„Laien müssen ihre Stimme erheben“ – „Wir brauchen als Politiker mehr Demut“: CSU Landtagsabgeordneter Joachim Unterländer beim Dekanatsrat Dillingen

„Die Bedeutung und Rolle der katholischen Laienarbeit für christliche Politik“ mit diesem Thema beschäftigte sich der Dekanatsrat Dillingen bei seiner Sitzung im Kolpinghaus Lauingen. Vorsitzender Walter Kaminski konnte hierzu Joachim Unterländer, MdL, Beauftragter für Fragen der katholischen Kirche der CSU Landtagsfraktion und stellvertretenden Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken in Bayern als Referenten begrüßen. Nach einem Grußwort von Anita Fischer, Vorsitzende der Kolpingfamilie Lauingen, dankte Unterländer zunächst für die im Pfarrgemeinde- und Dekanatsrat geleistete Arbeit.

Die Laiengremien auf allen Ebenen müssen sich an der politischen Diskussion beteiligen und Position beziehen, stellte Joachim Unterländer zu Beginn fest. Dies ist eine zentrale Aufgabe, um von der Politik wahrgenommen und gehört zu werden.

„Nach meinem Verständnis von offener Kirche und partnerschaftlichem Austausch zwischen Politik und kirchlicher Kompetenz ist das Miteinander, der Austausch, der Dialog unverzichtbar“ so Joachim Unterländer. Seit dem 2. Vatikanischen Konzil müsse jedoch jedem klar sein, dass die Laienarbeit eine unverzichtbare, gleichberechtigte Säule im kirchlichen Leben darstellt. Daher muss die Politik beim Dialog mit den Kirchen nicht nur das Gespräch mit den Bischöfen suchen und meinen. Christliche Politik setzte als Partner eine Kirche voraus, deren Verständnis Offenheit und gleichwertige Mitwirkung in kirchlichen und vor allen Dingen gesellschaftlichen wie politische Fragen beinhaltet, hob Unterländer hervor. Die Gestaltung unserer Erde setzt für Unterländer eine nachhaltige Politik voraus, die unseren Herrgott und Schöpfer über uns und in uns sieht. „Wir brauchen als Politiker mehr Demut“. Konkret bedeutet dies aus christlicher, katholischer Sicht: „Miteinander statt distanzierter Arroganz, Veränderungsbereitschaft statt ideologischer Borniertheit“. Unterländer forderte eine grundsätzliche Neubewertung von Nöten. Hierzu zählen für ihn die Sterbenden, die Menschen mit Behinderung, die Langzeitarbeitslosen. Menschen in Armut und Abhängigkeit von sozialen Transfersystemen, Kontinente, die von der Weltgemeinschaft als wirtschaftlich uninteressant betrachtet werden. Die Verklammerung zwischen offener Weltkirche und christlichem Politikverständnis ist Voraussetzung, um das Zusammenwirken von katholischer Laienarbeit und christlicher Politik konkret zu vertiefen. Dies gelte für alle Räteebenen ebenso wie für die entsprechenden politischen Bereiche. Als Beispiele nannte Unterländer die Genehmigung von Marktsonntagen und dem Schutz des Sonntags, die Ortsgestaltung, die Planung von neuen Baugebieten, insbesondere was die Bedürfnisse von Kindern und alten Menschen anbelangt. Dass dies nicht immer so einfach ist, wird bei Fragestellungen wie der Öffnung von Autowaschanlagen am Sonntag oder der Entwicklung der Asylsozialpolitik deutlich. „Wir müssen als Laien unsere Stimme erheben“ gerade auch dann, wenn man keinen Beifall erhält. Dem CSU Sozialpolitiker und Beauftragten für Fragen der katholischen Kirche ist der Dialog mit den Laienräten und Verbänden besonders wichtig bei den Themen Religionsunterricht, aktuell bei der Vorbereitung des Ökumenischen Kirchentags, Stellenwert des Sonntags oder der Feiertags- und Ladenöffnungszeiten, dem Schutz des menschlichen Lebens oder Fragen der Gentechnologie. Unterländer plädierte für eine neue Art der Zusammenarbeit zwischen Kirche „gerade der Laiengremien“ und der Politik, um zu einem lebendigen politischen Katholizismus zu kommen. Ein Weg, der für Unterländer, trotz des GAUs der Missbrauchsproblematik konsequent, offen und mutig gegangen werden muss. Dazu gehören das Zurückdrängen einer wertlosen und menschenfeindlichen Globalisierung, eine ökologisch verantwortete Reaktion auf den Klimawandel, die Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft, die Prinzipien der katholischen Soziallehre als Maßstab der Politik, die Beibehaltung eines sozialen Ausgleichs und einer sozialen Balance, Stärkung der kleinen Gemeinschaften, der Familien, der Gemeinden und Institutionen.

Auf die Probleme der katholischen Kirche im Zusammenhang mit der Missbrauchsdiskussion eingehend forderte Unterländer eine offene und rückhaltlose Aufklärung. Alle Missbrauchsfälle müssen offensiv aufgearbeitet und der internen wie externen Strafverfolgung zugeführt werden. Bei der Ursachenanalyse müssen sowohl pädagogische wie strukturelle Fragen intensiv beraten werden. Missbrauch und gewaltorientierte Pädagogik dürfen nicht in einen Topf geworfen werden. Eine Hilfskonzeption für die Opfer ist zwingend notwendig. Sehr wichtig ist eine eigene Präventionsstrategie für Kinder in der Gefahr von häuslicher und institutioneller Gewalt.
Trotzdem blickte Joachim Unterländer mit Zuversicht nach vorne und formulierte „in einer schweren Krise kann auch eine Chance liegen, wenn offen damit umgegangen wird.“ Für den stellvertretenden Vorsitzenden des Landeskomitees und CSU Landtagsabgeordneten dürfe es keine Tabuthemen geben, wir müssen über die Verehelichung von Priestern, neue Pfarrstrukturen und Frauen in stärkerer kirchlicher Verantwortung sachlich diskutieren können.

Wenn die Laiengremien sich aktiv in die politische Diskussion einbringen und dabei kirchliche Positionen thematisieren, ist dies, fasste Unterländer sein mit viel Beifall aufgenommenes Referat zusammen, eine Chance in Zukunft zu einem fruchtbaren und erfolgreichen Dialog zwischen Laienarbeit und christlicher Politik zu kommen.

In einer engagierten Diskussion wurden neben der Missbrauchsthematik, der Zölibat, die Stellung der Frau in der Kirche, der Sonntagsschutz, die Ladenöffnungszeiten, die Situation der Familien auch Fragen wie Glaube attraktiver gemacht werden kann, wie Gottesdienste auf die Menschen wirken, behandelt. Der Dekanatsrat dankte abschließend Joachim Unterländer für sein Kommen und die klare Position der CSU Fraktion zur Beibehaltung der Einschränkungen bei den „stillen Tagen“ wie z.B. am Karfreitag.

Bürgerreporter:in:

Walter Kaminski aus Dillingen

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