Buchplauderei über meine im Oktober 2017 gelesenen Bücher
Ein chinesisches Sprichwort sagt: Felder müssen gepflügt und Bücher gelesen werden.
Der Herbst ist eigentlich der ideale Lesemonat und deshalb habe ich mich im Monat Oktober mal wieder meinem Lieblings-Genre gewidmet und zwar den historischen Romanbiografien.
Diesmal stelle ich Euch berühmte Personen unserer Gegend aus drei Jahrhunderten vor.
Als erstes begeben wir uns nach Kissing, einer Gemeinde im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg, die rund fünf Kilometer südlich von Augsburg liegt.
Dort wurde am 3. September 1736 Matthäus Klostermayr geboren. Bereits als Kind durfte Hiasl, wie er genannt wurde, seinen Vater und dessen Jägerfreund bei der Jagd begleiten. Es zeigte sich, dass er Talent zum Schießen hatte. Er wurde schnell durch seine präzisen Schüsse und seine Jagdmethoden bekannt, so dass er aufgrund der Fürsprache des Herrschaftsjägers mit 16 Jahren zum Klosterjäger und Gutsknecht vom Schlossgut Mergenthau ernannt wurde. Dort wurde er aber aufgrund eines Scherzes, den er sich mit einem Pater erlaubt hatte nach zweieinhalb Jahren entlassen. Die Jagd wurde ihm untersagt. Er fand eine Anstellung als Knecht bei einem Großbauern mit dem er aber in Streit geriet, nachdem er dessen einzige Tochter geschwängert hatte.
Durch eine Intrige des Großbauern wurde Matthäus Klostermayr von Werbern des bayrischen Kurfürsten zur Armee verpflichtet, er konnte jedoch nach kurzer Zeit fliehen. Nun begann sein Leben als Vogelfreier! Immer wieder konnte der Hiasl seinen Häschern entkommen. Er schloss sich einer Wildererbande an, als es jedoch zum Streit mit dem Anführer kam, beschloss er, eine eigene Bande zu gründen. Immer mehr Wildschützen schlossen sich seiner Bande an und bald war diese bei der Obrigkeit gefürchtet.
Obwohl der Bayrische Hiasl und seine Mannen oft den Angriffen von Soldaten entkommen konnten, verließ ihn schließlich doch das Glück. Er wurde gefangen genommen, zum Tode verurteilt und am 6. September 1771 hingerichtet.
In zahlreichen Anekdoten, Liedern und Legenden lebt er weiter. Und in seiner Biografie „Der Bayerische Hiasl: Das abenteuerliche Leben des Matthäus Klostermayr“ von Manfred Böckl.
Begeben wir uns ein Jahrhundert zurück. Am 28. Februar 1573 wurde Elias Holl in Augsburg geboren. Er entstammte einer Baumeisterfamilie. Schon frühzeitig unterrichtete ihn sein Vater Hans Holl und gab ihm sein Wissen weiter. 1596 legte Elias Holl die Meisterprüfung als Baumeister ab. Nach einem Italien-Aufenthalt wurde er 1602 „Werkmeister“ von Augsburg. Als in Augsburg ein neues Rathaus gebaut werden sollte, sah sich Elias Holl am Ziel seiner Träume. Für den Stadtbaumeister war klar, dass nur er als Architekt für das Gebäude in Frage kommen würde. Doch bei der alles entscheidenden Ratssitzung, sah er sich plötzlich einem Rivalen gegenüber, seinem Freund Matthias Kager.
Neben diesen beruflichen Schwierigkeiten, ging es auch in seinem Privatleben turbulent und teilweise dramatisch zu.
„Die Versuchung des Elias Holl“ von Axel Gora ist eine lebendige Geschichtsstunde über das Leben, die Kunst und die Architektur der damaligen Zeit. Die Werke von Elias Holl – allen voran das von ihm erbaute Rathaus – prägen heute das Stadtbild von Augsburg. Natürlich ist dies ein fiktiver Roman und kein Geschichtsbuch, aber da über die private Biographie von Elias Holl wenig bekannt ist, sei dem Autor diese künstlerische Freiheit gestattet.
Wer historische Romane mag, wird an diesem Werk bestimmt Gefallen finden.
Fast 50 Jahre vor Elias Holl, wurde im Jahr 1527 in Augsburg die Patriziertochter Philippine Welser geboren. Ferdinand II. von Habsburg, der Tiroler Landesfürst, verliebte sich in sie und heiratete sie 1557 in aller Heimlichkeit, da sein Vater gegen die unstandesgemäße Verbindung war. Für Philippine begann damit ein außergewöhnliches Leben voller Höhen und Tiefen. Vor der Welt galt sie als Buhlin von Ferdinand und die Kinder, die sie ihm schenkte als Bastarde. Aber Philippine kämpfte, um ihre Liebe, ihre Ehe, ihre Kinder und schließlich sogar um ihr eigenes Leben...
Insgesamt überwogen die traurigen Ereignisse im Leben der schönen Philippine. Die wenigen Momente des Glücks mit dem geliebten Mann und den Kindern, waren rar.
Neben der eigentlichen Handlung lässt Brigitte Riebe in ihrem historischen Roman „Die schöne Philippine Welserin“ diese in einem fiktiven Tagebuch selbst zu Wort kommen. Die Eintragungen in ihr Tagebuch geben Einblicke in ihre Seele.
Besonders gelungen ist die Gestaltung des Buches. Jedes Kapitel ist mit einer Heilpflanze bezeichnet, die sich im folgenden Text wiederfindet, und beginnt mit einem Bild und der Beschreibung der positiven und negativen Wirkungen. Der Geschichte nach soll Philippine Welser Heilkräuter gesammelt und sich mit ihrer Heilkunst für die arme Bevölkerung eingesetzt haben. Sie wurde deshalb auch "Mutter von Tirol" genannt.
Wenn Ihr nun das nächste Mal über den Elias-Holl-Platz in Augsburg schlendert oder die Philippine –Welser- Strasse entlang flaniert, dann denkt an die Namensgeber dieser Örtlichkeiten.
Die Bayerische Hiasl: Erlebniswelt auf Gut Mergenthau bei Kissing schloss leider Ende Oktober ihre Pforten.
Viele schöne Erlebnisse wünscht Euch Sabine
Bürgerreporter:in:Sabine Presnitz aus Schwabmünchen |
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