Großes Spektakel auf der Lahntalbahn
Für den 29. und 30. August hatte die Kurhessenbahn ein großes Eisenbahnspektakel auf der Lahntalbahn zwischen Marburg und Erndtebrück organisiert. Beim Altstadtfest in Bad Laasphe feierte auch der Bahnhof mit, in dem ungewöhnliche Sonderzüge einen Halt einlegten.
Für das große Fest hatte die Kurhessenbahn keine Mühen gescheut und nicht nur für einen dichteren Fahrplan als üblich gesorgt, sondern auch verschiedene Arten von Zügen auf die Strecke gebracht. Ein GTW aus dem Kasseler Raum, ein TEE-Zug aus Köln, Schienenbusse aus Gießen und ein Dampfzug aus Treysa statteten der Strecke einen Besuch ab. Daneben waren noch die heimischen Triebwagen vom Typ VT 628 unterwegs.
Volles Programm
Im Bahnhof von Bad Laasphe gab es eine Ausstellung mit Bildern von der Lahntalbahn in verschiedenen Jahrzehnten. Die Kurhessenbahn hatte einen Stand aufgebaut, an dem man nützliche Geschenke wie eine Schutzhaube für den Fahrradsattel bekam. Am Sonntag wurde außerdem ein Triebwagen der Kurhessenbahn getauft, den fortan ein Logo der Stadt Bad Laasphe zieren soll.
Am Samstag fuhren Sonderzüge abwechselnd die Strecke ab, wobei der Dampfzug noch nicht im Einsatz war.
Am Sonntag hingegen wurde nach einem anderen Konzept gefahren: Ein Teil der Züge (VT 628, GTW, TEE) fuhr nach Bad Laasphe und wurde dort für längere Zeit abgestellt. In der Zeit konnten sich die Besucher die Züge von außen und innen ansehen, wobei auch die Loks bestiegen werden konnten. Dampfzug und Schienenbus machten Pendelfahrten nach Biedenkopf oder auch Erndtebrück. Wegen dieses Sonderverkehrs konnten allerdings etliche Züge nur abschnittsweise verkehren. Ein Bus der Kurhessenbahn und ein ausgeliehener Bus transportierten dann die Fahrgäste weiter.
Das Angebot an Sonderzügen bot Besuchern der Lahntalbahn eine gute Gelegenheit, einmal mit verschiedenen historischen und modernen Zügen zu fahren. Wobei auch noch hinzukam, dass man alle Züge auf der Strecke zum Normaltarif benutzen konnte. Der liegt deutlich unter dem Preis, den Veranstalter von Sonderfahrten normalerweise verlangen müssen, um ihre Kosten zu decken. Große Massen haben aber trotzdem nicht die Züge gestürmt, und es gab selbst im Dampfzug noch viele freie Plätze.
Etliche Bahnbegeisterte hatten allerdings kaum Gelegenheit zum Mitfahren, weil sie lieber mit großeren Kameras auf Wiesen und in den Büschen auf die Züge lauerten.
Für eine Gruppe von Bahnbenutzern konnte es jedoch durch die Veranstaltung zu Problemen kommen: Für Radfahrer bestand nicht immer eine Transportmöglichkeit. Die Fahrradmitnahme war weder im Bus (Schienenersatzverkehr) noch im TEE möglich. Dabei war es leider versäumt worden, vorher auf die fehlende Fahrradmitnahmemöglichkeit beim TEE hinzuweisen.
Spontaner Ersatzverkehr
Wer ungewöhnliche Züge auf der Lahntalbahn fotografieren oder benutzen wollte, konnte dies auch einige Wochen vorher bei der Veranstaltung Lahntal Total tun. Für Lahntal Total waren zum Transport der vielen teilnehmenden Radfahrer Wagen aus Nachbarländern von Hessen herbeigeschafft worden. Allerdings musste man viel Geduld haben, weil durch den großen Ansturm von Radfahrern Verspätungen von 40 Minuten und mehr an der Tagesordnung waren und man nie so genau wusste, wann denn eigentlich der nächste Zug kommt. Beim Sonderverkehr zum Altstadtfest hingegen konnte der Fahrplan weitgehend eingehalten werden, auch wenn kleine Verspätungen nicht zu vermeiden waren.
Bei einem Zug gab es aber leider doch Probleme: Der Schienenbus konnte nicht wie geplant seine Rückfahrt von Erndtebrück nach Gießen antreten, weil es Probleme mit dem Getriebe gab. Als der Zug dadurch schon über zwanzig Minuten überfällig und nicht abzusehen war, wann er wieder fahren könne, stellte die Kurhessenbahn für die Fahrgäste ab Bad Laasphe schnell ihren Bus als Ersatz zur Verfügung. Der Bus konnte planmäßig in Bad Laasphe abfahren, und der Fahrer gab sich reichlich Mühe, nicht zu sehr hinter die geplanten Zeiten zurückzufallen. Das war nicht ganz einfach, weil auch die Unterwegsstationen angefahren werden mussten, die nicht immer günstig von der Straße aus zu erreichen waren. Durch die Umgehung von Cölbe auf der Kraftfahrzeugstraße schaffte es der Bus, um 19:32 Marburg zu erreichen - der Zug hätte um 19:30 da sein sollen. Dafür gab es dann auch Applaus für den Busfahrer. Die Fahrgäste, welche noch den RegionalExpress nach Frankfurt erreichen wollten, waren hocherfreut, während sich der Busfahrer nach dieser anstrengenden Fahrt erst einmal einen Kaffee holen musste, bevor er sich auf den Rückweg begab, bei dem noch jemand in Cölbe abzusetzen war.
Der Schienenbus konnte zum Glück auch wieder flott gemacht werden und erreichte um 20:23 Marburg. Der RegionalExpress nach Kassel hat sogar extra noch etwas gewartet, um Umsteiger aufzunehmen.
Die Züge
Der VT628 ist ein bewährter Triebwagen, der schon seit mehreren Jahrzehnten seinen Dienst auf der Lahntalbahn und der Bahn nach Frankenberg verrichtet. Ein Einstieg befindet sich direkt hinter der Fahrerkabine, so dass sich der Fahrgast bei Schwierigkeiten ohne großen Umweg an den Fahrer wenden kann. Der ist bei der Kurhessenbahn üblicherweise sehr hilfsbereit und hat sich am Samstag auch nicht gescheut, aus dem Zug auszusteigen, um drei Mädels beim Fahrkartenkauf am Automaten zu helfen.
Die Inneneinrichtung der Triebwagen wurde in den letzten Jahren komplett erneuert, und bei einigen Wagen wurden die Sitzbänke auf einer Seite durch Klappsitze ersetzt, um mehr Platz für Fahrräder zu haben.
Beim GTW handelt es sich um einen modernen Dieseltriebwagen, welcher von der Kurhessenbahn auf den Strecken nach Bad Wildungen oder Korbach eingesetzt wird. In anderer Farbe und mit anderen Sitzen findet man diese Züge auch auf den von der HessenBahn bedienten Strecken in der Wetterau (z.B. Gießen-Gelnhausen). Durch große Fenster, die passend zu den Sitzplätzen angeordnet sind, kann man optimal die Landschaft genießen. Ein Nachteil von diesem Fahrzeug ist, dass man vom vorderen Zugteil in den hinteren nur durch einen engen Maschienenraum gelangen kann.
Der früher am Rhein verkehrende TEE-Zug bestand aus eine Elektrolok und drei Wagen. Da er so natürlich nicht auf einer Nebenstrecke ohne Strom fahren konnte, waren vorne und hinten eine Diesellok der Baureihe 218 angehängt worden. In diesem Zug konnte man erste Klasse fahren - zweite Klasse gab es nicht. In den komfortablen Sechserabteilen war es so ruhig, dass für die gemütliche Fahrt über eine Nebenstrecke schon fast etwas Abwechslung fehlte. Zu den Sitzen ist noch zu erwähnen, dass sie nicht nur ungewöhnlich weich sind, sondern dass man gegenüberliegende Sitze auch zu einer durchgehenden Liegefläche zusammenschieben kann.
Die Oberhessischen Eisenbahnfreunde aus Gießen haben sich einige der früher über viele Nebenstrecken rumpelnden roten Schienenbusse gesichert. Die Sitzbänke im Schienenbus sind einfach, aber bequem, und durch umklappbare Lehnen kann man sich auf jeder Bank aussuchen, in welche Richtung man sitzt. Vorne kann man ungehindert auf die Schienen schauen, da der Fahrer ohne jegliche Trennwand im Fahrgastraum sitzt. Auch eine Fahrt im Schienenbus ist ein besonderes Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Der Dampfzug aus Treysa ist ein regelmäßiger Gast in Marburg. Im Zug hatte der Fahrgast die Wahl zwischen Sechserabteilen oder Großraumabteilen mit Vierer-Sitzgruppen und konnte dort eine im Takt der Dampfzylinder ruckelnde Fahrt genießen. Wer den Kopf aus dem offenen Fenster herausgestreckt hatte, konnte die riesigen Dampf- und Rauchwolken beobachten, welche die Lok ausgestoßen hat. Das ist aber nicht für jedermanns Geschmack, denn man bekommt eine Ladung kleiner Ascheflöcken ab, wenn die Lok gerade richtig pufft.
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Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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