Pilotprojekt: Dillingen lernt den "Klammergriff"
Strategisch günstig platziert: Wo zahlreiche Schüler queren
Schon die Jüngsten müssen ran, um langsam die Bevölkerung an den ominösen Klammergriff zu gewöhnen. Das ist intelligent. Schließlich muss das Pilotprojekt in Schwaben zum Erfolg führen: Die neue, wegweisende Art, eine Fußgänger-Ampel zu bedienen.
Früher standest Du an einer Fußgängerampel und drücktest auf den sogenannten "Anforderungstaster". Von vorne, wohlgemerkt, immer in Blickrichtung auf die Straße und die Ampelmännchen grün/rot. Hand ausstrecken, mit den Fingern oder der Handfläche auf eine passende Stelle des "Tasters" drücken und warten, bis die Bestätigung in Form eines Schriftzuges kommt. Und dann warten (oft sehr lange), bis grün kommt und Du endlich die Straße queren konntest.
Mit diesem Pilotprojekt ist alles anders geworden. Der Übergang von den Schulen und vom Taxispark über die B16 Richtung AGIP-Tankstelle, Döner-Bude, Supermarkt, Getränkeladen und Bahnhof wurde offenbar ausgewählt, die Bevölkerung umzuerziehen und auf die neue Zeit vorzubereiten, wo der Klammergriff nicht mehr wegzudenken ist.
Die Zeit des Klammergriffs ist angebrochen.
Was ist der Klammergriff?
Zunächst: Wozu wird er benötigt? Wie die Bilder zeigen, um den "Anforderungstaster" zu betätigen, der die Ampel veranlassen soll, vom roten auf das grüne Signal zu wechseln und den Weg über die Straße freizugeben.
Wie funktioniert der Klammergriff?
Du stellst Dich vor die Ampel an den Straßenrand, mit dem Blick auf die gegenüber liegende Fußgängerampel. Möglicherweise ist sie rot, so dass Du stehenbleiben musst und die Gelegenheit hast, zum ersten Mal den Klammergriff anzuwenden.
Strecke also den linken oder rechten Arm aus, balle die Finger zur Faust und greife am Ampelmasten vorbei. Wenn Du den rechten Arm nutzt, dann greife rechts vorbei, beim linken greifst Du links vorbei.
Bist Du etwa 5 - 10 cm hinter (also in Gehrichtung) dem Ampelmasten angekommen, öffnest Du Deine Faust, so dass sie eine Schale oder Klammer bildet, so etwa, wie wenn Du Wasser schöpfen würdest oder Dich an einer senkrechten Stange festhältst.
Du ziehst nun Deinen Arm zurück, damit Deine Finger den Taster umfassen können. Möglicherweise klappt das nicht gleich, aber solltest Du es richtig gemacht haben, leuchtet die Anzeige "Signal kommt" auf. Die kannst Du vermutlich nicht lesen, weil Du ja VOR der Ampelsäule stehst, und nicht HINTER ihr. In diesem Fall lug einfach hinter den Ampelmasten, Du wirst schon sehen, ob Du Glück gehabt hast.
Da haben die Ingenieure noch ein kleines Problem mit der Bedienbarkeit. Aber das wird sich schon in nächster Zeit lösen können.
Optimierungsvorschlag
Bei näherem Hinsehen könnte man ja - hilfsweise - den "Anforderungstaster" so befestigen, dass, wie früher, der queren wollende Mensch einfach von vorne auf das Gerät drückt und sodann "Signal kommt" lesen kann, statt entweder den "Klammergriff" zum Einsatz bringen zu müssen oder sich hinter die Ampel zu begeben, und dann die Front des Geräts betatschen - und - die "Signal kommt" - Schrift lesen zu können.
Wenn Du nun Böses denkst, weil Dir nun mal danach ist, dann könntest Du meinen, die Planer oder die Ausführer hätten einfach die Masten, an denen die Taster schon befestigt waren, einfach vertauscht. Also die Taster zur Straße hingewendet, statt zum Gehweg oder Punkt, wo Du zu warten hast.
Aber Du solltest niemals so schlecht von diesen Leuten denken. Sie haben sicherlich eine tolle neue Idee in die Realität umsetzen wollen. Dieses Pilotprojekt wird, glaube mir, noch einige Folgen für den Straßenverkehr haben, von der Verkehrserziehung in der Schule bis in den Köpfen der Menschen, die immer wieder mal eine Straße queren müssen.
In der Zwischenzeit müssen, um die Menschen nicht unnötig zu verwirren, alle anderen Ampeltaster entfernt und an der Straßenseite der Ampelmasten befestigt werden. Damit aber auch alle das Pilotprojekt verstehen, ist an der Fußgängerampel eine kurze Bedienungsanleitung anzubringen.
Darüber wird allerdings noch in einem später Beitrag zu berichten sein.
Nachtrag: Die Ampel über die B16 ist nicht nur für Fußgänger, sondern auch für Radfahrer. Die Ausübung des Klammergriffs ist für Radfahrer erschwert, denn diese führen ein recht sperriges Teil mit sich, das die Bedienung im schlechtesten Fall unfallträchtig macht. Wer sich "dumm" anstellt, stürzt bei der Bedienung der Ampel in den Verkehr, der nur wenige Zentimeter entfernt vorbei braust.
Ich als Fahrer eines Behindertenrades habe die Probleme eines Radfahrers verschärft durchzuleben. Am Besten, ich versuche, die B16 nicht an dieser Stelle zu queren, denn um den Taster richtig zu bedienen, muss ich mit dem Vorderteil meines Rades beinahe auf die Fahrbahn fahren. Schlecht für das Pilotprojekt, würdest Du jetzt sagen. Aus meiner Sicht ja, aber wer fragt mich schon.
Bürgerreporter:in:Vuolfkanc Brugger aus Dillingen |
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