Chiemgau-Ausflug 2009, Teil 1: Chiemsee, Herrenchiemsee, Frauenchiemsee
Planung...
1.) Mit den Fahrrädern rund um den Chiemsee
2.) Mit dem Schaufelraddampfer kreuz und quer über den See
3.) Besichtigung von Frauen- und Herrenchiemsee
4.) Mit der Seilbahn auf den Hochfelln
5.) Mit der Seilbahn auf die Kampenwand
Weil all dies reichlich outdoor-spezifische Unternehmungen sind, die ein passendes Wetter benötigen, sitzen wir vor den Geräten und verfolgen die Wettervorhersage für das Chiemgau. Dabei sind auch die Webcams und die aktuellen Wetterdaten vor Ort, z. B. Seebruck, hilfreich.
... und wie es wirklich kam
Die Zeit ist reif. Am Montag gibt uns die Wettervorhersage grünes Licht und wir versuchen, ab dem kommenden Mittwoch drei Übernachtungen am Chiemsee zu bekommen. Da die Chiemsee-Rundfahrt mit dem Schiff in Prien startet, steuern wir die "Suchen und Buchen" - Funktion von Prien an. Es sieht bei den preisgünstigen Beherbergungsbetrieben recht mau aus, doch wir finden eine Pension, die etwas außerhalb des Ortes liegt und uns behagen würde, da man mit dem Rad mühelos in kurzer Zeit in die Ortsmitte kommt. Dort wird schriftlich angefragt, doch als bis Dienstag Mittag noch keine Reaktion kommt, rufen wir an. Eine männliche Stimme sagt: "Da kenne ich mich nicht aus, das macht meine Frau", und als diese dann endlich ans Telefon kommt, hat sie keinen positiven Bescheid für uns. Warum dann dieser Betrieb im Internet als verfügbar ausgespuckt worden sei, kann sie sich nicht erklären. Der Verkehrsverein sei dafür zuständig.
Grandioses System. Ich schätze, da ist noch Nachbesserungsbedarf bei Bayerns beliebtester Ferienregion von Nöten! Ab jetzt wird diese Funktion des Suchsystems von uns nur noch müde belächelt. Nach einem halben Dutzend Anrufen (Telefonnummern stehen ja dabei!) stellen wir fest, dass die preislich günstigeren Übernachtungen am See schon weg sind, trotz der Mückenplage am Chiemsee, über die zur Zeit in allen Medien berichtet wird.
Endlich finden wir ein preislich genehmes Zimmer (Ü/F) in der Nähe von Grassau, das wir sofort buchen. So, das wäre geschafft. Am nächsten Morgen die Fahrräder verladen, leichtes Gepäck dabei und ab zum "bayerischen Meer". Das Navi zeigt sich von seiner besonders hilfreichen Seite, als es uns fragt, ob wir den Umgehungsvorschlag annehmen, der uns wegen eines Staus am Irschenberg unterbreitet wird. Jawohl doch! Und so erreichen wir in aller Ruhe Grassau und einen außerhalb unweit eines kleinen Badesees gelegenen ehemaligen Bauernhof, der im 2. Stock ein einfaches Zimmer (leider ohne Balkon) für uns bereit hält.
Nach dem Abstellen des Gepäcks gleich zurück ins Auto und nach Prien, wo gerade am Großparkplatz im Hafen Stock/Prien gebaut wird und daher alle Parkplätze, so weit wir sehen, besetzt sind. Beim Kletterwald an einer Badestelle finden wir einen Parkplatz, der mit 3 Euronen bezahlt werden will. Überhaupt lernen wir: Hier kostet jeder Platz etwas, für's Auto und für den Menschen, wenn er etwa mal baden will. Auch die Preise der Gastronomie am See haben einen unsichtbaren, aber erheblichen Sitzplatz-Aufschlag. An das werden wir uns erst noch gewöhnen müssen, da wir in der MyHeimat der Dillinger Seenplatte bisher ohne ausgekommen sind. Parken, Schwimmen in den zahlreichen heimischen Seen, alles kostenfrei. Und Speis und Trank sind auf einer bezahlbaren Ebene. Das gibt es übrigens auch hier: Man muss nur etwas Abstand vom See gewinnen und die Einheimischen fragen. Bei denen sitzt das Geld nicht so locker wie augenscheinlich (zwangsweise) bei den Touristen.
Der Chiemsee, den man auch das "Bayerische Meer" nennt, folgt dem Bodensee und der Müritz als der drittgrößte See Deutschlands mit knapp 83 Quadratkilometern. Rund ums Ufer sind es 65 km und einmal quer durch sind es maximal 13 km. Der See entstand als Überrest eines Gletschers vor 15.000 Jahren. Wer auf dem Chiemsee schwimmt, kann sich bei mittlerem Wasserstand 518 Meter über NormalNull fühlen. Wer vom Ausflugsdampfer aus etwas zu versenken hat, zum Beispiel Handy, Kamera, Brille oder andere leichte, aber schnell sinkende Flugobjekte, wird an der tiefsten Stelle knapp 73 Meter tauchen müssen, um dieses Teil wiederzufinden.
Nicht nur Münchner Segelfreunde und norddeutsche Touristen werden vom See magisch angezogen, sondern schon die alten Kelten und Römer waren dem See gut befreundet, wohl weil er auf gern bereisten Ortsverbindungen lag und leckere Fische produzierte. Bayerns Märchenkönig Ludwig Zwo hatte nicht mehr viel Freude an seinem Schloss auf der großen Insel, weil er die Fertigstellung von "Herrenchiemsee", erbaut nach dem Vorbild von Versailles, durch seinen mysteriösen Tod im Starnberger See nicht mehr erleben durfte. So kann's gehen. Auch Könige haben ihr Päckchen zu tragen.
Die Räder ausgepackt, und im Nu sind wir im Hafen, wo wir mit dem historischen Raddampfer MS Ludwig Fessler die "Große Rundfahrt" machen wollen. Die Räder sind derweil, wie so viele andere, mehr oder weniger sicher neben dem Kartenverkaufshäuschen ("Ticket-Office", würde der anglophile Tourist sagen) geparkt. Für einen Cappuccino reicht es vor der Abfahrt allemal. Das Café "Schiller", direkt am See gegenüber einer Bootsvermietung, haben wir uns von zahlreichen Angeboten ausgesucht. Hätten wir lieber mal nicht. Mein Cappu ist zwar in Ordnung, doch der Café meiner Begleiterin ist, so bekundet sie, wässrig und der Zwetschgendatschi hat ein wenig zu lange im Ofen gelegen, was aber dem hier ansässigen Spatz und seinen Freunden nichts auszumachen scheint, als er sich ungeniert auf den recht dunklen, übrig gebliebenen Rand und Boden des Kuchen stürzt (siehe Bild). Der Datschi ist so trocken, dass ich einen zweiten Cappu zum Herunterspülen brauche. Vielleicht haben andere Gäste ja mehr Glück als wir. Meine besten Wünsche dazu.
Eine Augenweide ist er schon, der gerade einlaufende, im Jahr 1926 erbaute Salondampfer "LUDWIG FESSLER", auch heute noch das schönste Schiff am Bayerischen Meer. Besonders die blinkende Glocke im Bug hat es mir angetan, deswegen sieht man sie auf einigen Bildern hier. Der Schaufelraddampfer wurde 1995 liebevoll renoviert und präsentiert sich heute in nostalgischem Ambiente.
Auf der Rundfahrt kommen wir zunächst an und auf die beiden bewohnten Inseln "Herrenchiemsee" und "Frauenchiemsee", danach legen wir an einigen Gemeinden am Chiemseeufer an. Dabei kann man entweder die ganze Tour mit "LUDWIG FESSLER" machen, oder schon auf der Herren- oder Fraueninsel aussteigen und von beiden aus wieder mit anderen Schiffen zurück nach Prien fahren. Oder, wenn man schon früh am Tag startet, mit einer der anderen "Großen Rundfahrten" weiter fahren, wenn "LUDWIG FESSLER" wieder vorbei kommt.
In diesem Kapitel des Berichts vom Chiemsee-Ausflug 2009 habe ich Bilder eingebracht, die zum Thema "Chiemsee" an verschiedenen Tagen entstanden sind. Klar, dass man an einem halben Tag nicht so viel sehen und erleben kann. Hier sind auch Bilder des König-Ludwig-Schlosses Herrenchiemsee (von außen) zu finden, das wir von der Anlegestelle des Schiffes auf teils schattigen Wegen erreichen, sowie Bilder von der Fraueninsel, die durch das Kloster Frauenwörth dominiert wird, das aber, im Gegensatz zur Insel, nicht besichtigt werden kann (siehe Bild: Sorry, no tours!).
Panorama-Aufnahme in Bildschirmgröße: Schloss Herrenchiemsee und Gartenanlage
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Zum Sonnenuntergang haben wir uns - auf Empfehlung eines anderen Fahrgastes - die Ortschaft Chieming an der Ostseite vorgenommen, wo wir uns beim Italiener im "Al dente" einen Platz erobern, von dem das Spektakel des Sonnenuntergangs direkt am Wasser sehr gut zu erleben ist. Spektakel nicht allein wegen der herrlichen Farben kurz vor und kurz nach dem Sonnenuntergang, sondern wegen des Menschenauflaufs, mit Film- und Fotokameras diesen festzuhalten. Ein Vergnügen. Nicht so die von mir gewählte Speise "Grillspies vom Octopus & Shrimps auf Blattsalat mit Mango-Chili-Dip". Der Spieß kommt recht kalt auf den Tisch und zeigt trotz seines stattlichen Preises von 12,20 Euro erstaunlich wenig Masse. Selbst schuld, Idiot! Beim nächsten Mal eben wieder Pizza, da bist du auf der richtigen Seite. Wie schon erwähnt, zahlt man offenbar einen satten Aufpreis für den Logensitz beim Sonnenuntergang. Fazit: Aussicht 1A, kulinarischer Nachbesserungsbedarf.
An einem der nächsten Tage parken wir das Auto in Seebruck, um einen Teil des Chiemsee-Radweges zu fahren. Kurz vor Prien verlassen wir den sehr stark befahrenen Radweg, bei dem es immer wieder mal zu Unfällen (Rad gegen Rad) kommt und fahren über Land wieder zurück nach Seebruck. Eine komplette Chiemsee-Umfahrung sparen wir uns für ein anderes Mal auf, wenn hier (hoffentlich) weniger los ist.
Weiter geht es hier:
Chiemgau-Ausflug, Teil 2: Hochfelln
und hier:
Chiemgau-Ausflug 2009, Teil 3: Kampenwand und Kaiserwinkel (Österreich)
Buchtipp:
Oberbayerische Seen (3. Auflage vom 27. Juli 2009): Chiemsee, Königssee, Kochelsee, Tegernsee und Starnberger See
Ohne sie und ihre vielen kleinen Geschwister wäre Oberbayern höchstens halb so schön! Danken kann man den Gletschern, die gegen Ende der Eiszeit unzählige Becken ausschürften, in denen sich das Schmelzwasser sammelte. Auf diese Weise entstand eine riesige Badelandschaft mit beinahe grenzenlosen Freizeitmöglichkeiten: neben baden, schwimmen, segeln & Co. kann man wandern, radeln, auf Schiffsrundfahrt gehen, die nahen Berge bezwingen oder sich einfach in einem schönen Biergarten am Ufer eine kühle Maß genehmigen ...
Bürgerreporter:in:Vuolfkanc Brugger aus Dillingen |
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