Begegnung zweier Hochkaräter der deutschen Kunst in Schloss Höchstädt - „Zwiesprache“ zwischen Ernst Barlach und Alexander Dettmar
Eine Begegnung der Spitzenklasse präsentiert der Bezirk Schwaben in diesem Sommer in seiner dritten Ausstellung auf Schloss Höchstädt (Landkreis Dillingen). Unter dem Titel „Zwiesprache“ stehen bis Sonntag, 3. Oktober, den Plastiken des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach (1870 – 1938) die Bilder des „Malers der Steine“, Alexander Dettmar (*1953) gegenüber, der als einer der wichtigsten deutschen zeitgenössischen Pleinairmaler gilt.
Ernst Barlachs Plastiken werden weltweit in den führenden Museen gezeigt, darüber hinaus sind ihm vier Barlach-Museen gewidmet. In New York feierte Alexander Dettmar einen seiner großen Erfolge mit der Ausstellung „Painting to remember“ – zerstörte deutsche Synagogen. Einige Bilder in der Ausstellung stammen aus diesem Zyklus. Eigens für Höchstädt hat Alexander Dettmar Bilder der schwäbischen Region gemalt, die sich wunderbar in die überregionalen Darstellungen einfügen. „In der Ausstellung treffen die menschenleeren und auf wenige Farben und Formen reduzierten Stadtansichten Dettmars auf die stark konzentrierten und in sich ruhenden Menschenbilder Ernst Barlachs“, freut sich Mathilde Wehrle, Gesamtprojektleiterin der Ausstellung. „Beide Werkgruppen schwingen so fein miteinander, dass der Betrachter den Eindruck gewinnt, als habe Dettmar seine Stadtlandschaften als „Auftrittsorte“ für die Plastiken Ernst Barlachs geschaffen.“ Obwohl Barlach kaum je Landschaftliches direkt darstellt, so gehört er doch zu den eindringlichsten Landschaftsbildnern des 20. Jahrhunderts. Seine in Bronze, Keramik oder Porzellan gefassten Figuren atmen förmlich die einsame Landschaft um sie herum, deuten auch heute noch auf die Wälder und das flache Land am Meer, in denen sich der Künstler 30 Jahre lang nahezu täglich aufhielt. Die Gestalt des Sturms wird bei Barlach gerne als allegorische Figur für das eigene, aufgewühlte und befangene Ich erkennbar und verrät einen Menschen, der immer auf der Suche nach Möglichkeiten ist, sich selbst in die Ganzheit der Natur einzubinden. Allegorien entstehen selten aus glücklichem Einverständnis. Anders als das tausendfältig zersplitterte Innere eines städtischen Zivilisationsmenschen regt sich in Barlachs Figuren das Andere: panisch berührt, scheint Uraltes und ewig Junges in ihnen aufgeschreckt. Alexander Dettmar möchte besonders die Vielfalt sakraler Architekturen vor Augen führen. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt er, dass räumlich und zeitlich voneinander entfernt liegende Kulturen strukturell identische religiöse Symbole entwickelt haben. Die Gründung und Gestaltung des menschlichen Lebensraums, die mythische Deutung und Periodisierung von Zeit und Geschichte, die Ritualisierung menschlichen Tuns, dem allen gibt der Maler seine Bedeutung zurück. Altes, Gebrauchtes und Historisches sind Offenbarung für Dettmar. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein tiefgründiger Bewahrer menschgemäßer Dimensionen. Beide Künstler begreifen ihre Kunst als Übersetzungsvorgang. In einem intensiven Wahrnehmungsprozess filtrieren sie alles Überflüssige und Nebensächliche heraus. „Wir freuen uns außerordentlich, dass wir mit Ernst Barlach und Alexander Dettmar zwei Künstler nach Höchstädt holen konnten, die weltweit Beachtung finden“, betont Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert.
„Zwiesprache“ ist eine Ausstellung der Ernst-Barlach-Museumsgesellschaft e.V. Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Schwaben.
Verantwortlich für die Ausstellung: Dr. Jürgen Doppelstein und Alexander Dettmar.
Gesamtprojektleitung: Mathilde Wehrle, Bezirk Schwaben.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr; Montag außer an Feiertagen geschlossen.
Weitere Informationen gibt es beim Bezirk Schwaben, Hafnerberg 10, 86152 Augsburg, Telefon 0821 3101-404, E-Mail: mathilde.wehrle@bezirk-schwaben.de. www.bezirk-schwaben.de
Bürgerreporter:in:Bezirk Schwaben aus Augsburg | |
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