Weltrekordhalter über 200m Freistil kommt nach Stadtallendorf

Biedermann krault allen davon
Schneller als Michael Phelps - auf der Kurzbahn

Fast zwei Monate nach seinem sensationellen Weltrekord über 200 Meter Freistil wird Paul Biedermann, derzeit Deutschlands Schwimmstar, noch täglich an diesen großen Triumph erinnert.
Er hat sich den Gewinnerscheck über 10.000 US-Dollar über die Tür seines Zimmers gehängt und den bislang größten Moment seiner Karriere damit täglich vor Augen.
Paul Biedermann erinnert viele an Michael Gross. Der Schwimmer aus Halle taugt zur Leitfigur für einen deutschen Aufschwung.
Mehr und mehr wird der Mann aus Halle an der Saale in einem Atemzug mit dem bedeutendsten deutschen Schwimmer genannt. Auch der neue Bundestrainer Dirk Lange, 45, sagt: "Von den Anlagen her hat Paul Biedermann alle Möglichkeiten, in die Fußstapfen eines Michael Gross zu treten." In der Tat ist Biedermanns Spannweite ähnlich imposant wie die des dreimaligen Olympiasiegers Gross, der deshalb den Beinamen Albatros hatte. Auch die Wasserlage von Paul Biedermann ist perfekt.
Seit den Olympischen Spielen hat er seinen neuen Geldgeber, für den auch Fußball-Bundestrainer Joachim Löw und Formel-1-Ikone Michael Schumacher werben- Die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG). Und Biedermann trägt die Kappe seines Hauptsponsors mit Würde, "denn ich bin sehr stolz darauf".
Die Kooperation mit dem weltweit größten Finanzvertrieb hat sich Biedermann freilich selbst verdient. In Peking sorgte er mit Rang fünf hinter dem US-Ausnahmeathleten Michael Phelps über 200 Meter Freistil für das beste Ergebnis der deutschen Männer, fünf Monate zuvor war er in Eindhoven über dieselbe Distanz Europameister geworden und hatte dabei in 1:46,59 Minuten den deutschen Uraltrekord von Michael Gross verbessert. Für den seit Jahren arg gebeutelten Deutschen Schwimm-Verband (DSV) war dies die erste EM-Goldmedaille eines Athleten auf der Königsstrecke seit 1985.
Die Saison-Vorbereitungen für die WM in Rom laufen schon.
Das erfolgreiche Jahr 2008 ist Vergangenheit. Der Hallenser Paul Biedermann avancierte neben Doppelolympiasiegerin Britta Steffen zur neuen deutschen Schwimmhoffnung. Nach einer kleinen Weihnachtspause bereitet sich der 22-Jährige auf die kommenden Aufgaben vor. Jetzt trainiert er mehrmals täglich und schwimmt dabei bis zu 15 km (600 Bahnen).
Biedermann ist für den DSV ein Glücksfall, kämpft der Verband nach den spärlichen Erfolgen der vergangenen Jahre nun mit Hauptsponsor Adidas und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen um neue Verträge. In diesem unruhigen Fahrwasser kommt ein sportlicher Hoffnungsträger gerade recht. Vor 2 Monaten erlebte der unaufhaltsame Aufstieg des 22-Jährigen aus Sachsen-Anhalt einen vorläufigen Höhepunkt, als er in Berlin beim Weltcupfinale nach einer taktischen Meisterleistung zum Weltrekord schwamm (In 1:40,83 Minuten).
2 Wochen darauf glänzte Biedermann bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Essen. So stellte er über 800 Meter Freistil in 7:35,23 Minuten einen Europarekord auf und ist nun bei den kontinentalen Titelkämpfen erstmals der Gejagte. Doch genau das spornt ihn an. "Paul ist jemand, den man kurzfristig richtig heiß machen kann", erklärt sein langjähriger Trainer Frank Embacher. Während die deutschen Topschwimmer bei internationalen Großereignissen der Konkurrenz oftmals aus dem Weg gingen und es vielen infolgedessen bei Olympia an der nötigen Wettkampfhärte fehlte, gibt es für Biedermann nichts Schöneres, als sich mit den Besten zu messen. Oder wie er sagt: "Es ist einfach geil, gegen die absolute Spitze zu schwimmen."
Sowieso ist Biedermann zu vielem bereit, egal welche Entbehrungen damit verbunden sind. "Er ist ein Paradebeispiel dafür, dass die vorherige Strategie im DSV hervorragend geklappt hat", sagt Lange und meint damit die rigiden Leitlinien des früheren Sportdirektors Örjan Madsen. Biedermann war einer der wenigen Athleten, der das Konzept des Norwegers - Höhentrainingslager, Messen mit der internationalen Konkurrenz, Arbeit mit einem Mentaltrainer - mitgetragen hatte - erfolgreich.
Dass Biedermann derzeit auf der Kurzbahn brilliert, hat gleich mehrere Gründe. Neben den idealen körperlichen Voraussetzungen verfügt der 22-Järhige über eine nahezu perfekte Wendetechnik. Zudem profitiert er jetzt noch von dem harten Training vor den Olympischen Spielen. Zwar war er nach Peking sechs Wochen lang nicht im Wasser, "aber Paul kam so fit wie lange nicht mehr aus dem Urlaub zurück", erklärt Trainer Embacher. Von allein kommen die Rekorde nicht. "Ich muss sechs bis sieben Kilometer am Tag schwimmen, damit meine gute Form nicht verloren geht", weiß Biedermann.
Der Bundestrainer erhofft sich durch seine Vorbildfunktion eine Sogwirkung für den deutschen Schwimmsport. "Paul ist ein Vorbild, weil er in jedem Rennen Vollgas gibt." Biedermann selbst bleibt trotz seiner Erfolge bescheiden, er sieht sich nicht so sehr als neue Leitfigur, "aber wenn ich dazu beitragen kann, dass wir in ein paar Jahren wieder eine große Schwimm-Nation sind, freue ich mich natürlich."
In diesem Jahr finden die Schwimm-Weltmeisterschaften vom 19. Juli bis 2. August in der italienischen Hauptstadt Rom statt. Doch auch ein Paul Biedermann ist nicht automatisch für diese Titelkämpfe qualifiziert. Einen Monat vor der WM muss er sich bei den nationalen Meisterschaften seinen Platz im Team des Deutschen Schwimmverbandes sichern. Zweifel, ob er es schafft, hat Biedermann nicht. "Bei Olympia war ich Fünfter, und das ist auch genau mein Ziel für das mögliche Finale in Rom."
Wir die TSV Schwimmer freuen uns schon auf Paul Biedermann. In der Mittagspause wird er für eine Autogrammstunde zur Verfügung stehen

Bürgerreporter:in:

Gaby Dingel aus Stadtallendorf

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