Hatten die Pfaffen vom Walberhof in Einruhr eine Kapelle?
Damit auch Nichts verloren geht!
Da, wo keine schriftlichen Dokumente mehr vorhanden sind, müssen mündliche Überlieferungen die fehlenden Puzzles ersetzen. Diese mündlichen Überlieferungen wurden als Geschichten von Generation zu Generation weitergegeben. Dabei runden Orts- und Flurnamen (in alter Volkssprache), Wegverläufe sowie Reste von alten Gebäuden und Gräber (Kulturdenkmale) das geschichtliche Erscheinungsbild ab. Geschichtliche Interpretationen werden nie ein endgültiges Erscheinungsbild präsentieren können, denn die Interpretationen sind immer subjektiv und erleben durch spätere Neuentdeckungen oftmals eine gewaltige Veränderung. Wenn die vorhandenen Puzzlesteine auch noch kein scharfes Bild ergeben, sollten sie trotzdem archiviert werden, damit spätere Erkenntnisse womöglich leichter einzuordnen sind.
Die neue Serie hat sich zum Ziel gesetzt, einen breiten Kreis von geschichtlich Interessierten anzusprechen, sich zu beteiligen um vergessene Geschichte wieder mit Leben zu erfüllen. Heute geht es um:
Hatten die Pfaffen vom Walberhof in Einruhr eine Kapelle?
Viele Klöster hatten um die Jahrtausendwende Kapellen, denen sie das Patronat des Heiligen Nikolaus verliehen.
Die Brücke „S. Niclaesbrugge“ und die Kapelle (im Volksmund alte Kirche genannt) in Einruhr hatten den gleichen Patron.
Eine Flur in Einruhr trägt den Namen „Pfaffenauel“ (unterhalb des „Demgesfeld“ = Adamsfeld); zwei andere hinter dem „Schlageberch“ und dem „Gischheckdechelche“ heißen „An der Pfaffenheck“ und „Auf der Pfaffenheck“. Sind dies alles Beweise für die Existenz des Walberhofes als Kloster, der an der Rur in Einruhr seine saftigen Wiesen hatte und den Berg (Schlageberch) roden und die Terrassen anlegen ließ (möglicherweise wie in Heimbach, wo das Kloster Mariawald auch Weinberge hatte); erbaute womöglich das Kloster die Kapelle?
Es gibt ein Sandsteinrelief mit dem Heiligen Nikolaus, das früher an der S. Niclaesbrugge angebracht gewesen sein soll, später dann im Gemäuer der Kapelle eingearbeitet war und heute im Gemäuer des Glockenturms eingebettet ist.
Die Inschrift lautet: „S. NICOLAVS ORA PRO NOBIS“. (Dies bedeutet: Heiliger Nikolaus bete für uns) „Anno 1679“; ob diese Jahreszahl etwas mit der Gründung bzw. einer Erweiterung der Vorläufer-Kapelle zu tun hat kann vermutet werden, weil der Abt Johann Luckenrath vom Kloster Steinfeld möglicherweise nicht nur die Kapelle auf dem Walberhof – die zu diesem Zeitpunkt schon in Schutt und Asche lag - observierte, sondern auf dem Weg zur Einweihung der Sankt Nikolaus-Kapelle war. Oberhalb des Reliefs befindet sich ein Medaillon mit dem Eintrag: JHS (griechische Buchstaben Jota, Eta, Sigma); was bedeutet: Jesus Hominum Salvator (Jesus, Erlöser der Menschen).
Nachdem Ludwig XIV 1679 durch den Frieden von Nijmegen aufhörte unsere Heimat mit Raubzügen zu durchstreifen, könnten die Einruhrer aber auch aus Dank dafür das Sandsteinrelief gespendet haben!?
Bürgerreporter:in:Klaus Wilhelm von Ameln aus Simmerath |
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