Weiterer Teil des Stadtmuseum in Stadtallendorf der Bestimmung übergeben

Das ehemalige "Aufbaugebäude" im Herzen von Stadtallendorf ist der Standort von DIZ und Stadtmuseum
  • Das ehemalige "Aufbaugebäude" im Herzen von Stadtallendorf ist der Standort von DIZ und Stadtmuseum
  • hochgeladen von Herbert Köller

Am vergangenen Freitag wurde ein weiterer Teil des Stadtmuseum in Stadtallendorf der Bestimmung übergeben.

Es gibt einen Satz, den uns einer unserer Geschichtslehrer immer wieder in seinem Unterricht gesagt hat: „Ein Volk ohne Geschichte ist ein Volk ohne Zukunft!“ Ich weiß zwar nicht mehr, wen unser Lehrer damals zitiert hat, aber ich halte den Satz für zutreffend, gerade und besonders im Zusammenhang mit dem neuen Stadtmuseum in Stadtallendorf.

Stadtallendorf hat ein international bekanntes und anerkanntes „Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ)“, in dem bisher aber nur ein Teil der Geschichte unserer Stadt, dazu noch aus einer leider ganz „dunklen Zeit“, dokumentiert und dargestellt wird. Diese Stadt ist aber mehr! Diese Stadt hat als „katholisch Allendorf“ eine Geschichte, die offiziell vor 1.278 Jahren begonnen hat und die auch nach dem II. Weltkrieg als Erfolgsstory weitergegangen ist. Vor allem die Zeit unmittelbar nach 1945 ist für viele Menschen wie ein Wirklichkeit gewordenes Märchen. Menschen haben hier nach Flucht und Vertreibung eine neue Heimat gefunden, wurden in die Bevölkerung des alten Allendorf integriert.

In den am vergangenen Freitag der Öffentlichkeit übergebenen Räumen wird ein weiterer wichtiger Abschnitt der Geschichte von Stadtallendorf aufgearbeitet und dargestellt. Damit wird den nachfolgenden Generationen noch besser die Möglichkeit gegeben, aus der Geschichte zu lernen und die eigene Zukunft zu gestalten. Exakt wie es der eingangs zitierte Satz meint.

Der ehemalige hessische Ministerpräsident Georg August Zinn schreibt in seinem Grußwort anlässlich der Verleihung der Stadtrechte: „Wenn einmal die hessische Nachkriegsgeschichte geschrieben wird, dann wird Allendorf darin sicherlich ein besonderes Kapitel einnehmen, denn im Schicksal dieser Gemeinde spiegelt sich auf engstem Raum eine ganze Geschichtsepoche mit al-len ihren Wechselfällen wider.“

Mit diesen Worten hat uns Stadtallendorfern auch Georg August Zinn eine wichtige Aufgabe mit auf den Weg gegeben. Unsere Stadt und die Menschen, die hier leben, sollen die Geschichte Allendorfs bewahren, aufarbeiten und für die nachfolgenden Generationen ihrer Bürger in die Zukunft tragen.

Die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die nach Allendorf kamen, haben als Erlebnisgeneration ein „unsichtbares Fluchtgepäck“ mitgebracht, das sie uns als „Bekenntnisgeneration“ übergeben haben und für das wir jetzt die Verantwortung tragen.

Worin besteht dieses „Fluchtgepäck“? Aus Wissen und Erleben der eigenen Kultur, der Erinnerung an das Leben in der alten Heimat. Aber auch aus dem Erleben von Leid und Leiden im Krieg und bei Flucht und Vertreibung. In dieser Zeit hatten Menschen auf der ganzen Welt Schlimmes ertragen müssen. Das Schlimme, das Menschen bei uns in Allendorf erleben mussten, ist im DIZ dokumentiert und dargestellt. Jetzt geht es darum weiteres Wissen, ob positive oder negative Erlebnisse, von Menschen zu erfassen und darzustellen, die unsere Stadt mitgestaltet haben und dies heute noch tun.

Natürlich wird im DIZ und im ersten der neuen Räume ein dunkles Kapitel unserer neueren deutschen Geschichte und seine Folgen dargestellt. Aber ist gibt auch Hoffnung. Die weiteren Räume dokumentieren eine Zeit, die geprägt ist vom Aufbruch unseres Gemeinwesens in eine Zukunft, die von Einheimischen, Heimatvertriebenen und Flüchtlingen gleichermaßen ges-taltet wurde und immer noch wird. Nicht umsonst hat der „Heimat- und Geschichtsverein“ als Nachfolger des „Ortsverbandes der Heimatvertriebenen“ im Rathaus unserer Stadt eine Tafel angebracht, die an die Aufbauleistung nach dem II. Weltkrieg erinnert. Hier steht:

„Die alte Heimat im Herzen behalten, die neue Heimat hier mitgestalten!“

Danach haben die Menschen jener Generation gehandelt.
Das deutsche Wirtschaftswunder war hier in Allendorf besonders greifbar und in der Folgezeit fanden und finden nach den Heimatvertriebenen weitere Menschen, auch viele mit Migrationshintergrund, in dieser Stadt eine neue Heimat. Sie wurden und werden in die Bevölkerung integriert. Auch die Geschichte dieser Menschen muss im neuen Stadtmuseum bewahrt, ausgewertet und dargestellt werden. Diese Einrichtung soll aber auch in die Zukunft wirken. Das Stadtmuseum muss ausgebaut werden, muss das Gedächtnis, das Archiv unserer Stadt werden. Dafür muss es in jeder Hinsicht auch ausgestattet und fit gemacht werden.

Für seine Leistungen erhielt Allendorf 1960 die Stadtrechte (es werden im Hessentagsjahr also 50 Jahre sein) und wurde zu „Stadtallendorf“. Die Integration der vielen Menschen mit den unterschiedlichsten Lebenswegen in unser Gemeinwesen war auch einer der gewichtigen Entscheidungsgründe für die Vergabe des Hessentages an unsere Stadt.

Das „DIZ“ ist gut und hat international einen Namen. Aber Stadtallendorf ist mehr als nur die Munitionswerke in einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte. Stadtallendorf war und ist

Geschichte und Aufbruch,

ist Heimat und ist Zukunft

für alle Menschen in dieser Stadt.

Stadtallendorf ist „DIE junge Stadt im Grünen in Hessen“.

Beim Hessentag 2010 können wir einen weiteren Teil unserer Geschichte den Besuchern in einer geeigneten Form darstellen präsentieren.

Und das ist gut so!!

Viel Glück und alles Gute für die Zukunft dieser Einrichtung!

Bürgerreporter:in:

Herbert Köller aus Stadtallendorf

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