Südafrika, nicht nur zur Fußball WM 2010 interessant: Mit dem Wohnmobil zur Westküste Afrikas, Teil 1

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Mit dem Wohnmobil zur Westküste Afrikas

Ein Ausschnitt aus dem Reisebuch Erlebnis SüdAfrika (kein ReiseFührer, aber ein ReiseErlebnis-Buch) - Mit Exkursionen nach Namibia und Swaziland (Swasiland).

Ein bulliger Lastzug nähert sich von vorne unserem träge dahinzuckelnden Wohnmobil mit hoher Geschwindigkeit. Zack! Schon wieder! Ich kurble das Fenster herunter. Mit geübter Handbewegung schiebe ich den überdimensionierten Außenspiegel wieder in seine Ausgangsposition. Meine Frau tut dasselbe auf der Beifahrerseite. Nun habe ich die Straße auch optisch wieder im Griff, bis zum nächsten Lastzug, oder zur nächsten Windböe.

Schon 524 Kilometer haben wir hinter uns, seitdem wir heute früh unser Wohnmobil bei CI Leisure Rentals in Kempton Park übernommen haben. Die Verleihstation liegt nahe beim Johannesburger Flughafen. Auf Anfrage holen die Wohnmobilvermieter Kunden am Flughafen ab.

Nun sind wir in der alten Diamantengräberstadt Kimberley angekommen. Auf dem schon bekannten Campingplatz am "Großen Loch" finden wir einen ruhigen Stellplatz mit Stromanschluß. Zum ersten Mal probieren wir das im Wohnmobil eingebaute Mikrowellengerät aus. Sehr praktisch -doch man braucht eine Steckdose dazu, und die gibt es unterwegs nicht immer!

Wir wollen zum Atlantik, genau dahin, wo Namibia südlich zu Ende ist. Am zweiten von neun Reisetagen verlassen wir Kimberley. Die Zitronenbaumallee an der Ausfallstraße nach Westen ist nicht nur foto -und videogen, sondern liefert uns auch eine Handvoll saurer Früchte für die Bordküche.

Griquastadt, wo man haupsächlich afrikaans spricht, ist nach 162 km hinter Kimberley erreicht. Dort wartet eine Überraschung auf uns: Satte 20,3 Liter pro hundert Kilometer ist der Spritverbrauch, den ich nach dem Tanken errechne. Da kann auch das auf afrikaans geschriebene Schild "Frischer Sprit von der Farm" mir kein Lächeln mehr entlocken. Und ich dachte, der gestern in Kimberley ermittelte Verbrauch von 19 Litern sei eine Fehlkalkulation!

Unser "Explorer Deluxe" 5-Betten-Wohnmobil auf der Basis eines Mitsubishi L300 scheint mir doch ein rechter Benzinfresser zu sein. Den 5. Gang kann man glatt vergessen, da das Mobil untermotorisiert ist. Der Tank ist dem Spritverbrauch nicht angemessen. Wir tanken jeden Tag zweimal. Aus unserer Fahrt ans Kap (siehe anderes Kapitel im Buch) haben wir gelernt, nicht erst dann zu tanken, wenn die Nadel im roten Feld ist. Möglicherweise gibt es keinen Sprit an der nächsten Tankstelle, und man muß ein paar Stunden wandern, um den Tank zu füllen! Mit dem Reservekanister (nicht als Ausstattung vorhanden) unter dem Arm!

Bei Groblershoop überqueren wir die Lebensader dieses wüstenhaften Gebietes, den Oranje-Fluss. Ab hier begegnen wir immer wieder Traubenfarmen, die sich links und rechts des Oasen-Flusses hinziehen. Upington ist die größte Stadt in der Gegend, eine Verwaltungs-, Geschäfts-, Versorgungsstadt und gleichzeitig Ausgangspunkt für verschiedene Touren. Hier kommt jeder durch, der von den Ballungsgebieten im Osten des Landes nach Namibia will. Deshalb wohl gibt es hier auch zwei Campingplätze. Einen davon, "Eiland" genannt, haben wir schon letztes Mal ausprobiert. Er liegt am Ufer des Oranje-Flusses und bietet viel Platz. Saubere Sanitäranlagen, Stromanschluß, Pool, Häuschen zum Mieten und trotz seiner Lage in Sichtweite der Stadt ist er sehr ruhig.

Fährt man von Upington auf der R360 nach Norden, erreicht man den Kalahari-Gemsbok-Park, eingezwängt zwischen Namibia und Botswana. Eines Urlaubes blieben wir dort mit unserem VW-Bus einfach hängen (Motor). Doch dies, und was wir trotzdem dort sahen, soll Gegenstand einer anderen Geschichte sein. Ebenso unser Besuch der Augrabies-Wasserfälle, wo unweit von Upington, etwas abseits des Weges Richtung Springbok der Oranje-Fluss mit viel Getöse 56 Meter in eine Schlucht stürzt. Die Gewalt, mit der er das tut, kann man daran messen, dass der vom Fluss ausgehöhlte Felsenpool 130 Meter tief ist! Im Laufe von Millionen von Jahren hat der Oranje große Mengen von Diamanten in den Atlantischen Ozean gespült. Das Meer brachte die Diamanten wieder an Land, ins reichste Diamantenfeld der Welt. Geologe Dr. Hans Merensky, Sohn eines Missionars, fand in Alexander Bay, unweit unseres Zieles Port Nolloth, im Jahre 1927 Diamanten im Gewicht von 2.000 Karat!

Für europäische Verhältnisse ist es wahrscheinlich verwunderlich, wenn in Upington der Blick auf den Kilometerzähler "939" ab Johannesburg anzeigt und man immer noch im selben Land ist! Die hiesige Winzergenossenschaft, in einem Vorort gelegen, bietet uns willkommene Gelegenheit, unseren Weinvorrat aufzufüllen. Die OranjeFluss-Weinbauern veranstalten auch Weinproben. Das künstlich bewässerte Gebiet am Oranje bringt nicht nur Obst und Gemüse für das ganze nördliche Kap hervor, sondern auch Trauben, die als Tafeltrauben gegessen werden, als Rosinen und Sultaninen auf den Markt kommen, und die einen trinkbaren Weißwein abgeben. Die Upingtoner Gegend ist auch bekannt für ihre Sherries und Portweine.

In Pofadder (1157 km ab Joburg) wollen wir übernachten, doch der Campingplatz scheint mir nur für Notfälle zur Übernachtung geeignet. Aus dem Prospekt lesen wir nach einer Teepause um halb sechs abends, dass es unweit von hier, auf der Straße nach Onseepkans (namibianische Grenze), einen Köcherbaumwald gibt. Dort will ich übernachten. Meine Frau nicht, denn sie findet es zu gewagt, abseits der Zivilisation und ohne Schutz eines Campingplatzes.

Mein zweiter Vorschlag ist Pella, eine katholische Missionsstation unweit von Pofadder. Damit kann sich die Familie anfreunden! Noch ein paar Kilometer Teerstraße in Richtung Springbok, der Hauptstadt des Namaqualandes, dann biegen wir im Licht der untergehenden Sonne in eine ungeteerte Straße ein. Mächtige Staubfahnen in der Ferne zeigen an, wo die Gravelroad ungefähr verläuft. Sie zieht in Richtung graubrauner Berge. Doch wir fahren noch keine Minute, da fangen die Teller, Tassen und das Besteck im Wohnmobil einen irren Tanz an. Wir blicken uns an und die Entscheidung ist getroffen: Diese Wellblechpiste mag ja gut für Vierradfahrzeuge sein, doch für ein Mietwohnmobil, das gerade aus der Fabrik gekommen ist, kann dies der Todesstoß sein. Wieder auf der Teerstraße Richtung Springbok zurück zieht unser CI-Wohnmobil mit leisem Motor dahin. Ich blicke gerade aus dem offenstehenden Seitenfenster, als die im Wohnaufbau über der Fahrerseite montierte Gummiantenne beschließt, diese Fahrt nicht länger mitzumachen. Sie läßt sich -völlig außer Fassung -fallen. Da ich diese verantwortungslose Tat - wie sollen wir nun Radio hören? - mitverfolge, merke ich mir, wo die Antenne fiel, und kann sie nach längerer Suche in der Dämmerung finden.

Weiter demnächst in diesem Theater oder gleich im Reisebuch Erlebnis SüdAfrika (kein ReiseFührer, aber ein ReiseErlebnis-Buch) - Mit Exkursionen nach Namibia und Swaziland (Swasiland).
Reiseberichte aus dem südlichen Afrika zum Nacherleben.
Dieses Erlebnis-Buch macht Appetit auf den Zauber Afrikas.

Südafrika, nicht nur zur Fußball WM 2010 interessant: Mit dem Wohnmobil zur Westküste Afrikas, Teil 2

Noch mehr Südafrika:
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