„Kultur ist faszinierend, weil das Streben nach ihr den Menschen innewohnt.“

Werner Bosch ist seit 20 Jahren ehrenamtlicher Vorsitzender des Kulturrings Dillingen. Im Interview spricht er über die Bedeutung der Kultur, die Förderung der Jugendkultur und die Veranstaltungshighlights in Dillingen.

myheimat: Herr Bosch, Sie sind Vorsitzender des Kulturrings Dillingen. Was bedeutet Kultur für Sie persönlich?

Werner Bosch: Ich finde Kultur faszinierend, weil das Streben nach ihr den Menschen innewohnt, seit es sie gibt, und sie in die Lage versetzt, etwas zu schaffen, was Jahrtausende überdauern kann und fortbesteht, auch wenn ihr Schöpfer längst nicht mehr existiert. Ich finde Kultur notwendig, weil sie der zerstörerischen Kraft von Krieg und Gewalt Veredelung entgegensetzt und der Mensch sie braucht, damit sein Wesen sich zu dem entwickeln kann, was ihn, wie es Goethe formulierte, edel, hilfreich und gut macht.

myheimat: Seit wann leiten Sie den Kulturring und was hat Sie zu dem ehrenamtlichen Engagement für die Dillinger Kultur bewogen?

Werner Bosch: Ich bin seit 20 Jahren Vorsitzender des Kulturrings Dillingen. Die Aufgabe habe ich übernommen, weil ich mich selbst sehr gerne vor allem mit Literatur und Theater beschäftige und die Möglichkeit sah, in dieser Position auch anderen Wege dorthin aufzuzeigen in der Überzeugung, dass die Auseinandersetzung damit den Menschen souveräner macht in der Beurteilung der Banalitäten des Alltags.

myheimat: Was für Veranstaltungen wurden in Dillingen im vergangenen Jahr geboten? Was waren die Highlights?

Werner Bosch: Im Programm des nun zu Ende gehenden Jahres waren Veranstaltungen aus den verschiedensten Bereichen der Kultur angeboten: Vorträge in Wort und Bild, Konzerte, Kabarett, Theateraufführungen und Fahrten zu kulturellen Zielen. Höhepunkte waren sicher die „Irish Folk Night“, das Konzert „Zauberhafter Barock“, bei dem Opernsängerin Tamara Lopèz-Seidl und die Pianistin Karina Glasinovic aus New York höfische Lieder aus Spanien und Italien vortrugen. Schauspielerischer Höhepunkt war der Auftritt von Katerina Jacob, Ellen Schwiers und Ralf Komorr in „Sara soll unter die Haube“. Begeistert aufgenommen wurde auch der Kabarettabend mit Hans Klaffl „40 Jahre Ferien – ein Lehrer packt ein“.

myheimat: Was sind die Gründe dafür, dass es in Dillingen ein eher eingeschränktes Kulturprogramm gibt?

Werner Bosch: Diese Frage trifft für Dillingen nicht zu. Das angebotene Programm ist umfangreich. „Es ist viel zu viel los“, stöhnen selbst diejenigen, die nie zu einer Veranstaltung gehen.

myheimat:Gibt es Ideen für Maßnahmen kulturelle Veranstaltungen in Dillingen attraktiver zu machen?

Werner Bosch: Im Lauf der Jahre haben wir schon die verschiedensten Wege eingeschlagen, um den Besuch von kulturellen Veranstaltungen attraktiv zu machen. Wir haben Aufführungen ausgewählt, deren Besuch sich für die ganze Familie eignete, wir machten preisvergünstigte Angebote oder versuchten es über Geschenkgutscheine. Fest steht, dass die zu erwartende Qualität eines Ensembles kaum eine Rolle spielte.

myheimat: Welchen Stellenwert hat für Sie die Förderung der Jugendkultur in Dillingen?

Werner Bosch:Die Förderung der Jugendkultur scheint mir sehr wichtig, da mit zunehmendem Alter der Zugang zur Kultur immer schwerer wird. Außerdem scheint mir Kultur in einer Zeit, in der für viele Spiele am Computer wichtiger sind als solche mit Freunden, ein gutes Mittel, innerer Verarmung entgegenzuwirken. Deshalb bieten wir auch immer wieder Musicals und Theateraufführungen für Kinder an.

myheimat: Was hat Dillingen 2009 für kulturell interessierte Bürger zu bieten? Was ist geplant?

Werner Bosch: Wegen des Erfolgs im vergangenen Jahr bieten wir auch 2009 die „Irish Folk Night“ an. Für Operettenfreunde wird die Aufführung „Die Fledermaus“ durch das Wiener Operetten-Theater mit Chor und Orchester sicher ein Highlight sein. Einen schauspielerischen Höhepunkt garantieren Karin Dor und Claus Biederstaedt in „Trau keinem über 60“. Für Kinder bieten wir das Musical „Bibi Blocksberg und der verhexte Schatz“ an. Wer sich für Kultur außerhalb unseres Landes interessiert, kann an einer Bildungsreise nach Rumänien und zu den Moldauklöstern teilnehmen.

myheimat: Eines der Highlights 2008 war die Aufführung der Operette "Eine Nacht in Venedig" im Januar im Stadtsaal Dillingen. Wie war das Echo der Dillinger Bürger zu diesem Event?

Werner Bosch: Bei bescheidenen Ansprüchen kann man das Echo auf „Eine Nacht in Venedig“ als gut bezeichnen. Mit 371 Besuchern war es die am besten besuchte Vorstellung.

myheimat: Im Interview vom letzten Jahr sagten Sie, die Resonanz für kulturelle Veranstaltungen sei in Dillingen nicht besonders hoch. Hat sich das dieses Jahr geändert?

Werner Bosch: Die Zahl der Theaterbesucher ist in diesem Jahr leicht angestiegen.

myheimat: Was wünschen sie sich für das Kulturjahr 2009?

Werner Bosch: Im Jahr 2009 feiert der Kulturring Dillingen sein 60jähriges Bestehen. Ich hoffe auf die Großzügigkeit der Stadt, so dass wir für dieses Jubiläum ein angemessenes Programm anbieten können.

myheimat: Wenn Sie frei gestalten könnten, was würden Sie gerne mal als kulturelles Ereignis realisieren?

Werner Bosch: Ich kann leichter sagen, was ich nicht machen würde. Ich würde nichts veranstalten, was als Event gerade in ist, da ich von dessen Kurzlebigkeit überzeugt bin.