In Memorium; Kenneth Spencer-

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Der Sänger mit dem eindrucksvollen Bass war ein Interpret, wie man es sich von einem Amerikaner, der nach Europa kommt, erwartet: nicht festgelegt auf ein Genre oder einen Stil, sondern welt- und geschmacksoffen – mit einem großen musikalischen Spektrum. Er sang Spirituals und religiöse Choräle ebenso selbstverständlich wie Musical-Songs, Opernarien, deutsche Kunstlieder, französische Chansons, Volkslieder und Schlager. Allerdings bekannte er einmal, dass sein Herz der ernsten Musik gehöre, dem klassischen Lied, Oratoriengesängen und Spirituals. Er sang selbstverständlich auch in verschiedenen Sprachen. Zu seinen Gesangssprachen gehörten: Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Russisch und Hebräisch.

Kenneth Lee Spencer wurde am 24. April 1913 in Los Angeles geboren. Offensichtlich war sich Kenneth schon früh seines musikalischen Talents bewusst. Doch sein Vater, ein Stahlarbeiter, ließ zunächst den Weg ins das Musikgeschäft nicht zu. Auf sein Geheiß hin absolvierte Kenneth zunächst eine Gärtnerlehre. So gut es eben ging, ließ er sich doch seine Stimme ausbilden.

Schließlich kam er in Kontakt mit dem Tenor Roland Haymes in Kontakt. Dieser war vom Talent des jungen Mannes überzeugt und vermittelte ein Musik-Stipendium an einer High School in Rochester. Offen ist, um welches Rochester es sich genau handelt. In den USA gibt es mehr als ein Dutzend Ortschaften mit diesem Namen. Wie dem auch sei, Kenneth Spencer engagierte sich sehr und beendete die Ausbildung schließlich mit Auszeichnung.

Zwar war sein quasi offizielles Sängerdebüt bereits 1931, doch sollte es noch etliche Jahre dauern, bis er so langsam einem ein wenig bekannt wurde und seine Karriere so richtig in Schwung kam. 1941 gab er einen Liederabend in der New Yorker Town Hall. Es war wohl eine großer Erfolg für den Sänger, der ihm Türen öffnete. Wieder war es Roland Haymes, der ihn jedoch ermahnte, weiterhin seine Stimme zu schulen und sich weiter zu entwickeln.

Immerhin war sein Status nun so weit angewachsen, dass man ihn 1943 für eine der größeren Rollen des Films „Cabin In The Sky“ verpflichtete. Dieser Film ist zwar kein wirklicher Klassiker geworden, aber doch so etwas wie ein cineastischer Geheimtipp. Es ist ein phantasievoller Film mit viel Musik, in dem ausschließlich farbige Darsteller auftraten. Zwar hatte Spencer nicht die Bekanntheit wie etwa Louis Armstrong, Lena Horne oder Duke Ellington, aber er fiel auf – nicht nur wegen seiner hünenhaften Erscheinung. Im gleichen Jahr trat er dann noch in dem Kriegsfilm „Bataan“ an der Seite von Robert Taylor auf.

Kenneth Spencer ca. 1945

Dennoch blieb der Film nur ein gelegentliches Zwischenspiel – seine Hauptdomäne war die Bühne. 1946 spielte er in einer Neuinszenierung des Musicals „Show Boat“, jene Rolle, die durch Paul Robeson geprägt wurde: die des Hafenarbeiters Joe, der das unsterbliche „Ol’ Man River“ singt. In der Folgezeit absolvierte Spencer zahlreiche Konzertauftritte im ganzen Land, die ihn auch bis nach Alaska führten. In diesen Jahren sind auch seine ersten Schallplattenaufnahmen entstanden.

1949 ging er dann auf Einladung des französischen Rundfunks nach Südfrankreich. Er trat bei einem internationalen Musikfestival in Nizza auf und auch beim Filmfestival von Cannes. Doch das Jahr 1949 war in privater Hinsicht noch bedeutsamer. In Paris heiratete der schwarze Sänger die weiße Kunsthistorikerin Josephine Clarke. Diese „schwarz-weiße“ Ehe war vielleicht auch einer der Gründe, weshalb der Spencer nicht mehr dauerhaft in die USA zurückkehrte. Sogenannte „gemischtrassische“ Ehen waren in den Staaten ein größeres Problem als im liberaleren Europa.

1950 machte der Sänger in Paris zahlreiche Aufnahmen für den französischen Rundfunk. Im gleichen Jahr kam erstmals nach Deutschland und hatte direkt großen Erfolg. Die Erweiterung seines Schaffensbereichs lag nahe. Zum einen bedeutete ein neues Land neue Auftrittsmöglichkeiten. Im Falle Deutschland war es aber auch so, dass seine Vorliebe für Komponisten wie Franz Schubert und Johannes Brahms einen solchen Schritt logisch erscheinen ließ. Wie gewohnt ließ sich Spencer auch hier nicht in eine Schublade stecken. Er trat in Revuefilmen auf, aber er verkörperte auch die Rolle des Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“.

Das Ehepaar Spencer 1958
1953 wurde dem Ehepaar das einzige Kind, der Sohn William Henry, genannt Billy, geboren. Im folgenden Jahr siedelte sich die Familie in Wuppertal an. Dies blieb auch der Wohnsitz bis zum frühen Tod des Sängers. Das im Westen der Bundesrepublik gelegene Wuppertal war ein auch strategisch gut gewählter Ort, ließen sich von dort als Mittelpunkt doch die verschiedenen Auftrittsorte sowohl in Deutschland als auch in Frankreich gut erreichen.

Kenneth Spencer blieb von jetzt an eine durchaus präsente Persönlichkeit im deutschsprachigen Musikgeschehen. Seit 1955 war er auch deutscher Staatsbürger. Im Film waren seine Auftritte meist mehr oder weniger musikalische Einlagen, aber gelegentlich waren es eben doch richtige Rollen. Allen voran muss hier der Film „Mein Bruder Josua“ genannt werden, in dem er eine wirklich tragende Rolle hatte. Er spielt den farbigen Soldaten Josua, der als einziger in einem Ort Nächstenliebe zu einem Bauern zeigt, der unschuldig im Zuchthaus saß.

Kenneth Spencer machte kontinuierlich auch Schallplattenaufnahmen. Allerdings war er nie so etwas wie ein Hitparaden-Sänger. Er setzte auf seine musikalische Vielseitigkeit und Qualität und nicht auf schnelle Verkaufserfolge. Neben der Bühne, dem Rundfunk, dem Film kam dann auch noch das Fernsehen hinzu, das den großen schwarzen Mann sowohl aufgrund seiner Bass-Stimme aber zweifellos auch seiner imposanten Erscheinung nochmals einem breiteren Publikum bekannt machte.

Das Ende kam abrupt. Er kam am 26. Februar 1964 bei einem Flugzeugabsturz am Lake Pontchartrain in der Nähe von New Orleans ums Leben. Die Leichen wurden aus dem See geborgen, der Sänger wurde in seiner Geburtsstadt Los Angeles beigesetzt. Er wurde nicht einmal ganz 51 Jahre alt.

Bürgerreporter:in:

Wolf STAG aus Essen

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