Zuschriften zu meinem Leserbrief über die Ablichtung von Kühen ohne Hörner
Ich habe mich sehr gefreut über die rege Resonanz bezüglich meines Leserbriefes über "zwangsweise" enthornte Kühe.
Dieses Thema geht jeden an, der für artgerechte Tierhaltung ist.
Leider ist das Interesse an den Lebensumständen unserer Nutztiere sehr gering, wie man am Bau der unterschiedlichsten "Fleischfabriken" erkennen muss.
In meiner Kindheit, wurden die Kühe durch's Dorf auf die Weiden getrieben. Die Kinder von heute kennen solche Gegebenheiten, geschweige denn das Aussehen von natürlichen Kühen nicht mehr. Dieses Desinteresse spiegelt sich in den unterschiedlichsten Bereichen wieder. Dem entgegen zu steuern ist auch folgendes Gedicht gewidmet.
Es umschreibt die Lebensumstände früher und heute und wurde mir zugesendet, worüber ich sehr dankbar bin.
Die Kuh wird mehr und mehr zum Prügelknaben der modernenen Landwirtschaft. Das hat den Verfasser dazu bewogen, das Klagelied einer Kuh 1985 zu schreiben.
Klagelied einer Kuh
Im Orient, da möcht ich leben,
dort soll´s noch heilige Kühe geben,
dort wird man noch alle Tage geputzt
und nicht von hint und vorn gestutzt.
Wie kam ich früher stolz mit dem Geläute,
doch was haben sie gemacht aus mir, die feinen Leute?
Die Hörner hat man mir jetzt abgenommen
und einen Mann tu ich auch selten mehr bekommen.
Nur Leistung, Leistung, keine Liebe mehr.
Wir Kühe haben´s heute ganz besonders schwer.
Ist meine Milch zu fett, bin ich schuld am Butterberge,
ist sie zu mager, wartet schon auf mich der Scherge.
Was hängt man alles mir an meine Ohren,
die Menschen trinken H-Milch, die schon tot eh sie geboren.
Mein Onkel der noch ledig war, lebt auch schon lang nicht mehr.
Ich frag mich nur, wo bringen die den Ochsenmaulsalat noch her?
Ochsen, ist ja bekannt, sagt man zu denen,
die sich nach keiner Kuh mehr sehnen.
Die Kinder oft unsanft meinem Schoß entrissen,
kaum sind sie da, werden sie schon beschissen.
Und sind sie alt, kaum drei Wochen,
werden sie dem Händler schon versprochen.
Über die Alpen dürfen sie nun reisen,
dort verzehren sie dann fremde unter hohen Preisen.
Den Hirtenjungen, den man mir einst mitgegeben,
der muß heut nach höh´rem Wissen streben.
Wie war doch früher schön die Zeit,
ein dünner Draht mir nur die Grenzen zeigt.
Paß ich nicht auf, tu ich´nen Schritt daneben,
so läßt ein Stromstoß mein Leib erbeben.
Du Erdenmensch genau wie ich aus Fleisch und Blut
wär nicht für dich auch mal so ein kleiner Stromstoß gut?
Wenn du wie ich das gleiche tust
und irgendwo nach besseren Gräsern suchst?
Von duftigen Heu, von Klee und zarten Rüben,
ist mir als Nahrung nichts geblieben.
Das würzige Heu gibt´s jetzt so hart wie Stein,
ihr lieben Bauern muß das sein?
Meine Artgenossen werden fein zermahlen,
man setzt sie uns vor, als wären wir Kannibalen.
Ich weiß nicht könnt ihr mich nun verstehen?
Bald wird man die echte Kuh nur noch im Tierpark sehen.
Adolf Huber