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Er ist der reichste Mann der Welt: Carlos Slim, der mexikanische Konzern-Tycoon. Sein Vermögen beläuft sich auf mehr als 38 Milliarden Euro. Damit stößt er sogar Microsoft-Gründer Bill Gates vom Thron. Zu seinem Imperium gehören unter anderem die größte Telefonfirma, Handy- und Internetanbieter, Kaufhäuser, Restaurants, Tabakfirmen, Versicherungen, Erdölzulieferer und Fluggesellschaften. Der Sohn libanesischer Einwanderer kauft Unternehmen billig, bringt sie wieder in Schwung und verkauft sie entweder teuer oder gliedert sie im Familienimperium ein.
Wir trafen ihn auf der Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion in Genf, um über Wege aus der Krise zu sprechen.
euronews: Was ist ihre Meinung zur aktuellen Wirtschaftskrise? Wir sehen Menschen, die außerhalb der Londoner St. Paul’s Cathedral campen. In Rom, Athen und Madrid aber auch in lateinamerikanischen Städten gehen die Menschen auf die Straße. Funktioniert das Modell Kapitalismus nicht mehr?
Carlos Slim:
Nein. Ich denke, die Regierungen müssen sich um die öffentliche Bildung kümmern. Menschen, die nicht für ihre Ausbildung bezahlen können, sollten vom Staat Unterstützung erhalten. Die Regierungen müssen sich damit beschäftigen, wie sie ihr Defizit in den Griff bekommen, wie sie die strukturellen Probleme lösen. Der beste Weg meiner Meinung nach sind Entwicklungsprogramme und keine extremen Sparmaßnahmen. Wenn soviel Arbeitslosigkeit entsteht, ist es doch klar, dass die Menschen verärgert sind. Wenn sie den jungen Menschen keine Möglichkeiten und Hoffnungen für ein Studium oder Arbeit geben, ist das ein großer Fehler.
euronews:
Sie sprechen über die Regierungen, aber sie als Privatinvestor fühlen sie sich nicht auch ein bisschen verantwortlich für die Krise?
Carlos Slim:
Überhaupt nicht. Ein Problem der Geld- und Steuerpolitik der Regierungen ist, dass die Ressourcen in die Finanzwirtschaft fließen und nicht in die eigentliche Wirtschaft. Meine Aktivitäten finden in der echten Wirtschaft statt. Wir sind in der Telekommunikationsbranche, in finanziellen Institutionen aktiv. Wir arbeiten mit dieser Art von Krediten, Versicherungen, sind im Bergbau aktiv und im Baugewerbe. Die Ressourcen sollten an die Banken gehen, damit diese Kredite an kleine und mittelständische Unternehmen in ländlichen Gegenden, an Landwirte und Erzeuger, geben können.
euronews:
Wie lösen wir die Krise?
Carlos Slim:
Ich beharre darauf, der Fehler liegt in den strukturellen Problemen der Regierungen, so hohe Steuerschulden zu haben. Sie verdienen nicht genug, um die ganzen Ausgaben zu decken. Sie sollten sich nach Privatinvestitionen umschauen, um Entwicklungsprojekte anzustoßen. Der falsche Weg sind die Spaßmaßnahmen. Die sinkende Wirtschaftskraft macht die Probleme größer.
euronews:
Sie sind der reichste Mann der Welt. Sie kommen aus einem Land, wo die Hälfte der Bevölkerung in Armut lebt. Von außen betrachtet, ist das ein großer Kontrast. Was sagen Sie dazu?
Carlos Slim:
In unserem Land, als auch allen anderen armen Ländern ist die beste Investition der Kampf gegen die Armut. Die beste Investition ist es, Arbeitsplätze zu schaffen. Der beste Weg ist es, arme Menschen in die moderne Wirtschaft einzubeziehen.
euronews: Damit sie Verbraucher werden und Sie ihnen ihre Produkte verkaufen können…
Carlos Slim:
Es ist besser, wenn sie arbeiten können. Das heißt, dass sie über Bildungskapital und Wissen verfügen, um bessere Arbeitsmöglichkeiten zu haben.
euronews:
Und das Telecom Monopol, das sie in ihrem Land haben? Viele Gegner sagen, dass aufgrund dessen die Preise so hoch sind und der Wettbewerb verhindert wird. Die Wettbewerbshüter haben versucht, ihre Unternehmen zu bestrafen. Ist es nicht an der Zeit, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen? Ihnen gehören 80 Prozent der Festnetzanschlüsse und 70 Prozent der Mobilen…
Carlos Slim:
Die Festnetzanschlüsse sind für die Wirtschaft nicht wichtig. Zuersteinmal gibt es hier kein Monopol. Es gibt zahlreiche Wettbewerber. Zweitens, wenn sie sich die Preisliste der Merril Lynch Bank anschauen, werden sie feststellen, dass wir auf einem der niedrigsten Niveaus der OECD liegen.
euronews:
Ein anderes Thema: Sie sind libanesischer Abstammung. Was halten sie vom arabischen Frühling. Öffnen sich neue Geschäftsmöglichkeiten? Würden Sie in Tunesien, Ägypten oder Libyen investieren?
Carlos Slim:
Wir leben in einer neuen Zivilisation von Technologien und sie haben nun ein neues Modell. Das Modell für die neue Gesellschaft beeinhaltet Freiheiheit, Demokratie, die Wahrung der Menschenrechte, Globalisierung, Produktivität, technologische Innovationen, Wettbewerbsfähigkeit. Das sind die Merkmale der neuen Zivilisation.
euronews: Würden Sie als Geschäftsmann in diese neuen Wirtschaften investieren?
Carlos Slim:
Das kommt darauf an. Wir müssen Dinge anpacken, die Sinn machen. Es macht Sinn in den 18, 19 Ländern, in denen wir bereits aktiv sind, weiter Investitionen zu tätigen. Wir werden uns auf die Gebiete, in denen wir schon vertreten sind, konzentrieren.
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Bürgerreporter:in:Wolf STAG aus Essen |
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