Der Frühling kommt und damit auch die ewigen Mißverständnisse zwischen Auto- und Motorradfahrern
Hier ein Versuch einige Verhaltensweisen von Motorradfahrern zu erklären, um ein besseres Miteinander im Straßenverkehr zu erreichen!
Wenn im März die ersten Sonnenstrahlen den bevorstehenden Frühling ankündigen, sieht man sie wieder vermehrt auf den Straßen: die Motorradfahrer. Lange haben sie sich gedulden müssen, bis Temperaturen und Straßenverhältnisse einen genussvollen Start in die Motorradsaison zulassen.
Zwischen Auto- und Motorradfahrern kommt es aber immer wieder zu Missverständnissen und Fragen, von denen ich hier einige aufklären und beantworten möchte.
1. Mißverständnis: Motorradfahrer überholen oft an gefährlichen und unübersichtlichen Stellen!
Antwort: Ein Motorrad wiegt nur ein Bruchteil eines Autos, hat zudem viel weniger Luftwiederstand. Daher kann es wesentlich schneller Beschleunigen als ein Auto. Zudem hat der Fahrer eines Motorrades eine etwas höhere Sitzposition und damit einen besseren Überblick über den Gegenverkehr. Motorräder können also an Stellen gefahrlos überholen, an denen ein Überholmanöver für Autos schon gefährlich wäre!
2. Missverständnis: Warum fahren Motorradfahrer in der Stadt und auf engen Straßen so weit in der Straßenmitte, obwohl sie doch so schmal sind? („Da hätten wir doch beide durchgepasst!“)
Antwort: Ist ein Zweiradfahrer gezwungen langsam zu fahren, so wird sein Fahrzeug instabil. Das hat mit den physikalischen Kräften zu tun, die ein Zweirad während der Fahrt aufrecht halten. Fehlen diese durch langsame Geschwindigkeit, wird es für den Zweiradfahrer schwer, seine Spur zu halten. Parken an dem rechten Fahrbahnrand auch noch Fahrzeuge, besteht außerdem noch die Gefahr, dass ein Autofahrer unachtsam die Autotür öffnet. Zu seiner eigenen Sicherheit wird der Motorradfahrer also nach rechts einen deutlichen Abstand halten.
3. Missverständnis: Motorräder sind doch viel schmaler als ein Auto, brauchen also weniger Platz auf der Straße!
Antwort: Parkt ein Motorrad, mag das stimmen. Auf kurvigen Straßen ist das Gegenteil der Fall. Um die Fliehkräfte auszugleichen muss der Motorradfahrer sich „in die Kurve legen“. Damit wird das Fahrzeug von den Reifen außen, bis zum Kopf des Fahrers im Kurveninneren, fast genauso breit, wie ein Auto. Das ist normalerweise kein Problem und Motorradpiloten lieben es mit großer Schräglage zu fahren. Problematisch wird es erst, wenn ein entgegenkommender Verkehrsteilnehmer die Kurve schneidet. Dann ist eine Kollision unvermeidbar.
4. Missverständnis: Warum fahren manche Motorradfahrer auf der Autobahn im Stau in der Mitte durch?
Antwort: Mehr als jeder andere Verkehrsteilnehmer ist der Motorradfahrer den Elementen der Natur ausgesetzt. In seiner Sicherheitskleidung muss er Regen, Kälte und Hitze ausgleichen. Im Stand kommen die Temperaturen dazu, die Asphalt und Motor abstrahlen. Ältere Motorräder verfügen zudem nur über fahrtwindgekühlte Motoren, die sich im Stop-and-Go-Verkehr enorm aufheizen und nicht gekühlt werden. Bitte bedenken: Zweiradfahrer haben keine Klimaanlage, oder Schatten!
5. Missverständnis: Warum fahren Motorradfahrer oft nebeneinander?
Antwort: Motorradfahren ist ein Gruppenerlebnis. Auch wenn Motorradfahrer während der Fahrt nicht miteinander reden können, so lieben sie doch die Ausfahrten in der Gruppe. Um die Schlange der Motorräder möglichst kurz zu halten, fahren die Zweiradpiloten versetzt hintereinander. Dadurch hat jeder von ihnen im Notfall einen längeren Platz zum Bremsen, trotzdem bleibt die Schlange relativ kurz.
6. Missverständnis: Warum fahren Motorradfahrer manchmal in Schlangenlinie, oft vor Kreuzungen?
Antwort: Das kann zwei Gründe haben. Zum einen ist der Motorradfahrer mehr als jeder andere Verkehrsteilnehmer auf den Gripp seiner Reifen angewiesen. Kalte Reifen haben diesen Gripp aber nicht, der auf rutschiger Fahrbahn lebensnotwendig sein kann. Er ist vielleicht gerade gestartet und wärmt so seine Reifen an.
Der zweite Grund ist jedoch ein viel wichtigerer. Fährt ein Zweiradfahrer auf eine Kreuzung zu, kann er von den anderen Verkehrsteilnehmer nur frontal, also von vorne gesehen werden. Seine schmale Silhouette verändert sich kaum, daher wird seine Bewegung und seine Geschwindigkeit nicht richtig eingeschätzt, er nicht wahrgenommen. Macht er Pendelbewegungen, macht er auf sich aufmerksam und wird gesehen! Viele Autofahrer reagieren verständnislos, diese Maßnahme dient aber der Sicherheit.
7. Mißverständnis: Warum parken Motorradfahrer immer auf Autoparkplätzen, sie könnten doch auf am Rand des Gehweges o.ä. parken?
Antwort: Dazu sind Motorradfahrer gesetzlich verpflichtet und das Parken auf Gehwegen ohne Behinderung der Fußgänger wird zwar mancherorts geduldet, aber eben nicht überall. Motorradfahrer müssen also auf markierten Parkflächen parken, aber sofern es möglich ist auch mit mehreren Zweirädern auf einer Parkfläche. Aber nur, wenn das unproblematisch möglich ist.
Im übrigen gilt für alle Verkehrsteilnehmer im Frühling mehr als zu jeder anderen Jahreszeit: Zweimal Schauen und dann erst fahren! Damit der Frühling für uns alle eine genußvolle Jahreszeit wird!
Bürgerreporter:in:Günter Köller aus Marburg |
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