In Gedanken bin ich...
ohne Zweifel noch beim gestrigen Tag.
War das nicht ein schöner Tag? Die Sonne hat uns angelacht und wir Bewohner haben alle mitgelacht.
Da konnte ich noch ein bißchen unsere Katzenterrasse genießen und die Sonnenstrahlen über mein Fell huschen lassen. Ja, das war ein schöner Tag.
Doch auch wenn heute Wolke aufgezogen sind und Regen und die Sicht trübt, so kann es doch meine Laune nicht verderben.
Ich kann Ihnen einen Auszug melden, der mich sehr freut.
Auch wenn die junge Dame immer wieder versucht hat nähere Bekanntschaft mit meinen Artgenossen in dem Außenbereich zu schließen und auch ich ihren Blick immer mal wieder auf mir gespürt habe, so konnte ich nicht umhin sie als niedlich anzusehen.
Deswegen liebe Josie wünsche ich Dir das beste in Deinem neuen Leben. Viel Spaß und Glück und ganz viel Liebe von Deiner neuen Familie. Wahrscheinlich mußtest Du erst Menschen verloren gehen, um wirklich gefunden zu werden.
Und noch nicht spruchreif, aber fast schon sicher, kann ich andeuten, daß sich im Hundehaus noch mehr tun wird in den nächsten Tagen und Wochen.
Es freut mich jeder Auszug, denn leider kommt die Wirklichkeit immer schneller wieder zurück als man denkt.
Ich hatte Ihnen ja schon von unseren neuen Fundhunden erzählt.
Kim und Barney haben sich mittlerweile ganz gut eingelebt und vorallem zusammen gefunden.
Die beiden sehen aber auch aus, als wenn sie verwandt wären.
Wäre nicht Kim in Gundelfingen und Barney in Höchstädt gefunden worden, man könnte fast vermuten, sie seien wirklich nicht nur seelenverwandt. So hat sich also wieder einmal eine Wohngemeinschaft gefunden, die sich gemeinsam das Leben hier schmackhaft machen wird.
Hoffentlich nicht zu lang, aber es ist schon besser, wenn man so einen richtigen Kumpel zur Seite hat.
Und noch ein Fundhund hat den Weg zu uns ins Tierheim gefunden. Er wurde in Haunsheim gefunden. Er hat noch keinen Namen bekommen und ich kann Ihnen bisher nur sagen, daß er Menschen wirklich gern mag und sein graues Fell sieht auch nicht ungepflegt aus. Er scheint mir nur noch sehr verunsichert zu sein, was er hier zu suchen hat.
Vielleicht fällt seinen Menschen ja doch noch auf, daß er nicht mehr bei ihnen ist.
Ja das ist das Schicksal eines Fundhundes. Er sitzt hier und wartet und fragt sich, warum sein Mensch nicht sofort nach ihm sucht und ihn vorallem hier als vermißt meldet.
Mit der Zeit verschwindet dann die Hoffnung und das Gejaule geht los. Dann kommt die Phase, in welcher vorgetäuscht wird, Hund hätte sich damit abgefunden und dann kommt der wirkliche Knackpunkt, wenn einem klar wird, nein meine Menschen wollen mich wohl nicht mehr.
Erst dann ist es an der Zeit sich wieder eine neue Familie zu suchen. Bei manchen geht das sehr schnell, andere brauchen lang, um zu vergessen wo sie herkommen und dann letztlich doch ans Ziel zu kommen.
Nicht minder schlimm ist es aber, wenn man abgegeben wird.
Vom eigenen Menschen abgeschoben! Das ist schlimm.
Wenn es die Lebensumstände nicht anders zulassen, so wie es bei Jay der Fall war, dann ist es ein Schicksalsschlag für alle.
Ich weiß nicht, ob Whiskey dem zustimmen würde.
Der junge Rüde ist abgegeben worden. Mehr über ihn, werde ich in den nächsten Tagen erfahren. Er ist ein so hübscher Kerl und so voller Leben, daß ich kaum Schwierigkeiten haben werden, daß meine Quellen im Außenbereich sich mit ihm beschäftigen werden.
Da wäre ja meine treue Freundin Ari, bei der es mir einfach nicht in den Kopf will, warum sie immer noch hier ist. Ist das Leben als schwarze Katze wirklich so schwer und mit schlechten Omen belastet? Also ich empfinde nicht, daß Ari eine negative Ausstrahlung hat.
Und auch Mausi ist für mich ein Phänomän. Warum ist diese liebenswerte Artgenossin immer noch hier. Sie sucht doch nur einen ruhigen Einzelplatz, um endlich wieder die wahre Mausi sein zu können. Die Nähe all der Artgenossen beunruhigt sie nach wie vor und wer kann da schon richtig aus sich heraus gehen.
Und natürlich darf man auch mich nicht vergessen...ich bin ebenfalls eine sehr liebenswerte Kätzin und mein kleiner Dickschädel sollte doch kein Hinderniß auf das große Glück sein.
Ich weiß, ich wiederhole mich und Sie haben das alles schon so oft gehört.
Jeder hier hat es verdient ein zu Hause zu finden und jeder hier wartet nur darauf, daß der Tag kommt, an dem ich oder wer auch immer nach mir das Tagebuch schreiben wird, von seinem Auszug berichten kann.
Das ist unser Ziel und wir verfolgen es ohne Wenn und Aber unterstützt von unseren Menschen, die uns einen Vorgeschmack auf das geben, was kommen wird. Daß es kommen wird, ist keine Frage, wann ist die Frage, die uns alle jeden Tag aufs Neue beschäftigt.
Schlaflose Nächte, ruhelose Träume, Hoffnungsschimmer und kurze Verzweiflung...unser Leben ist bewegt und kein Tag ist wie der davor. Die Sehnsucht nach Ruhe und Gleichmäßigkeit eint uns alle. Aufregung haben wir hier genug. Da wünscht man sich ein zu Hause in dem es zumindest am Anfang mal etwas ruhiger zu geht. Immerhin ist es unsere Aufgabe für Leben in der Familie zu sorgen.
Ich kann den Tag schon vor mir sehen und ich weiß, daß er kommt, ich weiß nur nicht wann, an dem ich mich verabschiede mit den Worten "es war mir eine Freude für Sie zu schreiben, aber ich muß jetzt doch gehen. Machen Sie es gut."
Bis dahin halte ich Sie auf dem Laufenden und freue mich, daß ich mein temporäres zu Hause dank meines Tagebuchs soviel besser kennen lerne.
Ihre
Tracy
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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