Juli 2009 Burkina Faso: Das Unvorhersehbare ist passiert: Nachdem die Bauern wieder schon seit Jahren auf den ersehnten Regen gewartet hatten, der Ihnen die spärliche Aussaat im wüstennahen Trockengebiet der Sahelzone ermöglicht hatte, kam so nahe der Wüste der Regen wieder zurück und schwemmte Ihnen mit unheimlicher Gewalt die kostbaren schon angekeimten Saatkörner wieder aus dem Boden heraus. Aus, alles aus.
Die über Jahre durch die anhaltende Trockenheit aufgebrauchten Kornvorräte sind nun unbrauchbar. Versicherungen gibt es keine. Geld oder andere Vorräte sind keine vorhanden.
Freilich hatte der plötzliche Beginn des kurzen starken Regens auch früher schon immer wieder die wundervoll bemalten Lehmhäuser der Gurunsi und Bwa im Süden des Staates beschädigt. Lehm ist ideales Baumaterial in der trockenen Hitze und speichert die Wärme in der Kühle der Wüstennacht. Obwohl gekälkt und somit in der Oberfläche wasserabweisend wiedersteht er längerem Regen natürlich nicht.
Viele alte kulturell wichtige Gebäude wie die berühmten Moscheen des alten Djenne und des legendären Timbuktu im Nachbarland Mali sind auch stark beschädigt und werden als Weltkulturerbe sicher auch wieder auf Restaurationshilfen hoffen dürfen, aber einfache Bauerngehöfte im Niemandsland zwischen Ghana, Togo und Burkina Faso, wer wird sich dorthin verirren?
Nachdem wir im internationalen Maskenmuseum in Diedorf schon seit längerer Zeit geplant hatten, diese wenngleich abgelegene und unbekannte aber so herrliche und ursprüngliche Ecke Afrikas südlich der Sahara zu erkunden, kam auch unserer bescheidenen Planung der große Regen sehr in die Quere.
Zwischen Gaoua und Tjebele im äußersten Süden des Landes stehen die schönsten und landschaftlich am einfühlsamsten gestalteten Bauernhäuser der Welt. Die grenzenlose Trockensavanne hat sie aus dem überall gleichen Urstoff geboren: Aus dem braunroten und verbrannten Erdton des kargen Bodens wölben sich die runden weiblichen Formen der Dorfhütten empor. Bemalt mit weissen Kalkornamenten und schwarzem Holkohlepulver erzählen sie von den wandernden Dünen des alles überdeckenden heissen Sandes. Alles wartet auf den Regen: Monate und Jahre.
Dann kam er: viel zu spät, unerwartet, heftig, zu lange.
Wir hoffen, doch noch ein paar Häuser in der ursprünglichen Gestaltung vorzufinden, wenn wir am 24. Dezember mit Beginn der Herbstferien nach Quagadougou, der armseligen Hauptstadt fliegen und uns mit einem Geländewagen nach Süden aufmachen.
Wir unterstützen Hilfsprojekte von Plan international und wollen uns nach unseren Patenkindern dort umsehen.
Für die kleinen Dorfschulen haben wir auch diesmal unter den mitfühlenden Schülern des Justus-von- Liebig-gymnasiums in Neusäss, wo ich als Lehrer für Kunst und Ethik tätig bin, alte und nicht mehr benötigte Stifte gesammelt. Papier werden wir in der Hauptstadt dazukaufen.
Ein in Burkina lebender Freund hat mich jetzt aber draufgebracht: Bringt doch Brillen und anderes medizinisches Gerät. Es gibt in den spärlich gestreuten Krankenstationen und für die armen Leute nichts, absolut nichts hier.
Bei Freunden haben wir hier zunächst angefangen . Habt Ihr alte Brillen übrig -es fing zähe an: hier eine, da zwei.
Dann ein Telefonat mit meinem Augenarzt Dr. Schöllhorn in Diedorf : Ein kleines Päckchen wurde für uns zusammengestellt. Augenoptikermeister Dotterweiss aus Neusäss hatte wohl schon eine Weile auf uns gewartet: Eine umfangreiche Sammlung unterschiedlich starker Brillen wurde uns zur Weitergabe an bedürftige Leute mit Sehstörungen in Burkiana Faso ausgehändigt.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals sehr sehr herzlich bedanken.
Auch für die wertvollen Tips: Nicht verschicken! Neben teurem Porto warten auch gewinnsüchtige Zöllner, die die Brillen im Zielland zum Weiterverkauf ausmustern. So werden die Brillen natürlich jetzt in unseren Reisetaschern mitkommen. Nicht alle freilich! Es wären zu viele und unsere Gewichtsgrenze für Freifracht würde einmal weit mit teurem Strafporto überschritten.
Die anderen begleiten uns dann bei der nächsten Reise im Sommer zu Bergstämmen in hinterstem Hinterland zwischen Orissa und Madhya Pradesh in Indien.
Aber zurück nach Burkina Faso oder eher vorwärts: unsere Reise soll ja erst Weihnachten losgehen.
Weihnachtsbäume und Schnee wird es sicher keinen geben, macht ja nichts, dafür ist es sicher schön warm, aber unsere Geschenke werden sicher gut ankommen und mit Glück und Freude angenommen werden.
Bürgerreporter:in:Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf |
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