Hilfsbereitschaft
Die Magie des Tagesbuch
Guten Tag liebe Leserinnen und Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen im Tagebuch. Nachdem Albert die letzten Einträge freundlicherweise übernommen hat, dachte ich mir, dass es wieder an der Zeit ist, dass ich mich bei Ihnen melde.
Ich bin sehr froh, dass ich so aktive Mithilfe aus dem Hundehaus bekommen habe und ich habe auch das Gefühl, dass es ihm Spaß macht. Albert erlebt hier bei uns ohnehin eine gute Entwicklung. Als er bei uns eingezogen ist, war er zwar schon ein netter Hund und Menschen fand er ziemlich gut, aber in den letzten Monaten ist er irgendwie erwachsen geworden. Er hat eine ganz tolle Patenmama, die sehr viel mit ihm Gassi geht und sich sehr gut um ihn kümmert, sogar mit ihm beim Friseur war und ich glaube, dass so eine Bezugsperson schon sehr viel mit einem macht. Es freut mich für Albert, dass es hier bei uns anfängt ein gutes Hundeleben kennen zu lernen. Ich weiß, das mag für den ein oder anderen seltsam klingen, wenn man vom Leben in einem Tierheim von einem guten Leben spricht, aber es ist der erste Schritt in die Richtung, die wir alle, die wir hier leben, gehen wollen: ein eigenes Zuhause.
Natürlich ist das unser aller Ziel ... nun ja, nicht von uns allen, denn ich bin mir sicher, dass Mila und Shircan unser Tierheim als ihr Zuhause ansehen, sonst würden die beiden nicht hier leben und jeden Tag wieder kommen, wenn sie im umliegenden Wald einen Rundgang gemacht haben. Es ist gut zu wissen, dass wir unsere beiden Aufpasser haben, denn an ihnen kann in unserem Tierheim nichts vorbeigehen. Warum schreiben eigentlich diese beiden nicht das Tagebuch? Es gibt in der Tat niemanden, der einen besseren Einblick in das Leben hier hat. Hm, den Gedanken sollte ich vertiefen und versuchen einen von beiden darauf anzusprechen.
Aber wo war ich? Ach ja, bei Albert oder vielmehr der Tatsache, dass wir Bewohner hier nicht einfach nur so vor uns hin leben, sondern jeden Tag lernen dürfen, um für den einen Tag vorbereitet zu sein.
Und was soll ich sagen, es gab 2 ganz wunderbare Auszüge aus dem Katzenhaus und irgendwie war ich nicht darauf vorbereitet.
Fiona und Shari sind ausgezogen und das sogar auch noch gemeinsam.
Die Nachricht hat mich dann doch erst einmal komplett überwältigt. Wer hätte gedacht, dass es Menschen gibt, die sich spontan in 2 von uns verlieben, die auf den ersten Blick nicht gerade die perfekte Katze zu sein scheinen: Fiona blind und Shari leider nicht mehr ganz gesund. Es freut mich unendlich, dass diese beiden außergewöhnlichen Katzen-Damen Menschen gefunden haben, die nicht perfekt wollen, sondern das Besondere, was dann letztlich nur eines ist, nämlich perfekt.
Die Magie des Tagebuchs, ja, ich habe selbst darüber gelesen und sie scheint in der Tat zu existieren. Welche große Freude für uns Bewohner, die wir mehr brauchen als nur einen schnellen Blick auf uns, um sich in uns zu verlieben und uns treu zu bleiben. Ich hoffe sehr, dass das Tagebuch weiß, wer als nächster Kandidat für seine Magie in Frage kommt....ein kleiner Tipp liebes Tagebuch: ist rot und weiß und heißt Sam!
Er ist so ein toller Kerl, ein echter Kerl, der schon viel erlebt und sicherlich auch überlebt hat und nun lieber alleine mit seinen Menschen wohnen würde. Da Sam leider ein Auge verloren hat und auf dem anderen nicht mehr sehr gut sieht, sollte er auch keinen unkontrollierten Freigang mehr haben. Ja, werden Sie sagen, das wird für ihn doch sicherlich schwer. Das glaube ich nicht. Schauen Sie mich an. Ich war mein Leben lang auf mich selbst gestellt, habe immer im Freien gelebt und jetzt schätze ich es mehr auf einem weichen Kissen im warmen Miezhaus zu leben, als dort in unseren tollen Auslauf zu gehen. Ich denke, Sam geht es ähnlich. Wenn man die Achterbahnfahrt des Lebens als freilebende angeblich wilde Katze überlebt hat, dann hat man mehr als genug Abenteuer bestanden. Es ist erstaunlich, aber irgendwie haben Sam und ich scheinbar viel gemein. Wir sind beide keine großen Schmuser und wenn wir beide nicht wollen, dann wollen wir nicht. Nennt man das dann Dickschädel?
Ich mag es mittlerweile, wenn sich Menschen zu mir setzen und mir Geschichten erzählen, so dass ich dabei sogar hin und wieder selbst gesprächig werde und mit einem Schnurren meine Kommentare abgebe. Ich bin eine außergewöhnlich gute Zuhörerin. Dann sitze ich da und schnurre und hin und wieder kommt mir auch ein leichtes Lächeln über die Lippen, wenn die Menschen so erzählen. Auch das kann eine perfekte Form von Zuneigung sein.
Sam dagegen lässt sich in der Tat etwas lieber kraulen als ich. Ich habe mir sagen lassen, dass er eine ganz eigene Art des Schnurrens hat, er scheint mehr zu gurren als zu schnurren.
Schade, dass man das nicht auf Foto bringen kann. Sam und ich hören immer wieder, dass wir mürrisch aussehen. Nun, nicht jeder kann ein Zahnpastalächeln auf Kommando zustande bringen.
Ich habe erst vor Kurzem ein Fotoshooting von unseren Hunden beobachtet und auch da konnte ich feststellen, dass es große Talente gibt und welche, die weniger gerne im Fokus der Kamera stehen.
Albert zum Beispiel findet das mit der Kamera nicht gerade so toll, hingegen Henry und Lenny scheinen fast immer zu lächeln, wenn sie Aufmerksamkeit von Menschen bekommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Lenny an den nächsten Ballwurf denkt, den und Henry in Erinnerung an sein Planschbecken im Sommer schwelgt - wer weiß schon, was in deren Köpfen wirklich vor sich geht.
Lenny ist ein ganz lieber Kerl, aber irgendwie immer noch der Meinung, dass er etwas verpassen könnte. Das ist etwas, was im Hundehaus immer mal wieder vorkommt. Entweder sind diese Schützlinge dann ganz besonders anhänglich oder, wie bei Lenny, wollen immer nur spielen und können sich kaum beruhigen, wenn sie raus dürfen, weil sie es bisher noch nie so kennen lernen durften. Lenny wird sich sicherlich dann zusammen mit seiner Familie ändern, sobald er spürt, dass es um seiner selbst willen geliebt wird und es Menschen gibt, die für ihn den ganzen Tag Bälle werfen, wenn er will.
Wen ich in letzter Zeit weniger sehe, ist Bonnie. Sie ist auch nicht gerade ein Fan von Kameras und möchte viel mehr in ihrem Körbchen bleiben und kuscheln. Scheinbar hat sie der Auszug von Elsa doch nachdenklich gemacht.
Aber ein Topmodel haben wir natürlich auch in unserem Tierheim. Es ist immer ein Topmodel da. Manchmal im Hundehaus und aber auch ab und dann im Katzenhaus, doch dieses Mal ist es wieder das Hundehaus, dass einen Kamera-Superstar beherbergt, nämlich unseren Paolo.
Er kann jede Position, jeden Blick, er scheint einfach zu wissen, wie man mit der Kamera umgehen muss - unglaublich, oder?
Aber wir im Katzenhaus haben auch das ein oder andere Talent. Wenn man so einen Blick in unsere Katzenzimmer wirft, dann sieht man dort mit Gloria oder Alina auch zwei außergewöhnliche Katzendamen. Aber die beiden sind gerade erst dort eingezogen und sollen sich noch ein wenig eingewöhnen, ehe sie ein längeres Fotoshooting bekommen. Gleiches gilt für Stella und Clara, die zu mir ins Miezhaus gezogen sind.
Unser Kindergarten, ja, unser Kindergarten...wobei, das darf ich fast nicht mehr sagen, nachdem sie doch alle schon Jugendliche sind. Entschuldigen Sie, wenn ich die Namen unserer jungen Bewohner nicht weiß, aber ich habe eben erst angefangen, etwas genauer in unser zweites Katzenzimmer zu sehen und die Geschwindigkeit mit der die sich dort teilweise bewegen, macht mich fast schwindelig. Wie soll man denn da genau sagen können, wer wer ist, aber ich arbeite daran.
Ein wichtiges Thema habe ich noch. Wir sind ein kleines Tierheim und an sich nur für Hunde und Katzen gedacht. Doch haben wir eine kleine Familie Chinchillas aus einer Notlage heraus aufgenommen, die bei uns in einem schönen Gehege untergebracht sind. Nachdem nun aber unweigerlich der Winter kommt und unsere Menschen die kleinen Pelzknäule gerne anderweitig unterbringen möchten, suchen wir für die Chinchillas ein Winterquartier. Natürlich sollen sie nach wie vor vermittelt werden, aber es wäre toll, wenn die 4 auf eine gute und erfahrene Pflegestelle ziehen könnten, wo ein passender Bereich für sie bereit stehen würde.
Vielleicht fällt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser hierzu jemand ein, dann rufen Sie doch bitte unsere Menschen an.
Generell möchte ich mich bei allen bedanken, die uns immer und immer wieder mit Spenden bedenken und uns so helfen möchten. Das ist sehr wichtig, dann ohne Ihre Hilfe und Unterstützung ist es heutzutage nicht mehr möglich, die richtige Pflege und Unterbringung für Tiere wie uns, die in Not geraten sind, zu garantieren. Die Welt hat sich verändert. Ich sehe oft genug die Sorgenfalten in den Gesichtern unserer Menschen und höre sie über Kosten und Geld reden, über fehlenden Respekt und zu wenig Unterstützung und daher möchte ich ein Dankeschön an die Menschen aussprechen, die verstehen, dass Sie nicht unseren Menschen helfen, wenn sie uns unterstützen, sondern uns. Unsere Menschen sind unsere Stimmen, unsere Anwälte, unsere Vertreter. Ich wäre wahrscheinlich nicht mehr am Leben, wenn unsere Menschen mich nicht aufgenommen hätten und ich war nicht allein, denn ich kam mit meinen Kindern und habe hier auch noch Kinder auf die Welt gebracht. Ich habe mehr Arbeit gemacht, als jeder zu Begin vermuten konnte und dennoch haben unsere Menschen mich lieb und kümmern sich um mich.
Und ich weiß, dass dort draußen außerhalb des Tagebuchs viele Menschen sind, die uns genau deswegen unterstützen und denen gilt mein Dank. Sie haben nicht nur mein Leben gerettet.
So und damit möchte ich Sie heute aus dem Tagebuch entlassen und hoffe, dass Sie uns allen gewogen bleiben.
Vergessen Sie uns bitte nicht.
Ihre
Sissi
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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