Jungfernfahrt mit der Ovation of the Seas
Eindrücke von der Jungfernreise mit der Ovation of the Seas.
Es ist gut 1 Monat her, dass wir die Ausschiffung der Ovation aus der Meyer Werft in Papenburg mit verfolgt haben.
Eine Schnapsidee auf der Suche nach der Maiden Voyage ließ uns spontan diese Reise buchen.
Bis zur Jungfernfahrt haben wir die gesamten Vorbereitungen, das Kreuzen in der Nordsee, die Möblierung in Bremerhaven, das Trockendock in Hamburg, online verfolgt. Nebenbei haben wir nach der Buchung der Kreuzfahrt nach einem Weg, um nach Southampton und wieder nach Hause zu kommen, gesucht.
Es wird so oder so jeweils eine Tagesreise und wir entscheiden uns mit dem Flieger nach London Heathrow zu fliegen und weiter mit dem Bus zu fahren.
Vom Tor 10 in Southampton aus war das Riesenschiff zu sehen und von hier aus konnten wir an Bord gehen.
Beim Online Check In entscheidet man sich für ein Zeitfenster, wann man ankommt und einchecken will.
Wir waren etwas eher da und es ging trotzdem alles zügig voran. Alle Daten von uns, inklusive Foto waren bereits vorhanden, aber papierlos ging es trotzdem nicht zu.
Ein ausgedrucktes Dokument war obligatorisch zur Identifikation der Person.
Unser erster Schritt von Land (Gangway) aufs Schiff war ein „kleiner Schritt“ aber ein großes Ereignis für uns, zumal wir bereits mehr als 15 Kreuzfahrten hinter uns haben.
Das Innere des Schiffs wirkte zwar groß aber nicht protzig. Unsere Balkonkabine ist hinten auf Deck 13, also wie in einem Hochhaus mit entsprechender Aussicht.
Der lange Weg und der fortgeschrittene Tag haben nicht nur etwas Hunger aufkommen lassen, sondern auch Neugier was dieser Koloss alles bietet.
Das Selbstbedienungsrestaurant bietet jederzeit unbeschreibliche Leckereien, die aber auch so gut schmecken wie sie aussehen.
Beim Auslaufen aus dem Hafen wird die Ovation von Feuerschiffen, die Ihre Wasserkanonen zur Verabschiedung nutzten und vielen Schaulustigen, begleitet.
Immerhin ist es eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt, das von außen sowohl auch im Inneren sehr imposant ist.
Es ist ein Schiff, das außergewöhnliche Maßstäbe setzt: Sporthalle für Basketball, Autoskooter, Rollerskater, Felswand klettern, Aroma Spa, großer Wellnessbereich, Kinderbetreuung, Shops, Kaffees, Bars, Pups, Japanisches Restaurant und vier Spezialitäten Restaurants und die „Bionic Bar“.
Hier kann man mit seiner Bordkarte, einem Tablett und Fantasie sich von einem Roboter seinen Drink zusammenstellen. In der Bordkarte ist ein RFID eingelassen, der sofort jeden Passagier erkennt. Trotzdem muss man noch sein Geburtsdatum eingeben und wenn der Computer festgestellt hat, dass man älter als 18 Jahre ist, beginnt er mit seiner Mixtour. Gerührt, geschüttelt, mit oder ohne Eis wird der Drink nach eigenem Vorschlag zubereitet, abgestellt und mit der RFID-Karte holt man ihn zu sich heran.
Danach geht man euphorisch durch die Arkaden. Es ein individueller Höhenflug, den man noch mit einer Fahrt mit dem North Star, in einer Gondel, 90 Meter über dem Grund, toppen kann.
Hinten am Schiff surfen die Mutigen und werden bei einem Sturz gleich von der starken Strömung aus dem Becken gespült. Warnung, die starke Strömung kann Ihnen die Badekleidung ausziehen.
Darüber ist das RipCord mit dem IFly. Mit entsprechender Luftströmung wird man wie beim Fallschirmspringen in einem Luftstrom in den Schwebezustand versetzt. Dabei zeigen sich die Trainer als wahre Luftakrobaten.
Um die Ecke klettern die Kids die Steilwand hinauf und werden mit einem automatischen Gurtsystem vor dem Herunterfallen geschützt.
Der Abend und die online getätigte Reservierung im Le Grand Restaurant setzen der Besichtigungstour ein Ende und wir genießen ein vorzügliches 4 Gänge Abendessen.
Dann geht es ab ins Himmelbett, die Reise ist so ruhig, keine Schiffbewegungen, man glaubt gar nicht dass man auf „Hoher See“ ist.
Der erste „Port of Call“ ist Cherbourg in Frankreich. Wir haben einen Leihwagen gemietet und fahren zum Mont Saint Michel.
Nach 170 km sehen wir von der Autobahn die auf einem Felsen im Meer gebaute hoch herausragende Benediktiner Abtei.
Es ist eines der Wahrzeichen in der Bretagne, neben den Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges, auf die von der Autobahn immer wieder hingewiesen wird.
Heute Abend ist noch ein Besuch im Theater geplant.
Was einem hier auf „kleinstem Raum“ alles geboten wird, scheint mehr zu sein als in unserer Heimatstadt in Hannover.
Es ist schon eine Anstrengung, alles wahr- und aufzunehmen.
Aber wir haben ja noch 4 Tage Zeit, mehr zu erkunden.
Die angelaufenen Häfen sind nicht so interessant, dafür aber die angebotenen Ausflüge.
Von Cherbourg, dem letzten Hafen, den damals die Titanic, bevor sie auf einen Eisberg lief und danach unterging, geht es weiter nach Le Havre. Die Ovation ist bislang das größte Kreuzfahrtschiff, das jemals Cherbourg angelaufen hat.
Das Schiff liegt über Nacht so ruhig, dass man sich gar nicht auf See wähnt. Die Entfernung nach Le Havre ist so kurz, dass die Ovation mal gerade mit 7 Knoten fährt. Wohl die Minimumgeschwindigkeit, um das Schiff stabil und manövrierfähig zu halten.
In le Havre bleibt die Ovation bis Mitternacht und so lohnt sich ein Ausflug nach Paris.
Wir erkunden Le Havre zu Fuß und nutzen nur den Busshuttle in die Stadt. Und nach der Rückkehr genießen wir das Essen im Windjammer Selbstbedienungsrestaurant, das den ganzen Tag geöffnet hat. Es ist angenehm, dass man zu jeder Zeit etwas zu Essen und zu trinken bekommt.
Es gibt immer Kaffee, Milch, Zitronenlimonade, Wasser und Tee. Ich hörte von einer Beschwerde eines Passagiers, der den „English Breakfast Tea“ vermisste. Man kann ja auch übertreiben.
An Bord sind etwa 3.700 Passagiere und 1.700 Schiffspersonal. Nach bis zu 6-monatiger Vorbereitungszeit und mit Unterstützung von erfahrenem Servicepersonal klappte alles reibungslos.
Wer aber zum Essen in den Windjammer geht, wird gebeten im eigens vor dem Speisesaal platzierten Waschraum seine Hände zu waschen.
Vor den exklusiven Speisesälen wie: Silk Restaurant, American Icon Grill, Chic Restaurant, The Grand Restaurant und dem Japanischen Izumi Restaurant stehen „nur“ Händedesinfektionsgeräte zur Verfügung.
Übertrieben oder nicht, das ist hier die Frage. Ich gehe von Bord und habe mir einen Herpes an der Lippe eingefangen!
Weiter geht es im Schneckentempo über Nacht nach Seebrügge.
Die Ovation legt im Industriehafen an. Das sind derzeit oft die einzigen Möglichkeiten für große Schiffe wo der Hafen genügend Tiefgang hat, denn die Ovation braucht mindestens 8,5 Meter.
Ärgerlich nur, dass man die knapp 500 Meter zum Hafeneingang nicht zu Fuß gehen darf und 12 Euro für einen Shuttelbus bezahlen muss.
Das angebotene Ausflugsziel war Brügge, sicher eine schöne Stadt zum Besichtigen.
Aber wie bei allen Schiffsgesellschaften schlagen die Redereien bei solchen Ausflügen gewaltig zu.
Auch die Getränkepreise liegen unserer Erfahrungen nach von anderen Schiffen, über dem Durchschnitt.
Nicht zu übersehen sind auch die „gewaltigen“ Trinkgeldkosten pro Tag, die je nach gebuchter Kategorie unterschiedlich hoch sind. In der Balkonkabine kostet der Tag zusätzlich 12,50 Dollar („Onboard Gratuities“) pro Person.
Dafür wird der Tag, beziehungsweise die Nacht mit einem täglichen Betthupferl versüßt.
Und am Ende der Reise gab es noch ein kleines Reiseandenken.
Im Foto Shop kann man mit seiner Bordkarte die Bilder, die von einem gemacht wurden auf einen USB Stick herunterladen. Kosten: 20 Dollar pro Bild. Bei sechs Bildern gibt es einen kleinen Rabatt und der USB Stick kostet 5 Dollar extra.
Jedenfalls hat damit die Fotopapierverschwendung aufgehört.
Unser einziges Bild, das wir heruntergeladen haben, haben wir mit dem 43-jährigen Kapitän aus Norwegen gemacht.
Man wird beim Fotografieren entweder nach der Kabinennummer gefragt oder es muss auch ein Gesichtserkennungsprogramm geben, denn nicht immer wurden wir nach unserer Kabinennummer gefragt.
Luxus heißt auch immer etwas Verschwendung. Die Passagiere sind so satt, dass nur ihre Augen mehr essen können als sie selbst. Und selbst die frisch gebackenen und nicht gegessenen Süßigkeiten wandern in den Abfall, Schade.
Auf der Rückreise nach Southampton zeigt die Ovation was sie wirklich drauf hat und jagt mit 22 Knoten durch den Kanal. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir unsere Fahrt vom Balkon verfolgen.
Der Ärmelkanal ist tatsächlich voller Schiffe und wir fahren fast quer zur Fahrtrichtung der nach Norden fahrenden Handelsschiffe.
Aber wir kommen wieder gut und wohlbehalten und trotz einer Windstärke von 8 oder 9 Beaufort (37-40 km Windgeschwindigkeit) in Southampton an.
Das Ausschiffen auf eigene Faust geht völlig komplikationslos von statten. Der Weg zum Busterminal ist etwa 15 Minuten lang und der Rückweg geht wieder mit dem National Express Coach nach Heathrow und über München nach Hannover, eine Tagesreise eben.
In etwas mehr als einem Monat werden wir die Entdeckungsreise auf der Ovation of the Seas während einer Kreuzfahrt von Dubai nach Singapur fortsetzen.
P.S. Ich bin auf dem Weg in den Iran.
Bürgerreporter:in:Georg Pauldrach aus Garbsen |
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