Wie die Zeit vergeht
es tut mir leid, daß ich mich in den letzten Tage sehr rar gemacht habe - waren es schon Wochen?
Ich kann es Ihnen nicht sagen. Zuerst haben mich die Vorbereitungen auf unseren Tag der offenen Tür sehr abgelenkt und dann durfte ich sogar daran teilnehmen. Zusammen mit meiner früheren - sozusagen - Chefin konnte ich an der Tiersegnung teilnehmen. Das war eine schöne Erfahrung. Zusammen mit vielen Besuchern, menschlich wie tierisch, wurde ich gesegnet.
Insgesamt war unser Tag der offenen Tür ein voller Erfolg. Es hat sehr viel Spaß gemacht all die fremden Gesichter zu sehen und zu beobachten, welche Reaktionen wir Bewohner ausgelöst haben.
Viele Besucher kommen an diesem Tag das erste Mal zu uns. Ich weiß nicht warum, aber es scheint immer eine gewisse Hemmschwelle zu geben in ein Tierheim zu gehen. Wir sind ganz harmlos, wir tun wirklich nichts und auch unsere Menschen hier beißen nicht. Wir Bewohner bellen zwar immer sehr laut, wenn Beuscher kommen, aber wir wollen doch nur zeigen, daß wir noch hier sind und so gerne ausziehen würden. Das kann man uns nicht übel nehmen.
Aber am meisten beschäftigt haben mich zwei Abschiede.
Leider wurde uns ein Fundhund übergeben, der sehr krank war und beim Tierarzt nur noch erlöst werden konnte. Es hat sich herausgestellt, daß die Hündin bereits 18 Jahre alt war. Das ist ein sehr gutes Alter und ich hoffe, daß sie ein gutes Leben hatte. Der Besitzer hatte sich gemeldet und es ist nicht wirklich schön, wenn man dann so eine Nachricht überbringen muß.
Und auch unser letzter Neuzugang, den ich Ihnen noch nicht einmal vorstellen konnte, hat uns leider verlassen. Unsere Menschen haben sich sehr viel Mühe gegeben dem armen Jungen aufzupäppeln, aber leider war es vergebens.
Das hat mir bewußt gemacht, daß wir das Alter nicht aufhalten können und jeder Tag auch überraschend der letzte Tag sein kann.
So stelle ich mir die Frage: was ist, wenn ich mein restliches Leben hier verbringen soll? Unsere Menschen kümmern sich liebevoll um mich und bemühen sich unglaublich, daß ich eine Familie finde, aber was ist wenn....Werde ich es erleben, daß die Böden butterweich werden? Werde ich es erleben, daß unsere miauenden Mitbewohner ein weiteres Zimmer erhalten? Werde ich immer wieder neue Schnauzen kennen lernen und das Tagebuch bis ans Ende meines Lebens betreuen dürfen? Keine Frage, es könnte schlimmer kommen. Es geht mir hier so gut wie nie zuvor. Immer kümmert sich jemand um mich. Meine Ohren werden täglich gereinigt. Ich bekomme richtig gutes Futter und mein Bett ist immer schön kuschelig. Ich darf spazieren gehen und darf jeden Tag schön im Auslauf meine Geschäfte erledigen.
Aber dennoch...für den Rest meines Lebens?
Ich bin kein junger Hupfer mehr, ich weiß nicht wie viel Zeit ich noch haben werde. Die letzten Tage haben mir bewiesen, daß wir nicht unsterblich sind. Selbst wenn wir gesund erscheinen, kann es uns treffen.
Ich kannte weder die Fundhündin noch unseren letzten Neuzugang gut genug, um über sie schreiben zu können, aber sie werden mich nachhaltig beschäftigen und nicht aus meiner Erinnerung verschwinden.
Aber trotz aller nachdenklicher Momente, kann ich Ihnen auch von 6 Auszügen erzählen.
Fangen wir bei uns im Hundehaus an.
Maiky und Kira sind zusammen bei uns eingezogen, haben sich gut eingelebt und haben es jetzt geschafft jeweils ein neues Leben zu beginnen.
Ich weiß, daß die Beiden es bereits gut verkraftet haben, nicht mehr zusammen zu leben. Also Euch Beiden, alles Gute und herzlichen Glückwunsch.
Und unglaublich klasse und es freut mich sehr für den kleinen Kerl Pablo - Sie erinnern sich, er wurde mit seinem Kumpel Sancho, welcher die Strapzen nicht überlebt hatte - Pablo hat ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Unsere Menschen sind sehr sehr glücklich darüber, daß der arme Kerl jetzt endlich sein großes Glück gefunden hat.
Und auch im Katzenhaus gab es ein paar Auszüge.
Besonders freut es mich, daß die hübsche Esmiralda nach ihrer Rückkehr nicht lange auf einen erneuten Auszug warten mußte. Ganz wunderbar liebe Freundin.
Und auch die Schönheit Alisha ist ausgezogen. Auch kein allzugroßes Wunder. Mach es gut meine Hübsche.
Und ebenfalls die liebe Marie hat ihre eigene Familie gefunden. Auch Dir das Beste und alles Gute!
Und auch unsere gesamte Hasen-Bande ist ausgezogen. Das ist natürlich auch sehr gut, so können sie die Hoppel-Freunde endlich mit viel Platz ihr Leben genießen.
Und dann muß ich noch ein Wort in Sachen Katzenhaus verlieren - gut, es wird mehr als ein Wort werden.
Unser Katzenhaus ist voll. Wir haben zur Zeit 48 Katzen bei uns als Bewohner und es kommen nahezu täglich neue Bewohner hinzu. Unser Katzenhaus ist am Ende seines Fassungsvermögens und unsere Menschen wären glücklich wenn gerade die Mamas mit ihren Kindern nicht in den kleinen Boxen in der Quarantäne sitzen müßten, bis die Babys alt genug sind, etwas Unabhängigkeit zu genießen.
Sollten Sie es sich vielleicht vorstellen können unseren Menschen als Pflegestelle zur Seite zu stehen, dann wenden Sie sich bitte an unsere Menschen.
Es ist wirklich dringend und wir brauchen Hilfe. Wir wollen jeder Katze in Not helfen, aber ich weiß nicht, wie viele Hasenkäfige unsere Menschen noch aufeinander stellen können.
So und auch wenn Sie es ansonsten gewohnt sind, daß ich Ihnen mehr von uns Bewohner erzähle, so berühren mich unsere Verluste einfach sehr, auch wenn sie nicht lange bei uns waren, so waren sie dennoch Bewohner.
Vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Ringo
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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