Viel zu langsam
geht es für Betty voran. Aber ich sage Ihnen, es wird wieder. Warum ich mir sicher bin? Wir haben trotz den letzten Wochen und Monaten, in welchen wir uns immer wieder gefragt haben, was wir falsch machen, weil einfach keiner unserer Bewohner eine Familie für sich gewinnen konnte, jetzt endlich wieder zwei - 2! - Auszüge zu vermelden. Und dabei auch nicht so mal Nebenbei-Auszüge, sondern vollkommen unerwartete und unglaublich sensationelle Auszüge! An sich hatte ich mir überlegt, noch ein wenig länger mit der Weitergabe der Nachricht an Sie zu warten, aber ich will mich optimistisch zeigen und deswegen will ich Sie an unserer Freude teilhaben lassen.
Es gab einen mega-tollen Auszug aus dem Katzenhaus. Unser Spike ist endlich ausgezogen. Ich weiß, daß wir das schon einmal hatten und er sich dann nicht ganz so gut benommen hat gegenüber den anderen Katzen auf dem Hof. Jetzt aber scheint er als alleiniger Katzenherrscher gut untergekommen zu sein und ich wünsche ihm alles Gute und Liebe und hoffe, daß ich mich jetzt nicht zu früh und zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Das ist überigens eine Redewendung, die sich mir nicht erschließt. Ich meine, ich als Hund verstehe vieles nicht, was Menschen sagen, aber bei sogenannten Redewendungen frage ich mich immer, ob Sie als Mensch überhaupt wissen, was das denn für einen Sinn ergeben soll. Aber lassen wir dieses altbekannte Kommunikationsproblem.
Es gibt noch einen zweiten Auszug zu vermelden und - dafür brauche ich einen Tusch - dieser Auszug betrifft das Hundehaus! Jawohl, Sie lesen richtig! Wir haben einen Auszug aus dem Hundehaus und es ist keine Geringere als Bella, die ein wundervolles neues Leben beginnen darf. Warum mich das so überrascht? Seien wir doch mal ehrlich, so richtig überzeugend sympatisch hat sich unsere Bella Fremden gegenüber ja nicht präsentiert, da hätte ich schon eher mit einem Auszug von Walker, Jako oder Kasimir gerechnet, sogar Hugo wäre mir noch eher in den Sinn gekommen, aber nein, diese Menschen haben sich von der ersten Sekunde an in Bella verliebt und sie sich wohl auch in diese Menschen. So soll es sein und so muß es wohl auch sein! Mensch und Tier müssen hier zusammenfinden, man kann weder Mensch noch Tier zu einem angeblichen Glück zwingen.
Schauen Sie doch mich an. Unsere Menschen haben es doch immer wieder versucht und haben immer wieder tolle Menschen gefunden, die es mit mir versuchen wollten. Doch irgendwas tief in mir hat sich immer dagegen gewehrt. Warum? Ich weiß es nicht ganz sicher. Ich kenne mich hier aus, hier weiß ich wo ich hingehöre, hier kenne ich meine Menschen und meine Mitbewohner, hier kann mich nur selten etwas überraschen. Hier habe ich meinen Ablaufplan und geregelte Bahnen. Ein neues Leben in einem mir unbekannten Umfeld ... kann ich mir das vorstellen? Bestimmt, solange eine mir vertraute Person in diesem Umfeld lebt und mich darin einführt. Ob das in der Realität umsetzbar ist? Warum nicht! Solange kann ich doch hier bleiben, oder spricht da etwas dagegen? In meinen Augen nicht. Ich für mich habe hier so viel mehr, als ich in meinem Leben, nach dem schlechten Start, erwarten konnte, ich bin nicht unglücklich. Ich weiß, wann wer zu mir kommt und mit mir kuschelt oder Gassi geht, ich war auch erst vor Kurzem ganz toll schwimmen. Zugegebenermaßen war ich nur kurz schwimmen, aber es hat mir Spaß gemacht. Es erscheint mir ausbaufähig.
Und schauen Sie sich doch Betty an? Wo könnte sie denn ein Leben führen, wie sie es gerade tut. Sie wird umsorgt und gepflegt. Sitzt mittendrin im Geschehen in der Küche und hat da ihr eigenes Reich. Und wenn es ihr zu turbulent wird, dann springt sie formvollendet über den Zaun und geht im nahegelegenen Wald spazieren. Sie kann gehen und kommen, es ist immer jemand da, der sich mal ein paar Minuten für sie Zeit nimmt, wenn sie eine Zecke mit nach Hause bringt, dann wird auch die versorgt - oder vielmehr entsorgt .... was will man denn dazu sagen. Es ist schön, daß wir ein kleines Tierheim sind und sich unsere Menschen so viel Zeit für uns nehmen können und wollen. Und wenn unsere Menschen mal nicht für uns da sein können, dann gibt es diese tollen Menschen, die sich Paten oder Ehrenamtliche nennen, die uns dann versorgen. Dennoch muß ich mal sagen, daß ich glaube, daß wir zu wenig von unseren Menschen haben. Wenn ich das so beobachte, dann ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, daß unsere Menschen weniger geworden sind. Will denn keiner bei uns bleiben? Kennen Sie liebe Leser Menschen, die sich gerne um uns kümmern würden? Es scheint ein sehr anstrengender Beruf zu sein und ja, das sehe ich auch, der sauberste Beruf ist es auch nicht - tut uns leid. Aber wir sind doch so liebenswert ..... Nun ja, unsere Menschen werden schon wieder mehr werden, aber wenn Ihnen was einfällt, ich bin da ganz Ohr. Es soll ja nicht immer nur so sein, daß unsere Menschen immer alles für uns tun, es muß ja auch mal umgekehrt sein.
Eine sehr traurige Nachricht gibt es leider auch. Ich selbst kannte sie nicht, aber unsere ehemalige Bewohnerin Fenja ist leider nach kurzer Krankheit verstorben. Ein sehr harter Schlag für unsere Menschen, die Fenja kannten und für ihre Familie, die so früh noch nicht mit diesem großen Verlust rechnen konnte. Meine liebe Fenja paß auf Dich auf. Bye Bye Fenja.
Und damit kann ich Sie wieder aus dem Tagebuch entlassen und hoffe, daß die positive Tendenz weiter anhält und ich oder Betty Ihnen bald von vielen weiteren Auszügen erzählen kann.
Ihr
Ringo
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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