Preußens Lange Kerls

Die Garde bei einem Auftritt vorm Neuen Palais im Oktober 2007 | Foto: gemeinfrei über Wikimedia Commons
  • Die Garde bei einem Auftritt vorm Neuen Palais im Oktober 2007
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Die Langen Kerls waren eine militärische Einheit der preußischen Armee. Der Name entstammt dem Volksmund, da die Soldaten alle über sechs Fuß (etwas mehr als 188 cm) groß sein mußten, was zur damaligen Zeit eine Seltenheit war. Der offizielle Name der Einheit wechselte im Laufe der Geschichte. Folgende Bezeichnungen führte die Einheit: Regiment Kurprinz, Rothe Grenadiere, Großes Leibbataillon Grenadier, Lange Potsdamer Königsregiment Nr. 6, Grenadier Garde Bataillon Nr. 6, 1. Bataillon des 1. Garderegiments zu Fuß, Infanterieregiment No. 6, Potsdamer Riesengarde.

Das Regiment wurde im Jahr 1675 unter dem Namen „Regiment Kurprinz“ aufgestellt. Stationiert war die Einheit damals in Wusterhausen, dem späteren Königs Wusterhausen. Ab 1710 formierte der Kronprinz Friedrich Wilhelm das Regiment um und warb hochgewachsene junge Männer an. Nach der Krönung Friedrich Wilhelm I. zum König in Preußen im Jahr 1713 erhielt das Regiment den Ehrentitel Garde und wurde in Potsdam stationiert.

Um ausreichend große Rekruten für die Riesengarde zu erhalten, waren viele Werber in Preußen und im europäischen Ausland unterwegs. Mit Versprechungen, Handgeldzahlungen, üblen Tricks, Zwangsmaßnahmen und Entführungen wurde der Nachschub dem König zugeführt. Aber auch die europäischen Fürsten schacherten. So kaufte Friedrich Wilhelm Männer vom niederländischen König und verschenkte dafür seine wenigen Kolonien. Peter I. von Rußland erhielt für einige Riesen das berühmte Bernsteinzimmer. Der Unterhalt der Truppe war aber auch ohne diese Ankäufe sehr kostspielig. Neben den normalen Kosten für Verpflegung, Ausrüstung und den höheren Sold versorgte der König seine Riesen auch noch mit Häusern, Grundstücken und anderen Privilegien.

Als Friedrich II. im Jahr 1740 den Thron bestieg, löste er das etwa 3.800 Mann starke Regiment auf. Die Unterhaltskosten standen für den praktisch denkenden König in keinem Verhältnis zum militärischen Nutzen. Bis auf ein Bataillon, der Königs Grenadier-Garde Nr. 6, wurden alle Soldaten auf andere Regimenter vereilt.

Das Bataillon nahm an mehren Schlachten (u. a. während des Siebenjährigen Krieges) teil. Bei der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt gegen Napoleon Bonaparte wurde das Königsbataillon geschlagen und kapitulierte bei Erfurt und Prenzlau. Anschließend wurde es endgültig aufgelöst. Das nach dieser Niederlage aus den Resten der verschiedensten Garden neugegründete 1. Garde-Regiment zu Fuß übernahm die Tradition der ehemaligen Riesengarde, allen voran das Vorrecht eine Königsgarde zu sein.

Im Jahr 1990 gründete sich der Vereinigung zur Förderung und Pflege der Tradition der Potsdamer Riesengarde 'Lange Kerls' e.V. in Potsdam. Der Verein möchte die Bevölkerung mit der ehemaligen Elitetruppe des Soldatenkönigs bekanntmachen. Dazu ließ der Verein originalgetreue Uniformen schneidern und die Gewehrimitationen nachbauten. Mit ihren Auftritten im In- und Ausland sorgen sie für große Aufmerksamkeit. Während sich der Verein als Bewahrer und Pfleger eines regionalen Erbes sieht, sprechen andere von einem Aufleben des traditionellen Militarismus.

Bürgerreporter:in:

Udo Unkelbach aus Potsdam

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