Opatija: Alte Dame des Tourismus
Nicht nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über ist die Kvarner Bucht an der kroatischen Adriaküste ein interessantes Reiseziel. Wo 1844 nur eine alte Abtei stand, entwickelte sich ein aristokratischer Winterkurort mit prachtvollen Villen. Grund dafür war neben der reizvollen Lage in erster Linie das ganzjährig angenehme Klima. Das lockte nicht nur Adelige in die Wiege des kroatischen Fremdenverkehrs, sondern auch Dichter, Musiker und Komponisten. Bis heute erhalten geblieben sind die gepflegten Gärten und Parks, aber auch weite Teile der Architektur der damaligen Zeit. Damit ist die alte Dame des kroatischen Tourismus auch heute ein lohnendes Reiseziel.
Die Reise an die Adria erfolgt mit dem Auto oder per Flugzeug über die kroatische Hauptstadt Zagreb. Von dort sind es rund 180 km bis zur Küste, sodass man rechtzeitig nach einem geeigneten Transfer oder Mietwagen schauen sollte. Der Weg zur Küste führt über gut ausgebaute und mautpflichtige Straßen. Schon auf dem Weg stellt man fest, dass die Landschaft immer felsiger wird. Kurz vor Ankunft in Opatija öffnet sich der Blick auf das blaue Meer. Erfreut stellt man fest, dass die Temperatur dort an den meisten Tagen deutlich milder ist als in der Heimat. Erste Gäste aus der österreichischen Monarchie sagten dem Ort nach, dass die Temperatur stets zehn Grad über dem Vergleichswert in Wien liege. Die 13.000-Einwohner-Stadt liegt am Meer und wird von den Ausläufern des Berges Ucka flankiert. Dieser schützt vor Winden und kaltem Klima und sorgt für ein besonders mildes Mikroklima. Vielleicht war auch das Grund für die Entscheidung des Kaufmanns Ignio Scarpa, der von Rijeka aus eine Bootsfahrt machte, hier eine Villa zu bauen. Scarpas Gäste waren so begeistert, dass sie in der Nähe der Villa Angiolina Land kauften und eigene Häuser bauen ließen.
Die malerische Landschaft und das milde Klima machten schnell von sich reden. Zwar gab es damals noch keine Hotels, doch ein Besuch in einem der Privathäuser galt in vermögenden Kreisen als chic. Rund um die Häuser wurden Parks mit Pflanzen aus aller Welt angelegt. Neben den heimischen Steineichen und Lorbeer-Sträuchern sind in den Parks heute auch Palmen und Bananen-Stauden zu sehen. In den letzten 170 Jahren hat sich die Region zu einem Tourismusziel gewandelt. Die beschwerliche Anreise mit der Kutsche wurde durch die deutlich schnellere mit neu erbauten Bahnlinien nach Ungarn und Österreich ersetzt. Plötzlich trennten das verschneite Wien und die warme Küste nur noch 12 Stunden Reisezeit. Als die ersten Hotels entstanden, war die Region so gefragt, dass die Bauherren ihre Kosten nach nur einer Saison von den Mieteinnahmen bestreiten konnten. Mit den Gästen, die auch die heilsame Wirkung von Wasser und Luft schätzten, kam Leben in das Karstgebiet. Wie sich der Tourismus entwickelte kann man heute im Tourismus-Museum entdecken. Dort wird nicht nur gezeigt, wie die Bademode sich mit der Zeit verändert hat, sondern auch, wie die alte Dame des Wintertourismus in jungen Jahren aussah.
Der Blick in die Geschichte ist nicht nur im Museum möglich, sondern auch in der Stadt. Wo einst Gustav Mahler, Albert Einstein, James Joyce oder Vladimir Nabokov flanierten, stehen auch heute viele gut erhaltene architektonische Zeugnisse der alten Zeit. Dabei verbinden sich die mitteleuropäische Architektur und der mediterrane Stil vorzüglich. Natürlich ist der Ort in der Moderne angekommen. So gibt es nicht nur in den meisten Hotels WLAN, sondern auch an vielen öffentlichen Orten, sodass man seine Urlaubsfotos mit den Daheimgebliebenen teilen kann. Auf denen sieht man nicht nur Historisches, sondern auch Aktivtourismus und Wellness. Während manche die Zeit nutzen und sich bei Massagen und Behandlungen im SPA-Bereich verwöhnen lassen, entscheiden sich andere für Tauchgänge, Jeep-Touren oder Wanderungen. Dabei kann man sowohl Touren im nahegelegenen Gebirge ausprobieren als auch den direkt am Ufer gelegenen Lungomare erkunden. Diese Promenade verbindet über gut zwölf Kilometer die Orte Volosko und Lovran. Der Weg schlängelt sich die Küste entlang und hat auf jedem Abschnitt seinen ganz eigenen Charme. Mal liegt der Weg direkt am Meer, mal liegt die Küste einige Meter über dem Steinstrand. Mal passiert der Weg exklusive Villen, mal passiert er den Yachthafen weniger malerisch. Letztlich gibt es keine bessere Möglichkeit, viele Kilometer am Meer zu spazieren und in die Geschichte und Gegenwart von Opatija einzutauchen. Am Wegesrand stehen Denkmäler wie ein Mädchen mit einer Möwe, Tafeln mit Informationen und viele Bänke, die zu einer Rast einladen.
Heute bietet Opatija Unterkünfte in allen Preisklassen. Gäste sind auf dem Campingplatz genauso willkommen wie in Hotels aller Kategorien. Das 4-Sterne-Hotel Bristol von Vienna International zum Beispiel bietet Platz für 154 Gäste. Das denkmalgeschützte Haus wurde vor einigen Jahren renoviert und modernisiert. Direkt im Stadtzentrum gelegen verfügt es jetzt nicht nur über große Zimmer, sondern auch über einen Wellness-Bereich mit Whirlpool, Sauna, Dampfbad und Fitness-Studio. Dort kann man nicht nur an regnerischen Tagen Massagen, Anti-Aging-Anwendungen und Sauerstoff-Behandlungen genießen bevor man im Restaurant oder im zum Hotel gehörenden Café Palme die kulinarischen Angebote der Kvarner Bucht genießt. Zu denen gehören neben Fisch und Meeresfrüchten je nach Jahreszeit auch Pilze und Maronen. Kulinarisch hat die Stadt einiges zu bieten. Kleine Restaurants mit traditioneller Küche sind genauso vorhanden wie Gourmetküche. Köstlich ist es zum Beispiel im Restaurant Laurus hoch über der Stadt. Es liegt auf einem mit Bäumen bewachsenen Hügel und bietet eine tolle Sicht auf das Meer. Auch das Restaurant im Anfang des 20. Jahrhunderts für Gäste aus Adel und Hochfinanz gebauten Hotel Bristol ist empfehlenswert. Im historischen Flair kann man Buffets genießen oder an kulinarischen Events wie „Wine and Dine“ teilnehmen.
Wer länger in der Stadt ist, wünscht sich Abwechslung. Die bietet zum Beispiel ein Ausflug nach Rijeka. Das Handels- und Bankenzentrum mit dem großen Hafen hat zwar eine gemeinsame Geschichte und Kultur mit Opatija, hat sich aber ganz anders entwickelt. Über der Stadt kann man die Reste einer königlichen Festung besichtigen. Auch das Schifffahrtsmuseum oder eine allgemeine Stadtbesichtigung bieten viele interessante Einblicke nicht zuletzt in die Industriearchitektur und das kulturelle Erbe.
Neben dem Karneval im Frühjahr schafft die Region Anlässe, um Gästen etwas Besonders zu bieten. So gilt das jährliche Musikfestival „Festival Kvarner“ als Geheimtipp. Eines der Konzerte findet jeweils im Dezember zeitgleich mit dem Schokoladen-Festival im Opatija statt. Bei diesem können die Besucher erleben, wie vielfältig Schokolade ist. Verwendet wird sie nicht nur in der Küche, sondern auch bei Wellness-Anwendungen. An drei Tagen werden Schokoladen-Workshops für Kinder, aber auch Ausstellungen und Verkostungen angeboten. Als besonderes Highlight gilt das Konzert „Pure Chocolate“ in der Oper direkt neben dem Hotel Bristol. Bei diesem will man innovative Wege gehen mit einer Komposition aus Musik, Licht und Schokolade. Während Streicher Stücke von Richard Strauss, Johannes Brahms oder auch Antonín Dvořák spielen, sind die Zuhörer eingeladen, zur Musik passende Spezialitäten aus Schokolade zu kosten. Bei Ananas mit weißer Schokolade, Rum in Kokos oder Sauerkirsch-Schokolade wird der Genuss zu einem Gesamtkunstwerk.
Großer Vorteil bei einem Besuch am einstigen Urlaubsziel der Aristokratie, Stars, Künstler ist, dass viele Servicemitarbeiter sehr gut deutsch sprechen. Auch ohne kroatisch oder englisch kann man daher das milde Winterklima genießen. Zwar ist es nicht warm genug, um an einem der Steinstrände in die Adria zu tauchen, aber dafür ist es selbst am Abend mild genug für einen Spaziergang am Meer. Die schroffen Felsen sind zum Teil gebändigt mit aus Beton gegossenen Stegen, die im Sommer den direkten Weg ins Wasser ebnen. So verbinden sich das architektonische Erbe der österreichisch-ungarischen Monarchie, mediterraner Fischerdörfer und der Komfort der Neuzeit zu einem interessanten Reiseziel. Mitteleuropäische Eleganz und mediterraner Charme prägen die Stadt an der Spitze der Kvarner Bucht. Beim Bummel durch den einst mondänen Kurort erster Klasse kann man in die Geschichte eintauchen und die Schönheit der Landschaft genießen. Monumentale Bauten und kleine Steinhäuser erinnern an die Vergangenheit und bieten den Rahmen für heutigen Genuss von Wellness und Kultur an der kroatischen Riviera.
Bürgerreporter:in:Christian Kolb aus Essen |
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