Die Alltägliche Armut breitet sich aus..."Armutsgefährdungsquote" in Essen in wenigen Jahren um 57 % gestiegen
Zum ersten Mal wird das Ruhrgebiet im Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mit bedrohlichen Zahlen beschrieben. Ein wenigen Jahren, von 2007 bis 2012 hat sich z. B. in Essen die sogenannte "Armutsgefährdungsquote" von 12,6 auf 18,9 Prozent gesteigert, also um mehr als 50 Prozent!
Wir sprachen mit dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Dr. Ulrich Schneider über die besorgniserregende Entwicklung und mögliche Perspektiven der unheilvollen Entwicklung zu
entgegnen.
Ein Sofortprogramm zur Bekämpfung der wachsenden Armut in Deutschland fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband anlässlich der Präsentation seines Armutsberichtes 2012. Die Armutsgefährdungsquote habe seit 2006 stetig zugenommen und befinde sich mit 15,1 Prozent auf einem Höchststand seit der Vereinigung. Mit Bremen landet im Bundesländerranking erstmalig ein westdeutsches Bundesland auf dem letzten Platz. Die schlechteste Fünf-Jahres-Entwicklung zeigten das Ruhrgebiet und Berlin, die der Verband als Problemregionen Nummer eins einstuft.
Von einer relativen Konstanz der Armutsquoten, wie im Entwurf für den amtlichen Armutsbericht durch die Bundesregierung konstatiert, kann nach Aussage des Verbandes mit Blick auf die aktuellsten Entwicklungen keine Rede sein. Mit einem Zuwachs von vier Prozent sei die Armut in 2011 so stark gestiegen wie noch nie zuvor. In der zugleich gesunkenen Arbeitslosenquote sieht der Paritätische einen Beleg für die zunehmende Amerikanisierung des Arbeitsmarktes. „Prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Armutslöhne sind der Preis, den Deutschland für die vermeintlichen Erfolge der Bundesregierung in der Arbeitsmarktpolitik bezahlt“, so Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider.
Geradezu dramatische Verwerfungen weist der Bericht für Berlin und das Ruhrgebiet aus. In den letzten fünf Jahren habe in diesen beiden größten Ballungsgebieten Deutschlands die Armutsgefährdungsquote jeweils um 25 bzw. 20 Prozent zugenommen. In einzelnen Ruhrgebietsstädten wie Duisburg stieg die Armutsgefährdungsquote sogar um über 34 Prozent. Schneider: „Was wir in Berlin und im Ruhrgebiet erleben, kommt einem armutspolitischen Erdrutsch gleich.“
Als Konsequenz fordert der Verband ein armutspolitisches Sofortprogramm, um gefährliche regionale Abwärtsspiralen zu stoppen. Das Programm sieht neben Mindestlöhnen, Mindestrenten und einem Mindestarbeitslosengeld I, den Ausbau öffentlich geförderter Beschäftigung, die Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze sowie eine Reform des Wohngeldes vor. Das Sofortprogramm sei durch die Einleitung langfristiger strukturpolitischer Maßnahmen zu flankieren. Vordringlich sieht der Verband hier Aufgaben in der Bildung und der Jugendhilfe.
Der gesamte Armutsbericht 2012 ist hier nachzulesen (pdf-Datei).... (anklicken!)...
Quelle:
die erle.de
Dr. Ulrich Schneider
Bürgerreporter:in:Wolf STAG aus Essen |
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