Hessentag 2010: Exkursion zur Lockerbraunerde von Stadtallendorf
Eines der am wenigsten bekannten oder zumindest am wenigsten nachgefragten Angebote des Hessentages war eine Exkursion des Bodenkundlers Prof. Sabel vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG). Dieser ist in Stadtallendorf auf ein in Nähe des Hessentagsgeländes gelegenes Vorkommen der in Hessen seltenen Lockerbraunerde gestoßen und hatte damit ein interessantes Thema für den Hessentag und die Sonderschau „Der Natur auf der Spur“ gefunden.
Im Wald zwischen Trimmpfad und der im Bau befindlichen Westumgehung hatte ein vom Wind umgeworfener Baum den Boden unter der Humusschicht freigelegt. Dort hatte Prof. Sabel ein Bodenprofil entnommen und in einem Schaukasten auf dem „Natur auf der Spur“-Gelände ausgestellt.
Wer mehr zu dem Thema wissen wollte, hatte an zwei Tagen die Gelegenheit, mit dem Professor eine Wanderung zu der Stelle, wo das Bodenprofil abgegraben worden war, zu unternehmen. Erster Termin war der 31. Mai. Bei regnerischem Wetter war jedoch nur ein Interessent erschienen, so dass Prof. Sabel auf die Wanderung verzichtete und an dem Schaukasten über die Herstellung des Bodenprofils und die unterschiedlichen Bodenschichten referierte.
Einen Tag später war das Wetter deutlich besser, und vier Hessentagsbesucher zeigten Interesse an der Führung. Zu Fuß ging es in den Wald zwischen Trimmpfad und Westumgehung, wo Prof. Sabel zunächst davon erzählte, dass es den Wald in seiner heutigen Form vor einigen hundert Jahren gar nicht gegeben habe, sondern bei der Bewirtschaftung des Landes durch die damaligen Bewohner keine geschlossenen Wälder in Hessen existierten. Nach der historischen Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft wandte sich Sabel dann dem Boden zu, indem er mit einem Griff auf die Erde zeigte, was die Humusschicht ist.
Das Ziel der Wanderung war nicht sofort zu erkennen: Um zu der genannten Stelle zu kommen, muss man dem Trimmpfad ein Stück folgen und findet dann links im Buchenwald den Wurzelteller eines umgestürzten Baums, wobei das Gebüsch die Sicht auf den Wurzelteller teilweise versperrt. Nach dem Auffinden des Loches, in welchem an einer Seite ein Stück Boden abgegraben war, konnten die Exkursionsteilnehmer sich nicht nur die unterschiedlichen Bodenschichten anschauen, sondern auch die Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit durch Zerreiben zwischen den Fingern spüren: Während der für die Ernährung von Pflanzen wenig geeignete Untergrund aus Buntsandstein sich eher körnig und sandig anfühlt, hat der darüber liegende Feinboden eher eine schmierige Konsistenz und fühlt sich deutlich feuchter an. Letzteres hängt mit der abweichenden Zusammensetzung des Feinbodens, einem günstigen Porenvolumen und der damit verbundenen besseren Fähigkeit zur Wasserspeicherung zusammen.
Wer aus Angst vor staubtrockenen Erklärungen zu einem vermeintlich unspektakulären Thema auf die Exkursion verzichtete, hatte wirklich Pech gehabt. In äußerst unterhaltsamer und leicht verständlicher Form erläuterte Prof. Sabel Entstehung und Zusammensetzung des Bodens unter unseren Füßen. Und die Teilnehmer konnten einige interessante Erkenntnisse mitnehmen: Etwa die Tatsache, dass sich bei Stadtallendorf ein in Hessen seltener Bodentyp mit größeren Vorkommen im Herrenwald findet, der in den feuchteren Schichten Bimsasche aus einem gewaltigen Vulkanausbruch am Laacher See vor 11.000 Jahren enthält. Oder die Erkenntnis, dass Wald und Ackerbau nur dank einer sehr dünnen Bodenschicht möglich sind, deren Zerstörung den Boden für Jahrtausende unfruchtbar machen würde.
Weiterführende Informationen:
Im Internet-Angebot des HLUG befinden sich eine detaillierte Beschreibung und ein Foto eines Bodenprofiles einer Lockerbraunerde vom Hoherodskopf (Vogelsberg).
http://www.hlug.de/medien/boden/schautafeln/hohero...
Bodenkarten im Internet:
http://bodenviewer.hessen.de/viewer.htm
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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