Brocken, DDR
Festung Brocken – Ein Berg einst unbesteigbarer als der Mount Everest
Der Harz hat eine Menge schönster Natur zu bieten. Für einen Nord- oder Mitteldeutschen bietet er sich, bevor mit dem Erzgebirge, dem Bayrischen Wald, dem Schwarzwald oder den Alpen noch höhere Berge beginnen, als attraktives Wanderziel an. Und ganz besonders natürlich der Brocken, der mit seinen 1141 Metern Höhe den höchsten Punkt dieses Mittelgebirges bildet. Seit eh und je war dieser Gipfel von Mystik und Aberglauben umweht und war schlechthin der Hexenberg überhaupt. Nicht erst Goethe hat ihn und seine Umgebung durch den Faust weltbekannt gemacht.
Wenn ich in früheren Jahrzehnten mit Familie oder Freunden im Westharz unterwegs war, dann zog der Brocken, egal wo wir auch waren, magisch unserer Blicke an. Wie imposant war er doch, und wie weit überragte er mit seinen Vorbergen Kleiner Brocken, Heinrichshöhe und dem Königsberg alle anderen Harzberge. Und wir konnten die Gebäude auf seinem kahlen Haupt erkennen, denn die Baumgrenze liegt dort bei etwa 1100 Meter. Von einigen Aussichtspunkten ergaben sich besonders schöne Blicke zu ihm hinüber. Das war vom Torfhaus, von der Felskuppe des Achtermanns und erst recht von der Skisprungschanze des Wurmbergs aus. Von dort war man ihm besonders nahe und sah auch tief unten die Dächer von Schierke liegen, auf der anderen Seite der Grenze. Nur fünf Kilometer war die Brockenkuppe entfernt. Und wir versuchten zu erkennen, ob die Bahn noch zu ihm hinauf fuhr. Doch wir konnten sie nie ausmachen.
So standen wir also oft an irgendwelchen schönen Aussichtspunkten und blickten wehmütig zum Brocken hinüber. Wie gern wären wir mal zu ihm hinaufgewandert und hätten von dort oben in die Ferne geblickt, denn der Brocken war berühmt für seine Aussicht. Auf Berge und Täler, Schlösser und Burgen. Auf die romantischen Orte am Harzrand. Auf Bad Harzburg, Ilsenburg und Wernigerode. Viel weiter hinüber auf den Kyffhäuser, den Thüringer Wald und bei klarer Sicht sogar bis zur Rhön hin. Doch alles das blieb uns verwehrt, denn der Brocken war ein unerreichbarer Berg, und wir kannten ihn nur aus den Schilderungen unserer Eltern, die vor dem Krieg dort oben waren. Für Bürger aus der Bundesrepublik war er ebenso gesperrt, wie für Bürger aus der Deutschen Demokratischen Republik, auch wenn er auf dem Boden ihres eigenen Landes lag. Für (fast) alle Deutschen war der Brocken unerreichbarer als der höchste Gipfel der Erde, der Mount Everest. Und nie im Leben hätten wir gedacht, dass sich an diesem Status während unseres Lebens je etwas ändern würde. Dass es dann doch anders kam, das war ein deutsches Wunder, und wir werden diese aufwühlenden Tage niemals vergessen.
Von den fünfziger bis weit in die achtziger Jahre stand ich oft an der Grenze. Im Harzvorland an der Osterwiecker Straße bei Lüttgenrode, das auf DDR-Seite lag, wo man von drei Seiten von Grenzbefestigungsanlagen umgeben war und bei Abbenrode. Am Harzrand bei Eckertal, einer Touristenattraktion auch für Holländer und Dänen, die mal einen Blick auf den Todesstreifen und die DDR werfen wollten, die wir nur Ostzone nannten. Oder oben im Harz bei Hohegeiß, wo ein Mahnmal darauf hinwies, dass an dieser Stelle ein Fluchtversuch tödlich gescheitert war. Und wo ein anderer Flüchtling, der bereits alle Grenzanlagen überwunden hatte und sich schwer verletzt auf das Gebiet der Bundesrepublik schleppen konnte, trotzdem von Grenzsoldaten der Volksarmee widerrechtlich zurückgeholt wurde.
Und von diesen Grenzübersichtspunkten aus sahen wir auf diese Grenze, die nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt in Ost und West aufteilte. In zwei über Jahrzehnte hin starre Machtblöcke, die sich an dieser Schnittstelle, die sich quer durch Deutschland zog, mit einem Atomwaffenarsenal gegenüberstanden, das die gesamte Menschheit bei einem möglichen 3. Weltkrieg gleich mehrere Male hätte vernichten können. Das war die Zeit des Kalten Krieges, die jüngere Menschen nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen.
Und wenn wir vor den Grenzbefestigungsanlagen standen und hinüberblickten, dann fragten wir uns, was die Menschen, die ja Deutsche waren wie wir, wohl über dieses Bollwerk denken würden, das die SED-Führung und Karl Eduard von Schnitzler, der Chef-Agitator des DDR-Fernsehens, ihnen als Schutzwall vor dem kapitalistischem Westen, vor dem imperialistischen Klassenfeind, verkaufen wollten. Fühlten sich die Bürger der DDR, die in den Dörfern an der Grenze lebten, diese ständig vor Augen, eingesperrt, oder eben doch nicht? Und ein Bollwerk war diese Grenze wirklich. Zunächst bestand sie in den sechziger Jahren neben der fünf Kilometer breiten Sperrzone, die nur mit Passierscheinen betreten werden durfte, aus Minenfeldern, Beobachtungsbunkern, zum Teil nachts beleuchteten Grenzabschnitten, wie zeitweise auch am Brocken, aus hohen Stacheldrahtzäunen. Doch als wir im Juli 1968 bei Abbenrode an der Eckerbrücke standen, konnten wir aus nächster Nähe zusehen, wie die Grenze ausgebaut und modernisiert wurde. Ein etwa drei Meter hoher doppelter engmaschiger Metallgitterzaun wurde errichtet. Selbstschussanlagen, die bei Berührung von Drähten zerhacktes Blei verschossen, wurden angebracht. Kurzzeitig wurden an manchen Grenzabschnitten auch scharfe Hunde eingesetzt, die an langen Drähten entlanglaufen konnten.
Arbeiter sprengten damals Löcher für die neuen hohen Grenzpfähle in den Boden. In der Nähe des Grenzübersichtpunktes mussten die Löcher von Hand gegraben werden, damit bei den Sprengungen das Erdreich nicht bis zu uns neugierig Zuschauende herüberspritzte. Volksarmeesoldaten mit Gewehren im Anschlag standen dabei, um jeden nur möglichen Fluchtversuch zu vereiteln.
Für uns Westdeutsche war es damals ein Leichtes, die eigentliche Grenze zu übertreten. Die lag nämlich etwa 30 Meter vor dem hohen Grenzzaun und war nur durch etwa einen Meter hohe weiße Holzpfähle gekennzeichnet, die in einem Abstand von vielleicht 50 Metern in den Boden gerammt waren. Natürlich reizte es uns, mal einen Schritt darüber zu tun, und wir waren in der Ostzone. Doch von drüben wurden wir auch mit Ferngläsern beobachtet.
Eine Schwester unseres Opas hatte ein Haus in Eckertal. Dieser kleine Ort mit seiner einzigen Straße lag parallel zur Grenze. Und alle Gärten der Häuser der östlichen Straßenseite zogen sich bis an die Ecker hinunter, deren Bachmitte die Grenze bildete. Und natürlich fanden wir Kinder das sehr aufregend. Die Grenze war für uns irgendwie unheimlich. Doch wir konnten es an heißen Sommertagen nicht lassen, mit unseren nackten Beinen durch die Ecker zu waten, und sogar mal kurz zum anderen Ufer hinüber zu gehen, wohlwissend, dass wir nun in der Ostzone waren. Doch dann liefen wir schnell wieder zurück, denn es hätte ja sein können, dass irgendwo im Dickicht ein Grenzer der Volksarmee hätte lauern können.
An das alles und noch viel mehr muss ich immer wieder denken, wenn ich am Brocken unterwegs bin, und das ist nicht selten der Fall, ist doch dieser Berg auch heute nach über 23 Jahre nach der Grenzöffnung ein besonders attraktiver Berg. Und damals war er für uns noch reizvoller. Doch er war ein eingekerkerter Berg, nicht viel weniger als eine Festung. Nicht nur, dass er in der Sperrzone lag. Sein Gipfel war von einem Zaun, seit 1985 sogar von einer dreieinhalb Meter hohen Betonplattenmauer mit Beobachtungsstandpunkten umgeben, die etwa auf einer Länge von zwei Kilometern den Gipfel umspannte. Innerhalb dieses Gebietes durften sich nur bestimmte Personen aufhalten. Nur wenige Arbeiter des Wetterdienstes und der Post, die die technischen Anlagen des Fernsehsenders betrieben. Später etwa 50 bis 100 Soldaten der Volksarmee, die im kasernenhaften Brockenbahnhof untergebracht waren. Leute des Staatssicherheitsdienstes, und Sowjetsoldaten und Abhörspezialisten der Überwachungsanlagen.
Dabei wurde der Brocken nach dem Krieg zunächst von den Amerikanern besetzt. Erst im Frühjahr 1947 wurde er dann, warum auch immer, von den sowjetischen Streitkräften übernommen. Und da der Brockengipfel der höchste Punkt im Umkreis von mehreren hundert Kilometern war, eignete er sich natürlich zum Beobachten Westeuropas, wie kein anderer Punkt. Die DDR hatte in der sogenannten Brockenmoschee mit der runden Kuppel, in der heute ein Museum untergebracht ist, einen Abhörstützpunkt namens Urian. Von dort gab es sogar eine Direktleitung nach Magdeburg, und von dort weiter nach Ost-Berlin. Die Stasi konnte bis zum Ärmelkanal horchen. Als Erich Honnecker 1987 Helmut Kohl in der Bundesrepublik traf, konnten Telefongespräche des Bundeskanzlers, die er aus seinem Dienstwagen führte, abgehört werden. So wusste Honnecker in etwa Bescheid, was in der BRD auf ihn zukommen würde.
Ebenso standen auf der Westseite des Gipfelplateaus zwei mobile Abhörstationen, die in kuppelförmigen Bauten, den Radomem, untergebracht waren, zur Verfügung. Die gehörten jedoch den Sowjets, die ihren Brockenhorchposten unter dem Tarnnamen Jenissei führten. Diese bekamen die Technik ihrer Abhöranlagen kurioserweise aus dem Westen. Sie bezogen sie über den Umweg Frankreich von der westdeutschen Firma Siemens. Und als in der Zeit des Kalten Krieges Ende der siebziger Jahre die Aufrüstung eine neue Dimension erreichte, war der Brocken für die Sowjets als westlichster vorgeschobener Horchposten von besonderer Bedeutung. Deswegen wurde der Gipfelbereich auch modernisiert. Über eine Million Tonnen Kalksteinschotter aus Rübeland wurden dazu mit der Bahn heraufgekarrt, um für die Fundamente neuer Anlagen einen festen Boden zu liefern. Auch wurde Anfang der Achtziger damit begonnen, die Brockenmauer aufzustellen, die aus einzelnen Betonelementen bestand. Sie sollte als Schutz von außen wie auch von innen dienen, sollte eine Flucht aus diesem „Gefängnis“ doch unmöglich gemacht werden. Doch im Winter verlor die Mauer ihren Sinn. Durch meterhohe Schneeverwehungen verlor sie an manchen Stellen ihre Höhe. Im Winter 1970 gab es mit einer Schneehöhe von 3,80 Metern sogar einen Rekord. Noch kurz vor der Wende gelang von dort oben zwei Maurern die Flucht, die an der Antennenanlage beschäftigt waren. Im Frühjahr des Folgejahres kehrten sie nach der Wende an ihren Arbeitsplatz zurück. Ironie des Schicksals.
Nicht weniger kurios war es mit dem großen Horchposten der Nato gegenüber auf dem Wurmberg, der von den Amerikanern betrieben wurde und der immerhin auch locker die 1000-Meter-Marke überschritt und damit weit in den Osten hineinhorchen konnte. Die Nato bezog ihren Strom zu dessen Betreibung aus Schierke, also aus der DDR. Aber der Westen hatte noch mehr Horchposten auf den Harzbergen stationiert. So zum Beispiel auf dem Stöberhai bei Bad Sachsa oder auf dem Schalke zwischen Hahnenklee und Schulenberg.
Nicht zu beneiden waren die Sowjetsoldaten, die auf dem Brocken ihren Dienst tun mussten. Jede Partei hatte sich in dem eingemauerten Bereich noch einmal mit Schutzzäunen umgeben, um sich von den anderen abzugrenzen. Und diesen militärischen Bereich durften die Soldaten normalerweise nicht verlassen. Abgesehen einmal von den Offizieren. Die Soldaten lebten dort oben, bevor sie nach eineinhalb Jahren wieder abgezogen wurden, wie in einem Gefangenenlager. Bei fünf Monaten Winter, zum Teil eisigen Temperaturen und Orkanböen. Bei unzureichender Heizung und mit hundert Mann in einem Raum (jeder Soldat hatte für sich nur ein kleines privates Schließfach) eingepfercht, war das sicher kein Vergnügen. Soweit mir bekannt, durften die Soldaten jedes Vierteljahr an einem Tag nach Halberstadt hinunter, um dort einzukaufen. Natürlich waren das für sie schlimmste Verhältnisse, und sie waren sicher froh, als sie 1994 den Brocken endgültig verlassen durften. Selber bin ich dort noch den letzten Sowjetsoldaten begegnet, die sogar für ein Foto posierten. (Leider ist ausgerechnet dieser Film in einem Fotolabor verloren gegangen.)
Und dann kam im Herbst 1989 das, was wohl kaum ein Mensch, weder in Ost noch in West, für möglich gehalten hätte. Die Bürger der DDR begannen mit der friedlichen Revolution, und am 9. November blieb dem SED-Staat nichts anderes übrig, als unter dem Druck des eigenen Volkes in Berlin die Mauer zu öffnen. Die Geschichte kennen wir alle.
In den Tagen darauf wurden immer mehr Stellen an der innerdeutschen Grenze geöffnet, so auch im Harzgebiet. Tausende Menschen aus beiden Teilen Deutschlands kamen in diesen Tagen erstmalig wieder nach Schierke am Fuß des Brockens, war doch die Fünf-Kilometer-Sperrzone aufgehoben. Und dann war es endlich auch für die Brockenkuppe so weit. Es war der 3. Dezember 1989, ein Sonntag, als Hunderte Menschen von Ilsenburg, Wernigerode, Elend und Schierke zum Brocken hinauf wanderten, sich vor dem Tor der „Festungsmauer“ versammelten und schließlich darauf drangen, so dass dieses von den Offizieren der Volksarmee geöffnet werden musste. Damit war der Gipfel zur grenzenlosen Freude der Menschen frei. Ein historischer Tag nun auch für den Harz.
Einen Monat später, am 10. Januar 1990, startete dann auch ich von Ilsenburg aus zu einer Wanderung auf den höchsten Harzgipfel. Für mich war es ein merkwürdiges Gefühl, mit dem Wagen die Eckerbrücke bei Eckertal nach Stapelburg hinüber zu überqueren. Wie oft hatte ich doch hier auf dem kleinen Turm des Grenzübersichtspunktes gestanden und hatte die nahen Häuser von Stapelburg auf der anderen Seite der Grenze vor Augen. Doch nun hatte ich über eine provisorische Behelfsbrücke, weil die alte Brücke im Laufe der Jahrzehnte marode geworden war, freie Fahrt. Schon damit war für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, denn die Strecke nach Ilsenburg hin, die ja im Sperrgebiet lag, war Neuland für mich. Wenn ich damals bei meinen Verwandten in Blankenburg zu Besuch war, dann kam ich hinter Wernigerode von östlicher Seite zumindest bis zur Sperrzone und guckte von dort auf die Berge bei Eckertal, sozusagen von der anderen Seite. Es war unglaublich, dass ich das nun erleben durfte.
Vorbei an den himmelhohen Schornsteinen der Ilsenburger Hütte, die überall im Umland ihre Giftfrachten abluden, kam ich in den Ort hinein. Einst war der Ort, wie Braunlage auch, ein Vorzeigeort des Harzes gewesen. Doch die schönen Villen am See mitten im Ort waren ziemlich heruntergekommen. Sie drohten zu verfallen. Wer Ilsenburg damals vor oder kurz nach der Wende erlebt hat und heute hindurchschlendert, der traut seinen Augen kaum. Einen Besuch dieses schönen Ortes kann ich unbedingt empfehlen.
Und so wanderte ich dann an den maroden Hausfassaden der FDGB-Ferienheime vorbei, vor denen Berge von Kohlen angehäuft waren, zum Eingang des Ilsetales hinauf. Aus den Schornsteinen der Häuser stieg der graue Rauch der Braunkohleöfen, und auch der Gestank der Trabis mit ihren Zweitaktmotoren, der so typisch war, hatte sich im engen Tal festgesetzt. Auf den Spuren Heinrich Heines, der diesen Weg vom Brocken einstmals in entgegengesetzter Richtung abgestiegen war, stieg ich nun das Tal hinauf. An den schönen Ilsefällen vorbei, am Meineckenberg, über das Brockenbett, da der Weg über den Hirtenstieg noch gesperrt war, und die letzten Kilometer über die Brockenchaussee. Und schließlich passierte ich morgens das offene Tor in der Brockenmauer und stand kurz darauf auf dem höchsten Punkt des Harzes.
Sehen konnte ich fast nichts, obwohl weiter unten das Wetter ganz ordentlich war. Die Sichtweite im Nebel betrug keine 50 Meter. Und das ist typisch für den Brocken, denn an den meisten Tagen des Jahres liegt er, zumindest zeitweise, in den Wolken. So hatte ich den Brocken in den Jahrzehnten davor so oft bei klarster Sicht aus der Ferne betrachtet, auch von Hannover aus. Doch nun stand ich auf seinem Gipfel und sah fast nichts. Nur kurz tauchten bei einem Rundgang vor mir das Gebäude des Fernsehsenders und die militärischen Anlagen aus der grauen Suppe auf. Doch das war fast egal, denn es war für mich ein ergreifendes Gefühl nun an diesem Ort stehen zu können, auf dem Gipfel der Sehnsucht so vieler Menschen, von dem wir nie gedacht hätten, dass wir ihn je betreten könnten. Ein Traum war in Erfüllung gegangen.
Inzwischen war ich fast 40 mal auf dem Brocken. Viele Wege führen dort hinauf, und alle haben ihren eigenen Reiz. Zu Sonnenauf- und Sonnenuntergängen war ich dort oben. Im Winter und im Sommer. Auf Stiefelsohlen, auf Skiern oder mit dem Rad. Jedes Mal war es anders, und immer wieder schön und eindrucksvoll. Mal war es neblig, mal war die Sicht frei und reichte zu allen Seiten weit ins Land hinein. Mal lag die Temperatur bei sommerlichen 20 Grad, mal lag sie gefühlt im Winter bei Sturmböen bei minus 35 Grad. Mal waren oben hunderte Menschen versammelt, einmal war ich, abgesehen vom Personal der Station in den Gebäuden, völlig allein. Wohl fast alles habe ich dort oben schon erlebt, und sicher werde ich an diesem Berg noch viel erleben. Bei jeder Wanderung weiß ich es zu würdigen, dass das nun überhaupt möglich ist, dass der Brocken ein freier Berg ist, und dass die Zeit des Kalten Krieges und eines zweigeteilten Deutschlands endgültig vorbei ist. Und das ist einfach ein gutes Gefühl.
Siehe auch:
- Erinnerungen an die DDR - aus der Sicht eines Westlers
- Der Harz - Das nördlichste Mittelgebirge von seiner schönsten Seite
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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