Montessori trifft Wirtschaft
„Die besten Methoden sind diejenigen, die beim Schüler ein Maximum an Interesse hervorrufen, die ihm die Möglichkeit geben, allein zu arbeiten, selbst seine Erfahrungen zu machen und die erlauben, die Studien mit dem praktischen Leben abzuwechseln.“
(Maria Montessori)
Dieser Satz fasst die Grundprinzipien der Montessori-Schule schon prägnant zusammen. Doch was dürfen Unternehmer von Montessori-Schülern als Praktikanten oder Azubis erwarten? Das wollten die Personalverantwortlichen verschiedener Unternehmen, die an diesem Abend zum Frühjahrsempfang „Montessori trifft Wirtschaft“ an der Montessori-Schule in Wertingen eingeladen waren, natürlich auch wissen.
Lernen und mehr
Montessori-Geschäftsführerin Sonja Spiegler begrüßte die zahlreich erschienenen Personalverantwortlichen herzlich und stellte gleich zu Beginn fest, dass beide Seiten an diesem Abend eigentlich nur gewinnen können: Die Unternehmen fähige und verantwortungsbewusste Mitarbeiter und die Schule interessante und ansprechende Praktikums- oder Ausbildungsplätze für ihre Schüler. Dann motivierte sie die Anwesenden zu einem kleinen Experiment: Jeder durfte in der Zeit von 3 Minuten aus einem farbigen Blatt Papier etwas gestalten – ohne weitere Vorgaben. Auf denkbar einfache Art und Weise wurde das Montessori-Prinzip der Freiarbeit den Teilnehmern so veranschaulicht. Es folgte ein kurzes Schulportrait. Charakteristisch ist dabei die jahrgangsübergreifende Unterrichtsform – jeweils zwei oder drei Klassenstufen werden gemeinsam unterrichtet; der Unterricht wird ergänzt durch Praktika (ab der 5. Klasse!) und schuleigene Projekte. In Wertingen gibt es neben Kinderhaus und Grundschule auch eine Hauptschule, einen Mittlere-Reife-Zug und eine Fachoberschule (Sozialwesen/Wirtschaft); neben Hauptschulabschluss und QA können die Mittlere Reife und seit 2009 auch das Fachabitur erworben werden. Und dabei brauchen sich die Montessori-Schüler entgegen gängiger Vorurteile nicht vor ihren Altersgenossen an den Regelschulen zu verstecken: bei den Abschlussprüfungen, die sie zusammen mit den Schülern der staatlichen Schulen ablegen, können die Montessori-Schüler durchaus mit dem bayerischen Durchschnitt mithalten.
Die Schulleiterin der Volksschule Erika Biberacher stellte im Folgenden noch einige Grundpfeiler der Montessori-Schullaufbahn vor und präsentierte den Vertretern aus der Wirtschaft die Qualifikationen, welche die Schüler in ein Unternehmen einbringen können. So fördert die Schule die Motivation der Schüler und unterstützt sie dabei, sich zu selbstständigen Persönlichkeiten zu entwickeln, die keine Herausforderungen scheuen. Als Beispiele für Projekte nennt sie die 6-tägige Alpenüberquerung der 7. und 8. Klasse im vergangenen Jahr und die Arbeiten am „Mühlwinkel“, einem Grundstück mit renovierungsbedürftigem Haus, an dem die Schüler arbeiten. Die Theorie der Planung und der Erstellung von Kostenplänen wird dabei ergänzt durch viele praktische und handwerkliche Aspekte.
Heike Kahler, die Schulleiterin der Fachoberschule MOS gab schließlich noch einen Überblick über die so viel gefragten „Soft Skills“ – und viele darüber hinaus reichende Eigenschaften, die an der Schule im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit großgeschrieben werden. Mut, Empathie, Verantwortungsbewusstsein und innovatives Denken sind nur einige davon.
Abwechslungsreiche Projektarbeiten
Nach diesen Vorträgen von Seiten der Schulverantwortlichen durften natürlich auch die Schüler selbst zu Wort kommen, indem sie ihre großen Projektarbeiten dem Publikum präsentierten: Die thematische Bandbreite war dabei riesig und reichte von der Erstellung eines eigenen Gedichtbandes bis hin zu einem Portrait der Sportart Parkour. Die Erstellung einer Kochkartei für das Haus im Mühlwinkel mit saisonal geordneten Rezepten und die Kreation eines eigenen Schokoladen-Dessertbuches mit durchaus kritischen Anmerkungen zur Kinderarbeit auf Kakaoplantagen wurden vorgestellt. Den Abschluss bildete die Präsentation eines aufwändig gestalteten Audioguides, der in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und der Stiftung Zuhören entstanden ist und interessierten Besuchern Informationen über das jüdische Leben in Buttenwiesen anbietet.
In der Pause bestand die Möglichkeit, sich Fotoimpressionen von der erwähnten Alpenüberquerung anzusehen; ein bisschen schade war es aber schon, dass diese nur in dieser Form im Hintergrund präsentiert wurden. Danach wurde es schließlich Zeit für die Podiumsdiskussion: Hierbei stellten sich ehemalige Schüler, Eltern und Ausbilder den Fragen und Vorurteilen der anwesenden Gäste. Wer wollte, konnte den Abend mit einer Führung durch Schule und Werkhaus ausklingen lassen. Viele der anwesenden Gäste hinterließen der Schule Kontakt- und Unternehmensdaten und bekundeten offenes Interesse an einer zukünftig noch intensiveren Zusammenarbeit.