Upstedter Linde
Die Upstedter Linde, die vielleicht älteste Linde Deutschlands
Zwischen Hildesheim und dem Harz liegt der Ambergau, eine idyllische Landschaft mit kleinen Höhenzügen, Feldflächen dazwischen und kleinen Dörfern, die darin verstreut sind. Es ist eine Gegend zum Wohlfühlen, die sich sehr gut für Radtouren eignet, die ich dort auch immer mal wieder gemacht habe. Es gibt dabei so einiges zu entdecken. Eine Burg, Schlösser, eine alte Ziegelei an dem Flüsschen Nette, Rittergüter, die romantische Hubertuskapelle mit ihren Felsrelieffen und viel mehr. Und dann gibt es da in einem der verschlafenen Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen scheint, noch eine Besonderheit. Das ist in Upstedt ein uralter Baum, die gleichnamige Upstedter Linde.
Die Linde ist einer der ältesten Bäume Deutschlands. Zwar gibt es überall vermeintlich tausendjähre Linden und Eichen. Doch in den allermeisten Fällen sind diese nicht viel älter als 500 bis 600 Jahre. Bei diesem Baum ist das anders. Die Upstedter Linde wurde urkundlich im Jahr 1100 erstmalig erwähnt. Bereits damals muss es sich deswegen um einen großen Baum gehandelt haben, und es könnte sein, dass er schon zu diesem Zeitpunkt 200 bis 300 Jahre alt war. Vor 950 Jahren hat vermutlich schon Macco, der Vogt des Ambergaus unter der einst mächtigen Krone gesessen und vielleicht, da er dort sein Amt hatte, Gericht gehalten.
Nun stellt man sich unter einer etwa tausendjährigen Linde einen mächtigen Baum vor. Das war er jedoch einmal. Alte Fotos zeigen ihn noch mit einer Höhe von 30 Metern. Aber wer so alt ist, der wird wieder kleiner, zumal er aus Baumpflegegründen gestutzt werden musste. Und er erinnert nun mehr an einen alten Greis, der in sich zusammengesackt ist. Aber auch wenn die Ruine des Stammes, denn als solche kann man diesen wirklich bezeichnen, nicht mehr viel höher als 10 Meter ist, so sprießt doch daraus jedes Jahr wieder neues Grün hervor, das so frisch wirkt, wie das eines jungen Baumes.
Der Anblick des Stammes aber entschädigt für die nicht mehr vorhandene Höhe und der ist mehr als eindrucksvoll. Über dem sich ausbreitenden, kräftigen und märchenhaften Wurzelwerk misst der Stammumfang der Linde etwa 15 Meter. Das ist außergewöhnlich. Weiter oben, wo das Astwerk beginnt, immer noch neun Meter. Und dieser Stamm ist ein einziges Wunder der Natur. Seine zerrissene, schuppige und von Knorpeln durchwucherte Rinde wirkt wie die zerfurchte Haut eines Urzeitwesens. Aus jeder Perspektive sieht der Baum anders aus. Man geht unweigerlich drum herum und betrachtet ihn ausgiebig von allen Seiten. Und aus jeder Richtung wirkt der urige Stamm völlig anders. In der Mitte ist er hohl. Diverse Personen könnten darin Platz finden. Man schaut aus dieser Baumhöhle nach oben in das grüne Geäst und staunt und wundert sich darüber, dass dieser Baum immer noch lebt. Man streicht mit den Händen über die Rinde, betastet sie überall. Die Furchen, die Knorpel, die Risse. So etwas hat man zuvor noch nie gesehen. Ein wirkliches Wunder. Und wer weiß schon, wie lange dieser Baum, der schon so viel erlebt hat, Stürme, ein Brand durch Kinder entfacht, Blitzeinschläge und Stürme, noch leben wird. Vermutlich noch etliche Menschengenerationen, wenn man selbst längst vergessen ist.
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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