Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt - Frauencafe in Stadtallendorf am 8.11.2014
Am 8.11.2014 war Katja Bernhardt aus Malsfeld zu Gast und befasste sich in ihrem Vortrag mit den unerwarteten Ereignissen im Leben. Dabei wollte sie aufzeigen, wie man den Blick auf die angenehmen Überraschungen richtet und auch die bösen Überraschungen annehmen kann.
Mehr Gäste als erwartet besuchten am 8. November 2014 das Frauencafe in Stadtallendorf. Verhungern musste niemand - es war wieder reichlich Kuchen vorhanden, so dass wie sonst auch am Ende der Veranstaltung noch einige Reste übrig waren. Auch musste man nicht allzu lange darauf warten, da die längeren Vorträge erst nach der Essenspause kamen. Zu Beginn gab es Musik von Marie und Robert Biletic und die Begrüßung.
Nach der Kuchenpause las Petra Maus die Geschichte "Das Brot" vor. Sie handelt von einem Arzt, der während des Kriegs zahlreiche Leute behandelte, auch wenn sie seine Dienste nicht bezahlen konnten. Von einem bekam er ein frisches Brot. Obwohl er selbst Hunger hatte, verschenkte er es an eine Nachbarin mit zwei hungrigen Kindern. Diese gab es an eine kranke Witwe im selben Haus weiter. Die Witwe dachte daran, dass sie ohne den Arzt nicht mehr am Leben wäre und schenkt ihm das Brot. Der ist gerührt, als er erkennt, dass es sein Brot war.
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt
Katja Bernhardt beginnt mit einer Geschichte aus ihrem Leben. Bei einer Autofahrt war sie so sehr in ein Gespräch vertieft, dass sie nicht auf die Geschwindigkeit achtete. Erst durch das Blitzlicht von einer Geschwindigkeitskontrolle stellte sie fest, dass sie mehr als 30km/h schneller als erlaubt war. Sie malte sich schon aus, wie sie wegen ihrer Unachtsamkeit für vier Wochen auf ihren Führerschein verzichten müsste. Schließlich bekommt sie einen Bußgeldbescheid über 15 Euro. Überrascht schaute sie genauer hin und erkannte, dass dort wegen eines Zahlendrehers nur eine Geschwindigkeit von 57km/h anstatt von 75km/h eingetragen war.
Leider sind nicht alle Überraschungen so angenehm. Im Zug nach Stuttgart traf Katja Bernhardt einen Mann, der ihre Hilfe beim Zuknöpfen seines Hemds benötigt. Bei einer Routineuntersuchung war bei ihm Darmkrebs festgestellt worden. Nun hatte seine körperliche Verfassung durch Operationen und Behandlungen stark gelitten.
Die Heimfahrt von Stuttgart verlief auch nicht so, wie sie geplant war. Wegen eines Bahnstreiks fuhr Katja Bernhardt früher heim und fragte sich bei jeder Station, wie sie von hier heimkommen könnte, wenn der Zug nicht weiter fahren würde.
In vielen Worten beschreibt Katja Bernhardt, dass das Leben in der Regel nicht geradlinig verläuft: "Unser Leben steckt voller Überraschungen. Leben ist ein Abenteuer. Leben ist manchmal auch unberechenbar. Leben ist schöpferisch. Leben ist manchmal auch extatisch. Leben ist manchmal tatsächlich auch gefährlich. Leben heißt, den Zauber der Natur entdecken, die Schönheit eines anderen Menschen wahrnehmen. Leben heißt, zärtlich sein. Leben heißt, manchmal einfach außer Rand und Band geraten. Leben heiß Lachen und Weinen, und Leben ist immer für eine Überraschung gut."
Eine Überraschung ist die Reaktion auf ein Ereignis, das anstelle eines erwarteten Ereignisses plötzlich eintritt. Kinder lieben Überraschungen, weil sie vorwiegend positive Überraschungen erleben. Erwachsene hingegen sind gegenüber Überraschungen eher mistrauisch, denn sie haben schon manche böse Überraschung erlebt.
Überraschungen sind wichtig für uns, weil sie uns zeigen, dass es mehr gibt, als wir erahnen. Der überraschte Mensch verhält sich überall auf der Welt gleich: Er konzentriert sich auf die neue Situation. Eine Überraschung ist zunächst einmal unangenehm, weil wir aus etwas herausgerissen werden und herausgefordert sind, uns auf eine neue Situation einzustellen. Wie wir darauf reagieren - ob wir die Veränderung akzeptieren oder vielleicht sogar überfordert sind - hängt von uns ab.
Während einer kleinen Pause hatten die Gäste Zeit, sich darüber auszutauschen, welche schönen Überraschungen sie erlebt hatten, welche Gefühle damit verbunden waren und warum dies vielleicht noch heute wichtig ist. Bei einem kleineren Teilnehmerkreis wären die Teilnehmer aufgefordert worden, diese Ereignisse aufzuschreiben und die Zettel in einer auf dem Boden ausgelegten Lebensspirale zum passenden Alter zu legen.
Positive Überraschungen sind wichtig für uns, weil sie unser Leben bereichern und uns dankbar machen. Mit drei Farben möchte Katja Bernhardt veranschaulichen, wie man einen Blick für die schönen Alltagsüberraschungen bekommt. Gelb steht für die Sonne, deren Licht uns glücklich macht. Blau steht für das Überraschende, wobei wir entscheiden können, uns den angenehmen Überraschungen zuzuwenden und von dem abzuwenden, was das Leben unangenehm macht. Mischt man gelbe und grüne Farbe, so entsteht Grün als Symbol für Wachstum, Leben und Hoffnung. Wenn man also sonnigen Alltag mit blauen Überraschungen zusammengibt, gibt uns das Stärke.
Leider gibt es im Leben auch die bösen Überraschungen, die meist mit Verlust zu tun haben wie z.B. Verlust von Gesundheit oder Freunschaft. Bei einer unangenehmen Überraschung durchleben wir vier Phasen:
1. Nicht wahrhaben wollen
2. Aufbrechen der Gefühle: Machtlosigkeit, Angst, Wut oder Selbstzweifel
3. Neuorientierung: Wir fangen an, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen
4. Neues Gleichgewicht: Wir akzeptieren die neue Situation
Eine Krise kann eine Chance sein, zu etwas Neuem aufzubrechen, aber nicht jede Krise bietet eine Chance. Wie bei einer Krankheit braucht man bei einer Krise Zeit zur Überwindung. Wir benötigen eine Zeit zum Trauern, um den Schmerz abzubauen. Schmerz gehört zum Leben, denn wer den Schmerz nicht mehr fühlen kann, fühlt auch keine Freude.
Was kann bei einer bösen Überraschung helfen?
1. An erfolgreiche bewältigte Schwierigkeiten erinnern
2. Menschen suchen, die ähnliches erlebt haben
3. in kleinen Schritten vorangehen - eine neue Situation erfordert neues Verhalten, aber man darf sich nicht durch eine plötzliche Änderung überfordern.
Bezüge zur Bibel
Katja Bernhardt meint, dass Gott Überraschungen liebt, da es in der Bibel viele überraschende Momente gibt. Da gab es Maria, die plötzlich verkündigt bekam, dass sie den Sohn Gottes in ihrer Gebärmutter hat. Das war schon eine unglaubliche Situation, in der viele Fragen möglich waren: Wie soll das gehen? Warum gerade ich? Warum muss es gleich der Messias sein? Durch ihren Sohn konnte Maria viele schöne Überraschungen erleben wie die Heilung von vielen Menschen. Aber ihr blieb auch eine äußerst unangenehme Überraschung nicht erspart, als Jesus am Kreuz starb.
Gott hat Maria nicht bei den Überraschungen in ihrem Leben allein gelassen und sie auf ihrem nicht einfachen Lebensweg begleitet. Maria hat Gott vertraut und ihre Situation akzeptiert. Auch wir werden bei den Überraschungen im Leben von Gott nicht allein gelassen. Wir brauchen sie nicht zu fürchten, wenn wir sie Gott anvertrauen.
Links
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Gut ist nicht gut genug (02.11.2013)
Schicksalsschläge (16.03.2013)
Innere Stärke gewinnen (22.9.2012)
Die heilende Kraft der Vergebung (17.3.2012)
Frauencafe am 24.9.2011 - mit Kräuterfrau Ruth Pfennighaus
Die Macht der Gedanken (19.3.2011)
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Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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