Abfahrt 26. 12. 2009, 8 Uhr 30 :Mit 4 Seesäcken und fast 90 kg Gepäck geht es über Augsburg, Pasing zum Flughafen München. Mit im Gepäck: über 1000 gebrauchte Schreibstifte - gespendet von Schülern des Justus von Liebig-Gymnasiums Neusäss zur Weitergabe an Schulen in Burkina Faso , Togo und Benin, nochmal soviele vom Optikergeschäft Dotterweich in Neusäss ausgemusterte Brillen als Geschenk für Augenkranke in Afrika - Freigepäck für mich und meine Frau 2x2 Taschen max. a 23kg). Dann mit Airfrance über Paris nach dem legendären klangvollen Ouagadougou - der Landeshauptstadt, die jeder gerne als geographischen Zungenbrecher über die Lippen rollen läßt. Von dort über die alten Grabdenkmäler der Nyanyosi aus dem 13. Jhdt nach Westen nach Bobo Diolasso. Dort Regenzeremonien der Bobo fing und Bwa. Verständlich, daß der Mensch in der völlig trockenen Sahelzone ein wenig das Wetter korrigieren möchte: die Regengötter werden von speziellen Masken und ihren Tänzern gerufen und eingeladen. Nach Süden, die Landkarte hinunter ins Land der von der Zivilisation vergessenen Lobi, kleinwüchsigen, behenden Menschen, bei denen die Frauen früher zum Schutz vor Sklavenjägern heute aber als Schönheitsideal den Lippenpflock in Ober,- und auch Unterlippe tragen.
Dort treffen wir einen Heiler und Regenmacher, der in mehreren Fetischräumen mit allen Geistern der Natur Kontakt pflegt und in den Regenzeremonien den Himmel für die Aussaat günstig zu gesinnen sucht.
An der Grenze zur Elfenbeinküste und Ghana weiter zu den malerisch bemalten Lehmhäusern und -kornspeicher der Gurunsi bei Tjebele. Die geometrische Bemalung soll den Geistern und Nagetieren den Zugang zum überlebensnotwendigen Inhalt verwehren. Weiter durch mit wenigen Bäumen und einigen heiligen Krokodil-tümpeln sonst recht trockene Savannenland Richtung Togo. Mitten im Niemandsland bricht am Auto die Lenkstange. Aus!!!
Die Dörfer ohne Strom, Wasser, Telefon und sonstiges, an was wir gewöhnt sind und worauf wir nicht verzichten können . Die Akkus der Mobiltelefone verbraucht - ohne Strom nicht zu laden, kein Kontakt. Wir kommen bei einer mohamedanischen Familie unter, die uns in einmaliger Gastfreundlichkeit nötigt, ihr eigenes Schlafzimmer, ihr einziges Bett und Ihren einzigen Moskitoschutz zu benutzen. Die Familie schläft bei den Tieren im Stall und will es nicht akzeptieren, daß wir uns bei so viel Selbstlosigkeit mehr als beschämt und unwohl fühlen. Eine mohamedanische Hochzeit steht an, zu der wir als Ehrengäste eingeladen sind. Gerade noch rechtzeitig bevor wir den Hochzeitsgästen im Weg sind, hat unser genialer Fahrer im belebten aber weit entfernten Grenzort die Lenkstange schweissen lassen und anschliessend selbst eingebaut. Es geht weiter in den Norden Togos zu den mehrstöckigen Lehmburgen der Taberma, den "nackten" Bergbewohnern, den "Somba", wie sie von Ihren Nachbarn genannt werden. Ihre Dörfer kleben wie Schwalbennester unter und in den steilen Hängen des Grenzgebirges zu Benin. Im Grenzland finden wir eine Schule, deren Schüler in mehreren dick mit Stroh gedeckten und damit trotz einer Temperatur von um die 40 Grad relativ schattig, luftig und kühl gehaltenen offenen Räumen unterrichtet werden. Der Schulleiter gibt mir seine e-mailadresse zu Hause für Kontakte von Schüler zu Schüler oder Kollege zu Kollege mit unserem J.-v.-L.-Gymnasium. Die Schule selbst hat weder Strom noch Wasser, auch ausser einer Tafel sonst nichts - aber der Schulhof wirkt gepflegt und ganz ohne den sonst leider für Afrika so gewohnt tolerierten und überall herumwehenden Abfall aus Plastiktüten. Das sollte wirklich auch für unsere Schüler in Deutschland Vorbild sein, die sich selbst mit geduldig andauernder Ermahnung schwer überreden lassen, ihre Schule vor Abfall sauber zu halten!
Wir könnten viel voneinander lernen!!!
Hoffentlich kommt trotz aller Schwierigkeiten für die afrikanischen Schüler und Lehrerkollegen (ohne Strom, Internetanschluß und Schulcomputer) trotzdem ein Internetbriefwechsel zustande!
Bei den Küstenvölker in Togo und Benin besuchen wir Dörfer , die völlig vom Glauben an übernatürliche Kräfte und Ihre Besänftigung durch Voodoo geprägt sind. Der Besuch bei verschiedenen Schwarzmagiern und weisen Heilern ist unheimlich spannend und interessant. Unser mohamedanischer Fahrer hält sich sicherheitshalber auf Distanz, unser christlicher Guide, der zum erstenmal damit int Kontakt kommt und als Akan die Sprache versteht und uns Unverständliches übersetzen soll, kommt nicht nur wegen des schwülen Küstenklimas ins Schwitzen. Als Atheisten haben wir hiermit einige Vorteile, damit umzugehen, vielleicht auch ein wenig Vorurteile und können uns trotzdem gerade über die Beziehungen von Hexer und Heilungssuchenden viel Interessantes erzählen lassen. Beachtlich : Der oberste Fetischeur wohnt in einer Villa, die auch in unserer Breitenlage Beachtung finden würden, während das Dorf verarmt.
Die Vorbereitungen zum großen internationalen Voodootreffen in Quetah, Benin am 10.1. 2010 würden wir gerne mit Fotos dokumentieren.
Bei den Fetischeuren nachgefragt: Sondergenehmigung pro Foto: 30 Euro.
Daher die Villen! Wir lehnen ab.
Donnerstag, 7.1. 2010. Ach wie kalt ist das heimatliche Diedorf!
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
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