Kräuterbuschbinden zu "Maria Himmelfahrt"
Wenn am 15. August das Fest Maria Himmelfahrt gefeiert wird, ist damit in vielen Pfarrgemeinden auch die Kräuterweihe im Gottesdienst damit verbunden. Frauen des Kath. Dt. Frauenbundes Aichach (KDFB) haben diesen Brauch, der in der Stadtpfarrei Aichach bereits „eingeschlafen“ war, vor 10 Jahren wieder „zum Leben erweckt“.
Etwa 260 Kräuterbüschel werden am Vortag des Festes Maria Himmelfahrt von zahlreichen fleißigen Helferinnen gebunden. Auch Kinder beteiligen sich im Rahmen des Aichacher Ferienprogramms daran und erfahren anhand von Dias einiges über den alten Brauch. Die „Kräuterweihe“ geht ursprünglich auf heidnisches Brauchtum zurück. Schon immer haben Menschen versucht, die heilenden Kräfte, die in Kräutern und Pflanzen stecken, zu ergründen und anzuwenden. In der Heilkunde der alten Ägypter, Römer und Griechen spielten Heilkräuter eine große Rolle, Unsere Vorfahren haben die Kräfte erkannt, die in den Pflanzen stecken und die der Mensch zum Heil oder auch zum Unheil verwenden kann. In christlicher Zeit legten Mönche Kräutergärtlein an und versuchten durch Tees, Aufgüsse, Bäder, heilende Öle oder Salben den Menschen bei Krankheiten zu helfen. Prominenteste und wohl auch bekannteste Vertreter dieser „Heilkundigen“ waren der Gelehrte Albertus Magnus und die heilige Hildegard von Bingen. Durch den Brauch der „Kräutersegnung“ in christlicher Zeit wollte die Kirche auf die Schöpferkraft Gottes, die sich in den Heilpflanzen und Blumen ausdrückt, besonders hinweisen. Das Fest „Maria Himmelfahrt“ wurde wohl deshalb ausgewählt, weil man Maria schon sehr früh auch als Schützerin der Feldfrüchte verehrte. Bilder und Legenden verweisen darauf. Auch entfalten Heilkräuter gerade in der Hochsommerzeit ihre stärkste Heilkraft, sodass auch dadurch ein Zusammenhang mit diesem Mariengedenktag mitten im Sommer besteht. Aus Überlieferungen ist bekannt, dass in einem vollständigen Kräuterbuschen bis zu 77 Kräuter gehörten, alles Pflanzen, die für die menschliche Existenz wichtig waren, ob als Heilpflanze oder als Grundnahrungsmittel. Heute nimmt man für den Strauß die Kräuter und Pflanzen, die in unmittelbarer Umgebung wachsen. Man schneidet sie im eigenen Garten oder sucht sie auf dem Feld, am Wegrand oder in der Wiese. In die Mitte eines Kräuterbüschels gehört eine Königs- oder Wetterkerze, darum gruppieren sich Johanniskraut, Rainfarn, Spitzwegerich, Wegwarte, Brennnessel, Salbei, Baldrian, Kamille, Alant, Frauenmantel, Schafgarbe, Melisse, Ringelblume, Lavendel und noch viele andere Blumen und Kräuter. Auch Ähren der vier Getreidearten dürfen nicht fehlen. So haben die Frauen des Kath. Frauenbundes Aichach im Vorjahr etwa 35 verschiedene Pflanzen gesammelt und daraus Kräuterbuschen gebunden. Diese werden dann am Festtag vor und nach den Gottesdiensten verkauft. Heuer soll der Erlös aus dem Kräuterbuschenverkauf der Aktion „SOLWODI“ zufließen, die sich um Frauen in Notsituationen annimmt, vor allem um Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Das Interesse an den natürlichen Heilkräften ist in heutiger Zeit neu erwacht. Darum ist es wohl zu erklären, dass dieser alte Brauch der „Kräutersegnung“ neues Interesse findet. Kinder wie Erwachsene tragen am Fest Maria Himmelfahrt ihren „Kräuterbüschel“ in die Kirche zur Segnung. Auch heuer haben darum die Mitglieder des Kath. Frauenbundes in Aichach keine Bedenken, wieder mit großem Eifer Kräuterbuschen zu binden, um den alten Brauch zu pflegen und zusätzlich noch mit dem Erlös ein in unserer heutigen Zeit äußerst wichtiges Anliegen zu unterstützen.
Text und Bild: Brigitte Weber
Bürgerreporter:in:Brigitte Weber aus Aichach |
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