MACHT BESSER! - Eine Ausstellung über die Potsdamer Bürgerbewegungen 1989
Am 16.10.2009 wurde die Ausstellung „MACHT BESSER! Eine Ausstellung über Potsdamer Bürgerbewegungen ’89“ von Studierenden der Studiengänge Kulturarbeit, Design und Archiv (Fachhochschule Potsdam) mit Peter Lichts Lied „Wir werden siegen“ eingeläutet. Es sollte unter anderem die Aufbruchstimmung ’89 wieder spiegeln.
Die Aufbruchstimmung, die in der Zeit von vielen Bürgern genutzt wurde, um für bessere Lebensverhältnisse und Gesellschaftsformen aktiv zu werden.
Somit standen diese Veränderungsvorschläge, -versuche und -erfolge der Potsdamer Bevölkerung im Fokus der Ausstellung.
Exemplarisch für die vielen verschiedenen Potsdamer Bürgerbewegungen, wurde die Gruppe ARGUS (Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung) und dessen Aktionen und Mitglieder näher beleuchtet. Aber auch andere Potsdamer Bürger, die nicht in einer Arbeitsgemeinschaft organisiert waren und dennoch aktiv gegen die Missstände in ihrem Lebensumfeld gekämpft haben, wurden genannt und vorgestellt. Themen der Ausstellung waren die Wahl ’89, Umweltschutz, Veränderungen in der Altstadt Potsdams sowie die Demonstrationen im Herbst ’89. Neben der Recherche in Archiven (z.B. BStU, Stadtarchiv, ARGUS-Archiv) führten Studierende der Studiengänge Archiv und Kulturarbeit während der Ausstellungsvorbereitungen Interviews mit Zeitzeugen durch, welche sich damals in Potsdam für Veränderungen des eigenen Umfelds und der politischen Machtverhältnisse einsetzten.
Dieses Engagement faszinierte die Studenten. Ihre persönlichen Geschichten verhalfen ihnen dabei, ein Gefühl für die damalige Atmosphäre zu entwickeln. Um diese Erfahrungen auch mit den Besuchern der Ausstellung zu teilen, waren die Erzählungen der Zeitzeugen in Ausschnitten in der Ausstellung zu hören. Ihren Stimmen konnte an themenspezifischen Hörstationen über Telefonhörer gelauscht werden. In Anlehnung an jene Erinnerungen wollten die Studierenden auch dazu anregen, die Fragen von damals in die Gegenwart zu transportieren. Wie will ich leben? Wie soll die Stadt gestaltet sein? Wie kann ich mich engagieren?
So spielte bei der inhaltlichen Aufbereitung der Ausstellungsthemen auch die Reflexion über das eigene Engagement für Verbesserungen heutiger Lebensumstände eine wichtige Rolle. Auch wenn diese Umstände nicht immer zufrieden stellend seien und deren mögliche Gegenmaßnahmen bekannt, starten heutige Studierende nach Meinung der Ausstellungsmacher seltener den aktiven Versuch zur Veränderung. Die Studierenden stießen während des Projekts auf eine andere Art des Umgangs als Teil ihrer Lebensrealität. Dazu gehört Popkultur und ihre kritischen und politischen Töne in Titeln wie „Die Diktatur der Angepassten“ (Blumfeld) oder „Aber hier leben, nein danke“ (Tocotronic). Auch hier finden die Studierenden einen Anstoß zum gemeinsamen Austausch darüber, was man besser machen kann, warum man auf die Straße geht oder nicht. Hin und wieder flüchten sie sich jedoch in diese Welt, gewinnen aber dennoch in der Auseinandersetzung die Motivation zu bewegen und sich denen anzuschließen, die es längst besser machen. Frei nach dem Songtitel Peter Lichts: Wir werden siegen.
Die Ausstellung wurde von zwei Rahmenveranstaltungen begleitet. Zum einen wurde eine an die Ausstellung angelehnte Führung durch die Altstadt Potsdams angeboten. Durchgeführt wurde diese von Karin Flegel, der Geschäftsführerin der URANIA und befragte Zeitzeugin der Ausstellung. Zum anderen wurde für die Finissage ein Abendessen mit den für die Ausstellung interviewten Zeitzeugen anberaumt. Dieses fand in einer gemütlichen und authentischen Atmosphäre in den Ausstellungsräumen statt und bot dem öffentlichen Publikum die Möglichkeit bei Märkischer Kartoffelsuppe, Schmalzbrot und Rotwein die damaligen abendlichen Küchensitzungen der Zeitzeugen nachzuempfinden und zu erfragen, was auch nach der Ausstellung offen geblieben ist.
Text: Magdalene Loda, Isabel Winter und Anne Gebauer
Bürgerreporter:in:Redaktion Potsdam aus Potsdam |
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