Breite Straße in Potsdam
Breite Straße in Potsdam
Ein Streifzug durch die Vergangenheit und Gegenwart einer wichtigen Magistrale in Potsdam.
Eine erlebnis- und abwechlungsreiche Straße, wo man die Bilder wie ein Puzzle zusammensetzen muß. Der Beitrag soll Besuchern und Neupotsdamern einige Erkenntnisse vermitteln. Aber auch Alteingesessenen bietet der Beitrag sicher neue Erkenntnisse und Zusammenhänge. Die Breite Straße wurde im 17. Jahrhundert als Allee errichtet, damals noch unter dem Namen. „Kurfürstliche Freiheit“, wohl auch Curfürstliche Freyheit genannt. Davor existierte sie bereits unter dem Namen „Allee gegen Pannenberg“. Auch damals schon wurden alte Gebäude abgerissen und der Bauherr, Friedrich der Große (1712-1776), ließ auf eigene Kosten repräsentative Bauten errichten. Einige davon, wie die Hiller-Brandtschen Häuser, das große Potsdamer Militär-Waisenhaus, das Predigerwitwenhaus oder das Haus, indem sich heute die Spielbank befindet, präsentieren sich noch heute den Besuchern. Die Straße war begrenzt am Neustädter Tor, Nähe der heutigen Schopenhauer Straße. Ich lernte noch den alten Standtort des Obelisken kennen, bevor er restauriert und auf einem anderen Standort wieder aufgebaut wurde. In diesem Ensemble gibt es weitere historische Bauten. Einige sollten hier nur erwähnt werden, sozusagen den Rahmen bilden, um den Lesern ein paar private Fotos vorzustellen. In einem der alten Häuser war die Drogerie und Farbenhandlung Schukat etabliert. Ich habe dort gern eingekauft, es machte richtig Spaß. Sie war jedenfalls auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingestellt. Farben wurden nach den Wünschen der Kunden in den entsprechenden Tönen gemischt.
Wahrscheinlich führte die schlechte bauliche Substanz der Häuser in der damaligen Wilhelm-Külz-Straße und die finanziellen Engpässe der Stadt Potsdam zum Abriss vieler Häuser; ich kann da nur Vermutungen anstellen. Es sollte wohl eine „sozialistische“ Magistrale geschaffen werden. Während auf der einen Seite der Breiten Straße Studentenwohnheime, Wohnblöcke sowie Hochhäuser gebaut wurden, blieb die freie Stelle vor dem Polizeigebäude lange Zeit ein Parkplatz. Nach der politischen Wende errichtete die Industrie- und Handelskammer (IHK) dort ihr Domizil, welches mich damals zu einer Leserzuschrift in der Zeitung veranlasste, da mir das alles wie ein „Lenin-Mausoleum“ aussah. Aber über Geschmack lässt sich nicht streiten. Diese Situation veranschaulichen hier einige Fotos.
Von der Garnisonkirche, welche gegen Ende des zweiten Weltkrieges nahezu vollständig ausbrannte, ist heute nur ein Torbogen übrig und erinnert an die Sprengung des Kirchturmes Ende 1960. An diesem Tag war ich Zuschauer der Aktion und stand unmittelbar am „Ochsenkopfhaus“. Aktivitäten zum Wiederaufbau der Kirche sind umstritten, da dort am 21. März 1933 Reichspräsident Hindenburg symbolisch Reichskanzler Hitler die Macht übertrug. Mit dem „Tag von Potsdam“ kam es zur Einleitung der faschistischen Herrschaft in Deutschland. Der Neuaufbau der Garnisonskirsche ist aber auch abhängig von den finanziellen Mitteln, die heute noch nicht im erforderlichen Maße bereitgestellt werden können, mal ganz abgesehen von politischen Aspekten.
Im Jahr 1948 wurde die Straße umbenannt und erhielt den Namen des Vorsitzenden der LDPD in der DDR, Wilhelm Külz (1875-1948). Ihren alten Namen zurück erhielt sie im Jahr 1992. Zu DDR-Zeiten kam es 1972/1973 zur Verlängerung der Breiten Straße vom Neustädter Tor bis zur Zeppelinstraße. Bei meinen damaligen „Exkursionen“ habe ich noch die Reste des ehemaligen Sägewerks Becker kennen gelernt. Es grenzte an die Havelbucht, welche für den Antransport der zur Verarbeitung benötigten Holzstämme genutzt wurde. Der Zugang bzw. die Zufahrt zu dem Grundstück von „Holz-Becker“ erfolgte ungefähr neben dem heutigen Sparkassengebäude. Ein Teil der Neustädter Havelbucht wurde zugeschüttet und Wohnungsbauten sowie die Gaststätte „Seerose“ errichtet. Inmitten des Volksfestes zum 40. Jahrestag der Bodenreform 1986 fand die Bauernhochzeit von Marlis R. und Norbert B. aus Groß Kreutz in der Gaststätte „Seerose“ in der Breiten Straße statt. Das war ein guter Einfall, denn Bodenreform und Bauernhochzeit passten zusammen. Die Demonstration aus Anlass der Bodenreform wurde angeführt von der Partei- und Regierungsspitze der DDR. Demonstrationen und Paraden gab es in der Geschichte der Stadt Potsdam viele. Wem wundert es daher, wenn dies stets Nachahmer fand, immer mit einem anderen politischen Hintergrund. Auch ich gehörte damals zu den zahlreichen Zuschauern am Rande der Straße. Es regnete an diesem Tag. Von der Spitze des Demonstrationszuges mit E.H, Günther Jahn u.a. Ehrengästen besitze ich ein Foto, wollte es aber hier nicht präsentieren und stelle deshalb ein Bild aus der zweiten Reihe der Teilnehmer ein. Ich kann nur annehmen, dass an diesem Tag ein Gegenpol zum „Marsch auf Potsdam“ geschaffen werden sollte.
Die Breite Straße ist ein geschichtsträchtiges Areal, welches stetigen Wandlungen unterworfen war und sein wird. Sie ist nun ein Gemisch von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, denn zurzeit erfolgt der Rückbau bzw. die Verlegung der Straße im Zuge des Wiederaufbaues des Schlosses und Landtagssitzes. Überarbeitungen werden hier von mir sicher folgen. Alles sehr kompliziert. Habe auch Schwierigkeiten mit dem Bildformat.
Das letzte Foto über die DEMO war ursprünglich nicht beabsichtigt, kann auch wieder entfernt werden. Es ging mir nur darum, hat es geregnet oder nicht. Wann war das nun?
Bürgerreporter:in:Hans-Dieter Behrendt aus Potsdam |
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