Buchplauderei im Dezember 2012

Ein Leben ohne Bücher ist wie eine Kindheit ohne Märchen, ist wie eine Jugend ohne Liebe, ist wie ein Alter ohne Frieden." Dieser weise Satz stammt von dem Germanisten und Philosophen Dr. Carl Peter Fröhlich.

Deshalb eröffne ich meine diesmonatige Buchplauderei zwar nicht mit einem Märchen, aber mit einem Kinderbuch-Klassiker.
„Diesmal wird es eine regelrechte Weihnachtsgeschichte. Eigentlich wollte ich sie schon vor zwei Jahren schreiben; und dann ganz bestimmt, im vorigen Jahr. Aber wie das so ist, es kam immer was dazwischen. Bis meine Mutter neulich sagte: Wenn du sie heuer nicht schreibst, kriegst du nichts zu Weihnachten! Aber es ist begreiflicherweise schwierig, mitten im August eine Weihnachtsgeschichte zu verfassen. Meine Mutter wusste Rat. Sie trat an den Fahrkartenschalter und fragte: „Entschuldigen Sie, wo liegt im August Schnee?“ „Auf der Zugspitze, Frau Kästner.“ …
So beginnt „Das fliegende Klassenzimmer“, eine klassische Internatsgeschichte, die Erich Kästner selbst für sein bestes Kinderbuch hielt. Es ist eine Geschichte voller Abenteuer, aber vor allem eine Weihnachtsgeschichte, die Kästner mit warmen Humor erzählt. So kommt es, dass dieses Buch auch heute noch seinen Zauber nicht verloren hat und es zu den Büchern zählt, die man liest, ohne eine Pause beim Lesen zu machen.
Es ist ein Buch über Stärken und Schwächen, über Freundschaft und Herausforderungen und- - ebenso wie das Leben, voller Überraschungen.

Überraschungen! Einen Adventskalender voller Überraschungen entdeckt Joachim in einem Schaufenster eines kleinen Buchladens. Doch hinter seinen Türen befinden sich weder Schokolade noch Plastikfiguren, sondern kleine Bildchen und handbeschriebene Zettel. Die erzählen die Geschichte vom Mädchen Elisabet, das eines Tages spurlos verschwindet und sich durch Raum und Zeit auf den Weg nach Bethlehem macht, um dort das Jesuskind willkommen zu heißen.
Alle Jahre wieder…. lese ich das „Weihnachtsgeheimnis“ von Jostein Gaarder und bin jedes Mal erneut fasziniert von meiner Zeitreise. Jostein Gaarder schafft es auf unvergleichliche Art die biblische Geschichte in dieses Buch einzuflechten. Entstanden ist eine ausgesprochen tiefgründige und trotzdem gut verständliche Weihnachtslektüre, die einem so nebenbei kleine historische Einblicke gewährt.

Einblicke in das Hamburg von 1895 gewährt Brigitte Janson in ihrem ersten historischen Roman „Die Tortenbäckerin“. Es ist ihr wunderbar gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen und an den Leser weiter zu vermitteln.
Die Geschichte spielt im Jahre 1895 in Hamburg. Durch detaillierte Beschreibungen fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt, man meint fast das Klappern der Pferdefuhrwerke zu hören. Der Einstieg in die Handlung gelingt dadurch mühelos.
Die junge Greta hat großes Talent zum Kochen und fühlt sich zwischen Pfannen und Töpfen am wohlsten. Als sie ihre Stellung als Hilfsköchin verliert, ist sie verzweifelt. Doch Siggo, ein Fuhrunternehmer, vermittelt ihr Aufträge und seine Mutter bringt ihr das Konditorhandwerk bei. Greta beginnt große Pläne zuschmieden, wird aber durch Schicksalsschläge zunächst daran gehindert, diese in die Tat umzusetzen. Und dann gibt es noch dieses große Geheimnis, das auf ihrer Seele lastet und ihrem Glück im Weg zu stehen scheint ….

Die Geschichte ist spannend und liebenswert zugleich. Eine richtig schöne Lektüre für kalte Wintertage. Und wem beim Lesen das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, der kann sich selbst an den Herd stellen und Gretas Rezepte ausprobieren. Die kann man nämlich am Ende des Buches nachlesen.

Ein Buch, das ein sehr lebendiges Zeugnis unserer heutigen Geschichte ablegt, ist der Roman „Tausend strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini. Der Autor erzählt eine zutiefst bewegende Geschichte aus seinem Heimatland Afghanistan, er berichtet von Leid und von Ohnmacht, aber auch vom außergewöhnlichen Mut zweier Frauen inmitten von Krieg und Zerstörung in ihrem Heimatland.
Die Geschichten über Mariam und Laila werden von der frühsten Kindheit beginnend erzählt und vermitteln dem Leser das Gefühl, die Charaktere schon ein Leben lang zu kennen. Khaled Hosseini schafft es, die Personen sowie deren Eigenarten und Gefühle auf wunderbar lebendige Weise zu beschreiben. Er schildert die unglaubliche Wahrheit über die Stellung der Frau in der afghanischen Gesellschaft. Die Handlung ist realistisch, doch trotz aller Dramatik und Ungerechtigkeit ist Hoffnung ein Leitgedanke dieses Buches. Der Schreibstil von Hosseini ist oft wunderschön poetisch, niemals ausschweifend oder langatmig. Ein fast unerträglicher Spannungsbogen ist von Anfang bis Ende der Geschichte garantiert.

Mit „Tausend strahlende Sonnen“ ist eine Sonne am Literaturhimmel aufgegangen, die ihres gleichen sucht. Das Buch ist bewegend schön und berührend. Es ist eine Liebeserklärung an das Leben, an die Freiheit und an die Hoffnung. Die Hoffnung, dass auch in Afghanistan die Sonne wieder scheinen wird.
"... Nicht zu zählen sind die Monde, die auf ihren Dächern schimmern, noch die tausend strahlenden Sonnen, die verborgen hinter Mauern stecken..."
(Saib-e-Tabri, 17. Jhd., aus einem Gedicht über Kabul)

Dass auch im nächsten Jahr strahlende Sonnen für Euch scheinen mögen
wünscht Euch von Herzen Sabine

PS.: Noch ein Geheimtipp für alle Literaturbegeisterten:

Ingrid Wittich aus Mücke testet in ihren Literatur-Rätseln unser Bücherwissen, es macht viel Spaß mitzuraten! Schaut doch mal rein!

Bürgerreporter:in:

Sabine Presnitz aus Schwabmünchen

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