Vortrag: Performer von Pfeifen und Psychopathen befreien

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„Ich bin auf einem Kreuzzug gegen Pfeifen und Psychopathen“, begrüßte Suzanne Grieger-Langer die Gäste der Vortragsreihe WAZ.Wissen im Essener Haus der Technik zu ihrem Vortrag. Die Charakter-Profilerin versprach eine Immunisierung gegen Machtmissbrauch und nahm sie mit auf eine Reise durch die Axiome für Agenten. Diesen Psychologie-Cocktail präsentierte die Psychoanalytikerin mit Präzision und Überzeugungskraft. Die Erklärungen zu Typ, Täter, Tat und Tatort konnten die Zuhörer so schnell auf ihre eigenen Arbeitsumfeld übertragen und sich überlegen, wie sie dort in Zukunft agieren werden.

Ganz im Stil von James Bond hatte Grieger-Langer ihre Erkenntnisse mit 00-er Nummern gekennzeichnet. 001 – Orientierung. Diese sei wichtig, um die Verführbarkeit zu reduzieren. Wer seinen Ausgangspunkt und sein Ziel kenne, gerate seltener auf Abwege. Um das deutlich zu machen, befragte die Rednerin ihre Gäste und musste feststellen, dass den meisten zwar der Weg zu Getränken und Sanitäranlagen, nicht aber der zu den Notausgängen bekannt war. 002 – Entscheidungen treffen. Von einem indischen Guru soll die Überlegung stammen, dass man über den Sinn des Lebens nachdenken, diesen so leben soll, dass er einen auch ernährt und anschließend jede Begegnung auf Dienlichkeit für diesen Sinn prüfen soll. So werde es leichter mit den vielen kleinen Verführungen umzugehen. 003 – Fokus. Wer sich wie ein Raubtier auf gewisse Dinge konzentriert, hat es leichter im Leben. „Lösungen sind banal. Es geht um die Entscheidung und die Disziplin sie durchzuziehen“, gab Ostwestfälin Grieger-Langer dem Publikum mit als Überleitung zu 004 - Disziplin. Riskant seien hingegen die drei „F“ der Verlierer: Faulheit, Feigheit und Fixation. Mit den drei „K“ des Erfolgs, Klarheit über das Ziel, Kompetenz und Konsequenz, sei man hingegen erfolgreich. Dabei gelte es Straßenkompetenz von theoretischem Hochschulwissen zu unterscheiden.

005 – Achtsamkeit. „Hab acht, statt hau drauf“, sei die neue Devise. Gefährlich für den Leistungsträger seien Pfeifen und Psychopathen, die diesen belasten. Die Pfeife sei oft ein Leistungssimulant, dem es vor allem darum gehe dabei zu sein. Erkennen könne man sie an Formulierungen wie „das hätte ich nicht von Ihnen gedacht“, Beschweren über die „Art miteinander umzugehen“ und eine emotionale Unreife. Irrtümlich hielten sich die Pfeifen oft für Performer und seien nur durch sachliche Kritik zu heilen von ihrer „selbstgewählten Selbstreflektionsamnesie“. Die sei ärgerlich, weil die Betroffenen ihren Intellekt nicht nutzten und lieber mit den echten Performern moralisch und emotional ins Gericht gingen. Noch problematischer seien die Psychopathen, von denen es in der normalen Bevölkerung rund 1 % gäbe, bei Führungskräften jedoch 14,5 %. Diese Narzisten hätten eine hohe „Ich“-Dichte im Gespräch und seien nicht zu heilen, sondern nur zu managen. Ihr einziges Interesse gelte der Macht, doch durch Anpassung seien sie oft ab Mitte 30 nicht mehr auf den ersten Blick zu identifizieren. Nützlich sei die Formel C+C+C > PB+I > A+A+A. Diese gehe davon aus, dass ein erster Check auf Selbstbild, Tugenden aber auch Schwächen und Eitelkeiten mit Camouflage und einem perfekt an das Gegenüber angepassten Kontakt zu einer psychopathischen Bindung und dem Infozieren letztlich zu Abschöpfen, unterbleibendem Absprung und Alimentierung führe.

Besser fahre man mit 006 – Fitting. Dabei gehe es darum, sich anzupassen und einzupassen ohne dabei 007 – Individualität zu verlieren. „Wer nicht auffällt, fällt weg“, sei hier das Motto der Wahl genau wie die Bereitschaft zum Vertrauen in Individuen. In Summe gebe es verschiedene Säulen der Macht. Wichtig sei Standfestigkeit auf dem Boden der Tatsachen. Wo die Pfeife von „man“ und im Konjunktiv spreche, sei dem Performer klar wo er steht. Schwierig seien Menschen, die fehlende Augenhöhe durch Lautstärke und Emotionalität ausglichen, um andere so aus der Fassung zu bringen. Auch die „Bambi-Strategie“ funktioniere nur bis Ende 20. Dann gelte: „Wahre Macht ist ruhig.“ Zweiter Erfolgsfaktor sei die Leidenschaft, die Arbeit zu einem angenehmen Spiel mache. Weitere Elemente seien Selbstkontrolle - statt Fremdkontrolle durch Angst -, Liebe, Wissen bestehend aus Intuition, Erfahrung und Visionen sowie Ethik. Diese verhindere, dass man sich zu „krummen Sachen“ verleiten lasse und so erpressbar werde. „Wir fordern den Status Quo der Schmuse-Führung heraus, indem wir Performer von Pfeifen und Psychopathen befreien!“, fasste die Referentin ihre Botschaften am Ende des spannenden und inspirierenden Vortrags zusammen. Der letzte Vortrag der Reihe in diesem Jahr findet am 9. Dezember 2014 im Essener Haus der Technik statt. Zum Thema „Selbstverantwortung“ wird dann Buchautor Dieter Lange sprechen.

Bürgerreporter:in:

Christian Kolb aus Essen

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