Tütenknaller - Herr und Frau Braun mit neuem Programm in Friedbergs Stadthalle
Die glänzende, oft überhaupt nicht überspitzte Darstellung der Augsburger Seele im neuen Programm "Tütenknaller" des Augsburger Kabarett-Duos Herr und Frau Braun lässt beim Publikum in der voll besetzten Friedberger Stadthalle keinen Lachmuskel unbewegt.
Das Programm, in dem ein extra aus Good Old England eingeflogener James Bond Jagd auf eine unendlich grausame Schupfnudel-Mafia macht und ständig Saunatücher aus der Königsbrunner Königstherme verschwinden, ist ab der ersten Minute sehens- und hörenswert. Vom Verhaltenskaleidoskop zweier viele Jahre verheirateter Eheleute über polizeiliche Ermittlerstandards, Herr und Frau Braun - alias Roland Krabbe und Gabriela Koch versäumen keine Sekunde, ein perfektes Bild vom "typischen Augsburger und seiner ihm eigenen Mentalität" zu zeichnen. In Gespräch mit myheimat-Reporterin Sabina Scherer erfahren wir interessante Aspekte des Komikerpaars zum Thema Kabarett, Beobachtungsgabe und Bühnenprofessionalität:
Sabina Scherer: Wenn Sie beide zurückblicken, vom ersten Programm 1995 "Allesklaroddrr" bis zum heutigen "Tütenknaller" - Hat die lange, gemeinsame Zeit aus Herrn und Frau Braun ein „altes Ehepaar“ gemacht?
Roland Krabbe: Kann man so sagen. Ich bin alt geworden und sie ist ...
Gabriela Koch: Ja, doch - ein wenig hat das schon was von einem alten Ehepaar. Wir wissen, was der andere nicht mag, sprechen Sätze des Partners zu Ende. Was man anfangs als nett empfand, gerät manchmal zur altbekannten Routine ...
Roland Krabbe: Ja! Früher freute man sich auf die gemeinsamen Auftritte. Heute denkt man sich: Puh - wenn ich die schon wieder sehe ...
Sabina Scherer: Herr Krabbe, die Stories zu Herrn und Frau Brauns Kabarett schreibt das tägliche Leben. Was macht eine Alltagsbegebenheit zum kabarettistischen Baustein ihres Programms?
Roland Krabbe: Da spielt viel Erfahrung mit und der Blick für die Situation. Im neuen Programm gibt es eine Szene über die verschiedenen Stationen eines Ehelebens. Wer im täglichen Leben die Menschen beobachtet, wird manche Verhaltensweise wieder entdecken. Das Ganze etwas übertrieben dargestellt - und schon entsteht Kabarett.
Sabina Scherer: Frau Koch, Kabarett ist in seiner Motivation gesellschaftskritisch, komisch-unterhaltend und/oder künstlerisch-ästhetisch. Welche dieser Beschreibungen dominiert ihr Programm?
Gabriela Koch: Von allem ein bischen. Im Tütenknaller-Programm haben wir eine James-Bond-Szene. James Bond stellt sich jeder im Smoking vor - das ist Ästethik. Was Roland dann aus James Bond macht, ist wieder komisch - jede Szene im Programm hat eine andere der beschriebenen Eigenschaften.
Sabina Scherer: Herr Krabbe, Was macht den Augsburger und seine Stadt zum gefundenen Fressen für lokales Kabarett?
Roland Krabbe: Ja, das hat schon seine zwei Seiten. Augsburg ist zum Einen gut fürs Kabarett weil der Augsburger seine eigene Mentalität hat. Wenn man aber einen Kreis um Augsburg zieht, hat man schnell etwa die oberbayerische, die allgäuerische und die nordschwäbische Grenze erreicht. Augsburg ist also in der Wesensart wie ein Biotop, und es lässt sich im kabarettistischen Umkreis von etwa dreißig Kilometern super vermitteln.
Sabina Scherer: Gibt es einen speziellen Anlass für den aktuellen Programmtitel "Tütenknaller"?
Roland Krabbe: Es gibt zwar im Programm eine Szene, die sich mit dem Brauch des Tütenknallens befasst - aber seit geraumer Zeit entstehen unsere Programmtitel eher sporadisch. Wir haben früher oft lange an den Titeln gefeilt - und wurden am Ende doch anders interpretiert. Heute freuen wir uns, wenn der Programmtitel neugierig macht auf den Inhalt.
Sabina Scherer: Frau Koch, Herr Krabbe, herzlichen Dank für das angenehme Gespräch!
Text: Franz Scherer
Redaktion: Sabina Scherer
Bilder: Franz Scherer - alle Rechte vorbehalten
Weitere Information:
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