr. Schwarzkopf faßte sich an sein Kinn. "Tja, eigentlich ist es
da schade, dass Sie das Jahr nicht mehr voll bekommen."

Ich lächelte zurück. "Da machen Sie sich mal keine Sorgen, Sir. Ich werde bestimmt nicht kündigen."

Mr. Schwarzkopf gönnerhaftes Lächeln verschwand urplötzlich von seinem Gesicht. "Das brauchen Sie auch nicht. Ich feuere Sie und zwar sofort!"

Mein zukünftiger Ex-Chef zog eine Zeitung aus seinem Jackett. Es war die "New Gruenberg Newspaper", unser einziges und schärfstes Konkurrenzblatt. Mr. Schwarzkopf faltete mit spitzen Fingern die Zeitung auseinander und knallte mir die Titelseite auf den Tisch. "Ein Verrückter geht um - Mysteriöse Kugeln im Stadtpark" las ich die fette Überschrift. Daneben ein großformatiges Foto: riesige Steinkugeln inmitten eine Wiese, gestern bei leichtem Nebel aufgenommen. Der Nebel wirkte irgendwie unheimlich und verlieh dem ganzen Bild einen gruseligen Eindruck. Ich begann zu schwitzen.

"Timmerthy, lesen Sie mir jetzt doch einmal vor, was über diese Kugeln in unserer Zeitung steht", forderte mich Schwarzkopf auf.

Ich schluckte und erwürgte im Geist den Kerl, der diese Kugeln im Park abgeladen hatte. "Sir, ich, ich meine, ich ..."

Mr. Schwarzkopf brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. "Sie können mir nichts vorlesen, weil nichts, absolut nichts davon in unserer Zeitung steht. Nichts! Timmerthy, gestern Vormittag tauchten im Stadtpark sieben Kugeln auf. Riesige Dinger, rund drei Meter im Durchmesser, anscheinend aus Granit oder so was. Niemand weiß, welcher - ich sage welcher Gauner - die Dinger da inmitten unserer städtischen Rosenbeete aufgestellt hat. Wahrscheinlich irgend so ein verrückter Haschisch rauchender Aktionskünstler oder so. Na, jedenfalls herrschte ganz schöne Aufregung wegen dieser Kugeln. Die Newspaper berichtet ja auch ausführlich darüber. Timmerthy, wo um Himmels Willen haben Sie sich gestern rumgetrieben? Wieso wissen Sie nichts von den Kugeln? Wofür bezahle ich Sie denn überhaupt so fürstlich?

Letzteres war eine große Übertreibung. Aber in dem jetzigen Zustand von Mr. Schwarzkopf wollte ich ihm nicht widersprechen. Und ihm verraten, wo und vor allem mit wem ich gestern den Tag verbracht habe, konnte ich ihn schon gar nicht sagen, wollte ich den heutigen überleben.

Mr. Schwarzkopf ersparte mir eine Antwort. "Sie sind der dämlichste Lokalreporter den ich je hatte! Kein Wort will ich mehr hören. Packen Sie ihre Sachen! Wenn Sie in fünf Minuten noch in meinen Redaktionsräumen sind, lasse ich Sie vom Sheriff hinauswerfen!"

Irgendwie duldete der Ton meines Chefs keinen Widerspruch. Schweigend sammelte ich meine Kaffeetasse und die mir persönlich gehörenden Kugelschreiber ein, winkte verlegen Anne-Lynn zu, die mich entgeistert anstarrte, setzte mich draußen in meinen Wagen, strich mir übers Haar und überlegte, was ich nun tun sollte. Weil ich keine bessere Idee hatte, entschloß ich mich, mir erst einmal diese dummen Kugeln im Park anzusehen.

Den Wagen, einen uralten Mexico-Käfer, stellte ich in einer Seitenstraße nahe dem Haupteingang vom Park ab. Ich schlug den Kragen meine Lederjacke hoch, um einen gewissen Schutz vor den Nieselregen zu haben und ging das restliche Stück zu Fuß. Der Park war heute menschenleer. Das neblige, nasse Wetter bot dafür eine gute Erklärung. Die geheimnisvollen Kugeln schienen nun auch nicht so eine Attraktion zu sein, um Leute bei diesem Wetter hierher zu locken. Aber mich deshalb rauswerfen...

Da lagen sie! Direkt am kleinen See auf der Wiese und nicht, wie Mr. Schwarzkopf behauptet hatte, inmitten der schön gepflegten Rosenbeete. Die Nebelschwaden darum herum vermittelten einen fremdartigen, gespenstischen Eindruck, den ich aber nicht näher beschreiben konnte. Ich fühlte mich ganz einfach irgendwie - unbehaglich. Langsam ging ich durch das nasse Gras auf die Kunstobjekte zu. Sie sahen aus wie Granit. Ich betastete mit der rechten Hand die Oberfläche der Kugeln. Ein seltsames Gefühl durchzuckte mich, rasch nahm ich meine Hand zurück. Dies war kein Stein. Aber was es auch immer war, ich hatte nun andere Sorgen. Dumpfe Kopfschmerzen. "Na prima", dachte ich, "nun kommt auch noch eine Erkältung." Ich hatte genug. Kaum machte ich kehrt und ging zum Auto zurück, nahm der Druck in meinem Kopf etwas ab. Ab nach Hause, sagte ich mir und ins Bett gelegt.

Unterwegs spürte ich dann doch den Hunger. Irgendwann braucht der Mensch doch die erste Mahlzeit des Tages, selbst wenn einem nun weiß Gott nicht der Appetit hinterherläuft. Ich bog am Hermanspark ab und steuerte auf den Ableger der Hamburgerkette „Jack in the Box“ in unserer Stadt zu. Mein Magen rebellierte jedoch beim Anblick des Fleischklopps und nun wollte ich endgültig nach Hause.

Schon im Hausflur hörte ich mein Telefon klingeln. Schnell schloß ich die Tür meines kleinen Ein-Zimmer-Apartments auf und stürzte auf den Telefonhörer. Sicher Mr. Schwarzkopf, der mich wieder einstellen wollte. "Hallo, hier Timmerthy", meldete ich mich.

"Fred?" flüsterte eine leise Frauenstimme.

"Patsy! Bin ich froh, daß Du anrufst."

"Psst. Schrei nicht so ins Telefon. Mein Vater darf nicht hören, dass ich mit Dir spreche."

"Du weißt, was mir heute passiert ist?"

"Kopf hoch, Fred. Du findest schon etwas Neues. Vater hat die
Angewohnheit, immer die besten Leute zuerst zu entlassen. Paß auf, wir treffen uns heute Abend vor dem Café am Marktplatz. Vater glaubt, ich gehe mit Bill Hochleitner aus."

Sie wurde unterbrochen. Eine mir wohlbekannte Männerstimme sagte: "Nein, Vater glaubt, Du gehst mit diesem Trottel von Zeilenschmierer aus." Anschließend dröhnte es durch das Telefon: "Timerthy, ich warne Sie. Lassen Sie meine Tochter in Frieden!" Dann legte er auf.

Patsy sollte Recht bekommen. Ich fand schnell wieder einen Job. Beim Konkurrenzblatt. Mr. Goldburg war es eine Freude, mich einzustellen. Zwar hatte ich den Eindruck, dass er von meinen Qualitäten bislang nicht so recht überzeugt war. Aber er wußte, wie sehr sich mein früherer Chef darüber ärgerte, wenn ich  bei der New Gruenberg Newspaper unterkomme. Das schien für den Job auszureichen.

Leider hatte ich bislang noch keine Gelegenheit gefunden, meinem neuen Chef zu zeigen, welche Spitzenkraft er sich da ans Land gezogen hatte. Denn es herrschte in New Gruenberg tote Hose. Ich meine, seit vor zwei Wochen diese Kugeln aufgetaucht sind, ist einfach nichts passiert. Die üblichen Prügeleien in Teo Finns Nachtbar hatten aufgehört und sogar ein Mensch wie Lubock Mostheim fuhr mit seinem Rennschlitten nicht mehr zu schnell über die Hauptstraße. Irgendwie hatten sich die Menschen verändert. Übrigens, seit gestern grüßt mich sogar Mr. Schwarzkopf wieder.

Selbst das Telefon schien langsamer zu klingeln. Wahrscheinlich wieder so ein Blumenzüchter, der eine neue Rosensorte oder so zu bieten hat. Seit Tagen sind diese Langweiler Titelschlagzeilen in unseren Zeitungen. Ich nahm den Hörer ab. "Timmerthy, welch ein Glücksfall, daß ich Sie sofort erreiche." Ich schluckte kräftig. "Oh, Mr. Schwarkopf, Sir, ich ..."

"Lieber Fred. Ich darf Sie doch Fred nennen? Wollen wir nicht unseren kleinen Streit vergessen? Jetzt, wo wir bald wieder zusammenarbeiten! Ich habe gerade eben mit meinen guten alten Freund Harald Goldburg gesprochen. Wir beiden geben hervorragende Zeitungen heraus und machen uns gegenseitig Konkurrenz. Das tut doch nicht nötig. Und Goldburg war gleich einverstanden. Unsere beiden Verlage fusionieren. Ach ja, lieber Fred. Patsy vermißt Sie sehr. Sie hätten schon längst einmal anrufen sollen. Wollen Sie nicht heute zum Abendessen vorbei kommen? Meine Frau und ich würden sich sehr freuen."

"Sir, ich", stammelte ich. –

"Fred, geben Sie uns doch keinen Korb. Sie müssen einfach kommen“, säuselte es aus dem Hörer. Verwirt nahm ich die Einladung an. Ganz glauben konnte ich es allerdings immer noch nicht. Was war bloß mit dieser Stadt los?

Der Abend bei Schwarzkopfs verlief anders als erwartet. Mr. Schwarzkopf verkündete - ohne mich oder Patsy vorher zu fragen - unsere Verlobung und wollte unbedingt einen Hochzeitstermin vereinbaren. Doch in den darauf folgenden Tagen erlahmte seine Initiative zu sehend. Leider nicht nur bei ihm. Alle Menschen in New Gruenberg dämmerten nur noch vor sich hin. Gestern mußte ich sogar Patsy zwingen, etwas zu essen.

Die Verbindung mit der Außenwelt war irgendwie abgebrochen. Fremde kamen nicht mehr in diese Stadt. Was sollten sie auch hier? Fest daran glaubend, daß eine Seuche ausgebrochen und nur mich verschonte, wollte ich um Hilfe telefonieren. Doch die Fernleitungen waren tot. Nur innerhalb des Ortes konnte ich noch jemanden anrufen. Aber was nützte es. Die Leute waren zu träge geworden. Sie nahmen den Hörer einfach nicht ab.

Ich versuchte, mit dem Auto die Stadt zu verlassen. Es ging nicht. Der Motor soff ab, kaum war das Ortsschild in Blickweite. Ich borgte mir ein anderes Auto aus, dem Eigentümer war das offensichtlich völlig egal. Er reagierte nicht einmal auf meine Frage. Doch auch mit diesem Wagen kam ich nicht weit. Ich versuchte es zu Fuß und kam bis zu den letzten Häusern an der Landstraße, dort wo es nach Berlin und Weimar und dann weiter in Richtung New Braunfels und zum Hightway nach San Antonio ging. Doch jedesmal verließ mich die Erinnerung und ich fand mich irgendwie im Zentrum der Stadt wieder. Jetzt saß ich im Wohnzimmer, fütterte Patsy und schaute verzweifelt aus dem Fenster. Die Bäume da hinten, das war der Stadtpark. Patsy starrte teilnahmslos gegen die Wand. Damals – vor – es kam mir jedenfalls eine Ewigkeit vor - also als die Kugeln auftauchten, da war die Welt noch in Ordnung. Plötzlich war der Gedanke da. Der Park, die Kugeln! Damit hatte es vor drei Wochen angefangen. Seit die verdammten Kugeln da herum lagen, war New Gruenberg verrückt geworden. Erst die übertriebene Freundlichkeit, dann die seltsame Friedfertigkeit, die Menschen verloren jede Aggressivität. Und nun die Handlungsunfähigkeit. Die Kugeln - die waren schuld! Ohne genau nachzudenken, was ich eigentlich wollte, stürmte ich das Treppenhaus hinunter, setzte mich in den Wagen und fuhr zum Park. Ich stieg aus, rannte zu dem See hinunter, stolperte, rappelte mich wieder hoch und lief weiter. Die Kugeln! Da lagen sie. Wie am ersten Tag, ruhig, geheimnisvoll, majestätisch, unnahbar.

"Verschwindet!" schrie ich die Dinger an und hämmerte mit den Fäusten gegen die Oberfläche. "Ihr sollt verschwinden! Laßt uns in Ruhe! Verschwindet!" Die letzten Worte gingen in ein Schluchzen über. Ich sank neben den Kugeln auf das weiche Gras. Meine Kopfschmerzen wurden unerträglich. Und dann brach die Barriere.

Ich flog. Ich schwebte durch die Dunkelheit. In weiter Ferne strahlend helle Punkte. Ich begriff: Sterne. Vor mir eine blau-weiße Kugel. Ich begriff: Erde. Ich sah Menschen und fühlte ihre Ausstrahlung. Ich sah das Gute in ihnen, aber auch das Böse. Ich fühlte fremden Gedanken, die helfen wollten, den Menschen das Schlechte zu nehmen. Keine Kriege mehr, immer nur Friede, nur Brüder und Schwestern. Es war, als schwebte ich immer noch. Doch ich war nicht im Weltraum. Ich lag im Gras. Meine Gedanken plätscherten dahin. Dennoch verstand ich plötzlich. Unsäglich fremde Wesen aus den Tiefen des Alls, die wie Granitkugeln aussehen, waren zur Erde gekommen. Sie sahen, wie die Menschen waren, mordlustig, aggressiv, böse. Die Fremden bemerkten jedoch ebenfalls das Gute in uns. Sie beschlossen zu auf einen besseren Weg zu bringen. New Gruenberg war der Anfang. Sie nahmen den Menschen die Aggressivität. Nur ich war weitgehend immun gegen ihren Einfluß, aus welchem Grund auch immer. Es hatte den Wesen viel Kraft gekostet, sich mit mir zu verständigen. Jetzt fühlte ich Verstehen. Die Wesen hatten etwas übersehen. Die Aggressivität war die Triebfeder menschlichen Handelns. Ohne sie verlor - egal ob Frau oder Mann – jeder jeglichen Lebenswillen. Der Kampf ums Dasein hatte die Natur der Erde geprägt und uns Grenzen gesetzt. Ich fühlte Bedauern, dann kam der Gedanke, es wird alles wieder gut.

Ein kalter Windstoß riß mich in die Wirklichkeit zurück. Es war Herbst und ich hatte keine Jacke übergezogen. Meine Kopfschmerzen klangen langsam ab. Die Kugeln waren verschwunden. Nur die geknickten Grashalme zeigten an, dass hier etwas sehr Schweres gelegen haben musste. Mich fröstelte und ich machte mich langsam auf den Heimweg. Patsy war im Badezimmer und brachte ihre Frisur in Ordnung. "Patsy" rief ich. Sie reagierte! Ich nahm sie in die Arme. "Es wird alles wieder gut", sagte ich. "Fred was, was ist mit mir los?", fragte sie verwirrt. "Erinnerst Du dich an die Kugeln im Park?, begann ich vorsichtig.

Patsy schüttelte unwillig den Kopf. "Die Kugeln? Man hat doch die Aktion Kunst im Park abgebrochen und die Kugeln fortgeschafft. Was haben die Steindinger damit zu tun, dass ich mich so seltsam fühle?" Ich küßte sie. Die fremden Wesen hatten also vorgesorgt. Nun gut. "Nichts ist mit den Kugeln", sagte ich. "Du warst ein paar Tage krank. Aber jetzt bist Du wieder in Ordnung."

Das Telefon klingelte. Ich ließ Patsy los und nahm ab. "Bei Timmerthy", meldete ich mich.

"Hier Schwarzkopf! Timmerthy, Sie Versager! Geben Sie meine Tochter wieder heraus! Ich werde vor Gericht gehe, Sie verklagen, ich werde..." Mr. Schwarzkopf schöpfte nach Luft. Draußen quietschen die Bremsen. Lubock Mostheim fuhr wieder wie ein Verrückter durch die Stadt. Und dann, welch ein schönes Gefühl, sie zu hören: Irgendwo heulte da draußen eine Polizeisirene. Die Welt war wieder in Ordnung.

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