Good bye myheimat – Google-Zensur auch hier!
Vorbei, Schluss, Aus! Das war es für mich auf myheimat. Zumindest vorläufig stelle ich mein Engagement hier ein und werde keine neuen Beiträge mehr veröffentlichen. Ob ich noch einmal auf diese Plattform zurückkehre, weiß ich nicht. Zurzeit bin ich jedenfalls so verärgert, dass ich mich erst einmal zurückziehe.
Was ist geschehen? Zumindest bin ich wohl meinen Lesern eine Erklärung schuldig und sollte mich nicht in aller Stille davonmachen.
Aktuelles aus dem Stadtbezirk, Politik, Geschichte, Historie, der hannoversche Zoo, Feste und Ereignisse. Wenn ich wo dabei war oder etwas Interessantes zu berichten wusste, wollte ich die anderen myheimatler daran teilhaben lassen. Ja, und dann kam ich auf die Idee, die myheimat-Plattform auch fotografische Themen anzusprechen. Schließlich leben die eingestellten Berichte und Artikel ja vor allem von den Aufnahmen der User. Und da müssten eigentlich Beiträge rund um Kameras und Objektive auf Interesse stoßen. Es sollte der ganze Bereich der fotografischen Kunst abgedeckt werden, von Akt bis Zoo. Aber schon beim „A“ gab es jetzt Schwierigkeiten.
Durch Zufall bemerkte ich, dass bei einigen (zum Teil schon vor zwei Jahren aufgeladenen) Artikeln rund um die Fotografie die dazugehörenden Fotos einfach verschwunden waren. Erst dachte ich an irgendeinen Fehler, der aufgetreten war. Doch eine Nachfrage bei der myheimat-Zentrale belehrte mich eines Besseren. „Es scheint wohl so gewesen zu sein, dass einige Bilder redaktionell von uns entfernt wurden, da sie gegen die myheimat-Richtlinien verstoßen haben“, lautete die Antwort. Man verwies mich auf Nr. 4.3 der AGB.
Nach diesen allgemeinen Bedingungen ist untersagt, „Inhalte auf den myheimat-Webseiten einzustellen, die gegen geltendes deutsches Recht verstoßen“. Untersagt ist insbesondere das Einstellen von – ich zitiere wörtlich –„(b) Inhalten, die pornografisch, sittenwidrig oder in sonstiger Weise als anstößig einzuordnen sind; (...)"
Uih, uih, uih. Was waren das wohl für Bilder? Eine weibliche Brust – was gibt es Natürlicheres – wurde da als Verstoß gegen geltendes deutsches Recht angesehen, ebenso wie eine hübsche junge Dame im T-Shirt im Meer – zugegeben, weil das Bekleidungsstück durch die Wellen etwas nass geworden war, zeichneten sich dezent darunter hübsche Formen ab, offenbar schon zu viel für die Phantasie gewisser Mitmenschen. Ach ja, ein Foto, auf den mehr oder weniger nur der Rücken einer Dame zu sehen war (manches rückenfreie Kleid lässt weitergehende Einblicke zu) fiel ebenfalls der Zensur zum Opfer.
Und das in einer Zeit, in der bei uns solche Aufnahmen in Familienzeitschriften gedruckt werden, Zeitungen mit diesen Bildern offen am Kiosk hängen, ein schönes Aktfoto an der Wohnzimmerwand nichts Besonderes mehr ist. Kurz: in einer Zeit und einem Land, in dem mit solchen Fotos ziemlich unverklemmt umgegangen wird. Aber anscheinend nicht überall.
Ob ein Akt-, Halbakt- oder Dessousfoto gut ist oder nicht, ist Geschmacksache. Ich nehme nicht in Anspruch, dass meine Fotos allen gefallen müssen. Aber was ist an einem menschlichen Körper eigentlich anstößig? Schließlich ist es etwas ganz Natürliches. In einem Fernsehfilm – der genaue Titel ist mir leider entfallen – sagte ein Schauspieler: „Wenn Gott gewollt hätte, das wir nackt herumlaufen, würden wir auch so zur Welt kommen.“ Man muss einmal kurz darüber nachdenken, aber ich finde, der Spruch ist nicht dumm.
Gut, ich weiß, dass nicht jeder solche Bilder mag. Aber es ist ja niemand gezwungen, sie sich anzuschauen. Und gemessen an Bildern im Playboy (obwohl ich dort viele Aufnahmen sehr ästhetisch finde) halte ich die zur Illustration eingestellten Bilder dann doch noch für ein Stückchen harmloser. Aber vielleicht sind ja bald nur noch Fotos von Frauen erlaubt, wenn diese Schleier tragen, um ja keinen potentiellen Betrachter zu Nahe zu treten. Da fällt mir noch ein Zitat ein, diesmal von Oswald Kolle (aus seinem Text „Die Angst des Autors vor der Erektion“, 1976): „Vielleicht sollte man Zensoren, Staatsanwälte und Richter verpflichten, ihre Urteile über erotische Literatur und Filme nackt zu sprechen. Man würde dann vermutlich besser sehen, wie die Wünschelrute aussieht, die ihnen so treffsicher verrät, welche Szenen ihre Mitbürger nicht lesen oder sehen sollen.“ Was er auf Bücher und Filme bezieht, könnte vielleicht auch für Fotos gelten.
Provinziell finde ich gut, wenn es um Berichte und Reportagen um Ereignisse vor der Haustür geht. Insoweit ist myheimat im guten positiven Sinne provinziell. Deshalb habe ich hier auch mitgemacht. Aber wenn es um provinzielles Denken geht, da möchte ich dann doch nicht dabei sein.
PS: Gerade erreichte mich eine weitere Mail aus Augsburg. Jetzt hat der amerikanische Geschäftspartner von myheimat mit seinen Vorgaben Schuld. Richtig, manche Amis sind ja zum Teil ziemlich verklemmt und prüde. Filme mit brutalen Gewaltszenen laufen unbeanstandet im Nachmittagsprogramm der Fernsehsender, sowie aber der Nippel einer weiblichen Brust zu sehen ist, droht der Untergang des Abendlandes und ruft alle möglichen selbsternannten Sittenwächter auf den Plan. Aber von denen will ich mir nicht vorschreiben lassen, welche Fotos ich zeigen darf und welche nicht. Deshalb also pfirtie, good bye, Servus und tot ziens – maar alleen wellicht (d.h., auf Wiedersehen, aber nur vielleicht)..
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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