Bürgermeister Willy Lehmeier zieht Bilanz!
Es engagieren sich viele Menschen in Wertingen. Aber welche zwei Events fallen Ihnen spontan ein, die im vergangenen Jahr toll waren?
Willy Lehmeier: Die Auswahl fällt tatsächlich schwer, aber spontan fallen mir die Zusamnarren mit ihrem Rosenmontagsumzug ein, die aus einer schwierigen Situation wider Erwarten zum zweiten Mal Großartiges geleistet und einen fantastischen Umzug gestemmt haben. Tausende von Menschen am Rosenmontag nach Wertingen zu ziehen und gute Laune zu verbreiten, da ziehe ich meinen Hut!
Die zweite Sache, die mir einfällt, ist die Wirtschaftsvereinigung. Im Umfeld der wirtschaftlichen Situation des Einzelhandels tut diese sich schwer, zaubert aber immer wieder das eine oder andere aus dem Hut. Respekt! Erwähnt sei z.B. das Candlelight Shopping. Wertingen im Kerzenschein, das hat was!
Apropos Einzelhandel, wenn das Krankenhaus doch einmal weg brechen sollte, wird dies auch einen Einbruch im Einzelhandel verursachen. Wie ist der Stand der Dinge?
Willy Lehmeier: Das Krankenhaus befindet sich - da braucht man nichts beschönigen - nach wie vor in einer schwierigen Situation. Der Staat hat vor, von den deutschlandweit 2400 Krankenhäusern gut die Hälfte zu schließen. Wertingen, der Landkreis kämpfen um den Erhalt der zwei Kreiskliniken. Es hat sich viel zum Positiven verändert, es soll keine Doppelvorhaltung mehr geben, da wurde umgesteuert. So haben wir hier in Wertingen nun den Schwerpunkt Kardiologie mit Dr. von Hoch über das normale Maß eines Akut-Krankenhauses hinaus. Das stimmt mich positiv, ebenso der Spatenstich für den lange Zeit in Frage gestellten Erweiterungs- und Teilneubau!
Sollte sich Wertingen aber nicht vielleicht auch auf anderen Gebieten profilieren, z.B. als Kulturstadt oder als Tourismuszentrum?
Willy Lehmeier: Das Krankenhaus ist der größte Unternehmer im Zusamtal mit 300 Beschäftigten, Tausenden von Patienten und Zehntausenden von Besuchern. So etwas auf einen neuen Schwerpunkt zu verlagern, ist schwierig! Im Orchester des Tourismus bleiben wir bei allen Kraftanstrengungen nur die Triangel. Die Berge sind zu weit weg, das Wetter ist unbeständig. Wir haben schon Schwergewichte, die gehegt und gepflegt werden, wie im Bereich Kultur und Kunst. Die Bläserphilharmonie, die Stadtkapelle, die Musikschule, die Kunstausstellungen und die zeitgenössische Kunst, für eine Kleinstadt sind wir überdurchschnittlich engagiert und tun dies dauerhaft, trotz der wirtschaftlichen Situation, die ja nicht besser geworden ist.
Zum Thema Kunstengagement gibt es jedoch einige Kritiker, die dies für überflüssig erachten.
Willy Lehmeier: Wir haben uns im Stadtrat auf die Fahnen geschrieben, Kunst und Kultur zu fördern. Wir suchen nicht nur Sponsoren, um dies auf hohem Niveau zu tun, sondern wir steuern auch im Haushalt Gelder zu. Es gab immer wieder politische Diskussionen, ob wir uns das leisten können? Ich sage, wir müssen es! Es ist auch eine Verpflichtung der Kommunen. Sonst wäre unsere Gesellschaft um einiges ärmer, wenn wir dies sterben ließen. Auch in einer wirtschaftlich schwierigen Situation gilt es, Kunst und Kultur auf diesem Niveau in Wertingen aufrecht zu erhalten.
Wie kann man diese kulturellen Highlights aber auch über die Stadtgrenzen hinaus noch mehr publik machen?
Willy Lehmeier: Der Korea-Tag war ein Beispiel, wie schwer man sich tut, solche hochwertigen Events für eine breitere Masse publik zu machen. Aber nicht nur wir machen Kulturarbeit, viele um uns herum sind aktiv. Wir sind in Konkurrenz zu anderen Kommunen und Städten. Wir stoßen oft auf taube Ohren in den Medienbetrieben!
Man hat den Eindruck, Wertingen wird medial nur entdeckt, wenn es Skandale gibt. Auch hier im Rathaus gab es Probleme, die ihren Weg in die Presse fanden. Der Umgang damit wirkte jedoch von Seiten der Stadtregierung etwas unentspannt. Würde hier nicht Gelassenheit und Transparenz gut tun?
Willy Lehmeier: Wenn in einem Betrieb Beschäftigte und Arbeitgeber nicht mehr harmonieren, ist dies kein Thema für die Öffentlichkeit. Was macht diese denn mit diesen Informationen? Hilft sie? Nein. Die Stadt, die Politik stehen natürlich mehr im Fokus, aber um eine Krise, eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung zu lösen, verträgt es keine Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt wenige in den Medien, die dafür Verständnis aufbringen.
Wie verhält es sich aber bei Fragen zum Finanzhaushalt? Ein Bürgermeister muss sich doch auch unangenehme Fragen gefallen lassen!
Willy Lehmeier: Nehmen wir das Zenetti-Haus. Ich kann mir keinen Vorwurf machen. Eine nähere Beleuchtung durch die Staatsanwaltschaft ist hier unangemessen. Betrug heißt doch, es entsteht ein Schaden, doch der ist nicht entstanden. Ich habe lange Jahre für ein Gebäude einen Investor gesucht, das viele am liebsten abgerissen hätten. Der Investor hat eine Menge Geld in die Hand genommen und über das normale Maß hinaus ein altes Gebäude saniert. Und wenn man jemanden lange kennt, stellt man diesem vielleicht auch mal die Frage nach Sponsoring. Das wird nun zusammengeworfen, um politisch und persönlich zu schädigen. Es entstand ein Mehrwert für die Stadt und die Öffentlichkeit. Es war schon schwierig, damit umzugehen, vor allem als Betrüger durch die Gazetten gezogen zu werden. Zum Tagesgeschäft eines Bürgermeisters zählt, immer wieder um Unterstützung, Hilfe und Sponsoring zu bitten. Das muss ich auch künftig tun, sonst entwickelt sich eine Stadt nicht so wie im Moment. Es kann ja nicht aus jedem Gespräch, auf das hin freiwillige Leistungen erbracht werden, ein Betrug gemacht werden. Ich habe mir nicht Geld in die Tasche geschoben, sondern ich habe die Bitte gestellt, die Stadt zu unterstützen.
Wo ist Wertingen in einem Jahr?
Willy Lehmeier: Wertingen hat eine fantastische Zusaminsel, die Revitalisierung eines Naherholungsbereiches mitten in der Stadt ist erreicht. Durch die Veränderungen an der Zusambrücke ist ein größeres Zentrum mit Restaurant und einem im Landkreis einmaligen Steg über Gewässer entstanden. Die Hauptschulerweiterung ist abgeschlossen, Funktionsräume sind entstanden und das Konzept einer Ganztagsschule kann umgesetzt werden. Und wir haben es nicht versäumt in guten wirtschaftlichen Jahren, die Schuldenpolitik voran zu treiben. Das heißt wir stehen in einem Jahr möglicherweise bei 14 Millionen verschuldung statt wie 2002 bei prognostizierten 20 Millionen Euro, was letztendlich allen in Wertingen zu Gute kommt.
Bürgerreporter:in:Marion Buk-Kluger, lic.rer.publ. aus Wertingen |
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